Mehr Teamgeist im Studium
Von Hörsaalkino bis Erstifahrt – die Fachschaftsinitiative Physik macht es vor
Die Fachschaftsinitiative Physik der Humboldt-Universität sorgt mit vielen Aktivitäten für Stimmung auf dem Campus Adlershof.
Das Fachschaftsbüro im ersten Stock des Physikgebäudes in der Newtonstraße 15 ist auch morgens um zehn schon belegt. Zwei Studierende blicken – die Kaffeetassen in der Hand – konzentriert auf ihre Computerbildschirme. „Normalerweise ist es hier noch voller, viele kommen gerne zum Frühstücken oder zum Arbeiten vorbei“, sagt Benjamin Dummer und lässt sich in eines der gemütlichen Sofas fallen, die einen bunten flachen Tisch umringen. An den Wänden stehen Regale mit Fachliteratur, an der Pinnwand hängen Veranstaltungshinweise.
Breites Filmangebot: Vom Klassiker bis zu neuen Produktionen
Wie sein Kollege Antonio Rylke ist Dummer schon seit einigen Jahren in der Fachschaft aktiv. Beide engagieren sich in der akademischen Selbstverwaltung, sitzen in Berufungskommissionen und beteiligen sich mit Vorschlägen, wenn es um den Entwurf neuer Studienordnungen geht. „Es ist einfach eine spannende Arbeit, weil man Kontakte zu Kommilitonen aller Semester bekommt“, sagt Rylke.
Besonders am Herzen liegt den beiden Siebtsemestern derzeit ein Projekt, das mit ihrer künftigen Profession eher wenig zu tun hat: Im Schnitt einmal wöchentlich verwandelt die Fachschaft das um die Ecke des Physikinstituts liegende Erwin-Schrödinger-Zentrum in einen Kinosaal. Wo sonst Fachvorträge gehalten werden, laufen im Rahmen des „Hörsaalkinos“ Filmklassiker wie Monty Pythons „Sinn des Lebens“ oder „Die üblichen Verdächtigen“ mit Kevin Spacey. Für nur einen Euro Eintritt und eine jedes Semester anfallende Clubgebühr von 50 Cent werden auch aktuelle Produktionen gezeigt, wie kürzlich der viel gelobte Meeresfilm „Planet Ocean“.
Wunschfilmseite
Es hat ein wenig gedauert, bis sich das seit etwa einem Jahr existierende Kinoangebot in Adlershof herumgesprochen hatte. „Am Anfang kamen oft nur drei Leute, heute sind es oft mehr als 50“, freut sich Dummer, der wie seine Fachschaftskollegen fleißig Flyer auf dem Campus verteilt. Auf der Facebook-Seite der Fachschaft können Studierende Vorschläge für Filme einreichen. Die Vorstellungen beginnen schon um 17 Uhr, damit im Anschluss noch Zeit bleibt für Unternehmungen in Berlin.
Über den Tellerrand des eigenen Fachs hinausblicken
Neben der Entspannung im anstrengenden Vorlesungsalltag wollen die angehenden Physiker das Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dem Campus stärken: „Wir gehören zu einer neuen Generation, die auch mal über den Tellerrand des eigenen Fachs hinausblickt“, sagt Dummer. Doch auch innerhalb des Physikinstituts, an dem etwa 20 Professoren mehr als 700 Studierende betreuen, haben die Fachschaftler alle Hände voll zu tun: Besonders beliebt sind die Erstsemester-Fahrten ins Europäische Jugendbegegnungszentrum am Werbellinsee. 25 Fachschaftler führen dort alljährlich bis zu 80 Anfänger in die Geheimnisse des Studienalltags ein. „Auf diesen Ersti-Fahrten bilden sich oft Cliquen, die dann das ganze Studium zusammenbleiben“, erzählt Rylke.
Mit den Profs bei Kaffee und Kuchen
Im letzten Jahr gab es erstmals zusammen mit anderen Instituten eine Campusralley, bei der die Neuankömmlinge spielerisch lernten, wo sie wichtige Orte wie das Studentencafé MOPS finden. Zu weiteren Projekten gehören ein studentisches Mentorenprogramm und regelmäßige Treffen mit Professoren, die Erstsemestern bei Kaffee und Kuchen ihr Arbeitsgebiet vorstellen. „Wir wollen dem verschulten Charakter des Studiums ein bisschen entgegenwirken und den Leuten die Angst vor der ‚Autorität` Professor nehmen“, sagt Dummer.
Ein bisschen Sorge bereitet den Fachschaftlern die beengte Raumsituation im Physikgebäude, die kaum Aufenthaltsplätze für die Studierenden lässt. „Die können ja schlecht alle bei uns im Fachschaftsraum sitzen“, lacht Rylke. „Aber wir werden schon eine Lösung finden.“
Von Claudia Wessling für Adlershof Journal