Mikro-Technik, Maxi-Erfolg
Innovative Unternehmen machen Adlershof zu einem globalen Hot Spot für Mikrooptik und Mikrosystemtechnik
Die Technik ist in dieser Form einmalig und keineswegs schnell erklärt. Dennoch gelingt Björn Wedel ein anschaulicher Vergleich: „Im Grunde handelt es sich um ein Stromkabel mit Bohrmaschine – nur mit dem Unterschied, dass kein Strom, sondern Laserlicht präzise zum bearbeitenden Werkstück geführt wird.“ Wedel ist zusammen mit Bernhard Lummer Gründer und Geschäftsführer der PT Photonics Tools GmbH. Die vor knapp zwei Jahren gegründete Firma entwickelt, produziert und vertreibt spezielle Laserwerkzeuge, mit denen Ultrakurzpulslaser für viele Anwendungsgebiete industrietauglich werden.
Die innovativen Systemkomponenten für Ultrakurzpulslaser (UKP) ermöglichen es, dass der Laserstrahl ohne nennenswerte Leistungsverluste auf das Werkstück geführt und dort hochpräzise platziert wird. „Wir haben hier in Adlershof die Machbarkeit dieser Technologie demonstriert, was den Einsatz des UKP in den nächsten Jahren entscheidend beeinflussen wird“, sagt Wedel. Das Anwendungsspektrum in der industriellen Mikrobearbeitung wird sich drastisch ausweiten: von der Automobil- über die Halbleiter- bis zur Elektronikbranche. Sie alle profitieren von den Vorteilen des UKP, durch die unterschiedliche Materialien – auch Kunststoffe und Kohlefaserverbundwerkstoffe – flexibel mit den hochenergetischen, extrem kurz gepulsten Laserstrahlen bearbeitet werden können. Dabei gelangt praktisch keine Wärme in das Grundmaterial, wodurch sich der UKP-Laser hervorragend für die Oberflächenbearbeitung, etwa von Mikrochips oder Glasfasern, eignet.
„Es handelt sich nicht um eine technische Spielerei, sondern um eine Anwendung mit großem Marktpotenzial“, betont Wedel. Entsprechend optimistisch blickt er in die Zukunft: Das jetzt 15 Mitarbeiter starke Start-up soll in fünf Jahren auf 30 bis 50 Beschäftigte wachsen. „Die Infrastruktur am Standort Adlershof und die guten Rekrutierungsmöglichkeiten unterstützen den weiteren Ausbau des Unternehmens“, sagt Wedel.
Ambitionierte Wachstumspläne verfolgt auch die eagleyard Photonics GmbH, ein führender Anbieter von Hochleistungslaserdioden. Das 32-Mitarbeiter-Unternehmen möchte, so Geschäftsführer Jörg Muchametow, den heutigen Umsatz von fünf Millionen Euro in fünf Jahren verdoppeln und das Team um zehn neue Kräfte aufstocken. „Die Rekrutierung fällt leicht, da es dank der zahlreichen Forschungsinstitute und den Unis in Berlin viele Spezialisten in dem Bereich gibt“, sagt Muchametow. Die reiskorngroßen Laserdioden werden von Adlershof aus in alle Welt verkauft, meist an Lasersystemhersteller und Forschungsinstitute. Hauptanwendungsfelder sind die Medizintechnik, die berührungslose Messtechnik, die Spektroskopie und die Weltraumtechnik. Die von eagleyard verwendete Halbleitertechnologie wurde am Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) entwickelt. „Das Institut ist weiterhin unser wichtigster Kooperationspartner und Zulieferer der Halbleiter-Chips“, sagt Muchametow. Wie er überhaupt Adlershof mit seiner „aktiven Forschungscommunity“ als „Hot Spot“ für Mikrooptik betrachtet, was sich auch an den hier siedelnden Unternehmen wie Jenoptik Diode Lab, Corning Optical Communications, DirectPhotonic Industries, OpTricon, C2GO inprocess solutions und AEMtec zeige.
Von Chris Löwer für Adlershof Special