Mit der Straßenbahn ins Labor
Wie man den Technologiepark erreicht
Beim Standort Adlershof wirbt der Senat mit der idealen Verkehrsanbindung – zum jetzigen und künftigen Flughafen in Schönefeld. Und verweist dann auf die Autobahn A 113, über die man in der Tat in wenigen Minuten am Ziel sein kann. Jetzt kommt ein weiteres Argument hinzu: Die neue Straßenbahn- Strecke, die am 4. September offiziell eröffnet und einen Tag später den Regelbetrieb aufnimmt. Damit gibt es erstmals eine Schienenverbindung von der Wissenschaftsstadt ins Stadtzentrum, selbst wenn man am S-Bahnhof Adlershof umsteigen muss. Die Wege zwischen Straßenbahn und S-Bahn sind dort aber kurz, die Haltestelle der Tram liegt direkt unter den Gleisen der S-Bahn.Derzeit leiden die Beschäftigen und Studenten in Adlershof allerdings immer noch unter der Krise der S-Bahn, die seit mehr als zwei Jahren nur einen eingeschränkten Betrieb anbieten kann. Aber voraussichtlich von Herbst an können auch wieder mehr Züge auf der Strecke zwischen Adlershof und dem Ostkreuz fahren. Dann soll die seit Sommer 2009 eingestellte S 85 (Grünau–Waidmannslust) wieder aufleben – allerdings zunächst mit kürzeren Zügen als üblich. Und die ebenfalls seit Sommer 2009 eingestellte S 45 (Flughafen Schönefeld–Hermannstraße) soll dann auch wieder den Betrieb aufnehmen, was Richtung Schönefeld zu einem attraktiven Zehn-Minuten-Verkehr führen wird.
Bei der Fahrt ins Stadtzentrum müssen die Fahrgäste derzeit zwar noch auf der Großbaustelle Ostkreuz umsteigen, doch auch dort wird es nach Abschluss der Bauarbeiten übersichtlicher. Müssen die Fahrgäste derzeit noch raten, von welchem der beiden Bahnsteige der nächste Zug Richtung Innenstadt fahren wird, werden sie es von 2014 genau wissen. Dann wird es sogenannte Richtungsbahnsteige geben. Von einem fahren die Züge aller Linien Richtung Innenstadt, vom anderen geht es nur stadtauswärts. Außerdem gibt es dann wieder eine Direktverbindung von Adlershof ins Zentrum, weil dann auch die neue Verbindungskurve von der Ringbahn zur Ost-West- Strecke der S-Bahn fertig sein wird. Alle 20 Minuten fahren hier dann die Züge der S 9 (Flughafen Schönefeld-Spandau).
Noch schneller geht es – bei passendem Anschluss – in die Innenstadt, wenn 2015/16 auch der neue Bahnsteig an der Ost-West-Strecke für die Regionalbahnen fertig ist. Regionalbahnen, die schneller als die SBahn sind, wird es auch in Adlershof geben, doch die Züge der RB 24 aus Eberswalde, die nach Abschluss der Umbauarbeiten am Ostkreuz stündlich über Lichtenberg und Ostkreuz zum neuen Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld fahren sollen, rauschen am Bahnhof Adlershof ohne Stopp vorbei. Der Bau eines Regionalbahnhofs sei dort nicht vorgesehen, sagt Verkehrsplaner Friedemann Kunst von der Stadtentwicklungsverwaltung. Hier reiche der Bahnhof Schöneweide. Auch diese Station soll man eines Tages aus Adlershof mit der Straßenbahn erreichen können. Die Planungen für die Verlängerung der Strecke vom vorläufigen Endpunkt an der Karl-Ziegler-Straße zum Bahnhof Schöneweide seien bereits weit fortgeschritten, sagt Kunst; einen Termin für den Bau der Strecke, die über den Groß-Berliner Damm führen soll, kann er aber noch nicht nennen.
Dagegen ist der Bau von Straßenbahngleisen von Adlershof zum U-Bahnhof Rudow der U 7 aufgegeben worden. Anfang der 90er-Jahre hatte es solche Pläne der damaligen Verkehrsverwaltung gegeben. Heute sagt Kunst, diese Verbindung sei nicht straßenbahnwürdig; da die Zahl der zu erwartenden Fahrgäste zu gering sei. Doch auch dies kann sich noch ändern.
Jetzt fährt jedenfalls die Straßenbahn mit den Linien 60 und 61 von der Karl-Ziegler-Straße Richtung S-Bahnhof Adlershof – tagsüber alle zehn Minuten; auch am Wochenende. Zunächst können nur die betagten Tatra-Bahnen mit den Stufen beim Einstieg eingesetzt werden, weil in Köpenick noch nicht alle Gleisanlagen für die niederflurigen neuen Bahnen umgebaut sind. Doch schon im Herbst 2012 sollen die Niederflurbahnen mit dem fast stufenlosen Einstieg auch auf der neuen Strecke fahren können. Solange gibt es nach Angaben der BVG auch keine Einschränkungen im Busverkehr, weil hier niederflurige Fahrzeuge vorhanden sind. Auf Busse setzt auch die Humboldt-Universität. Sie prüft, ob sich ein Shuttle-Verkehr zwischen den Instituten in Adlershof und dem Campus in der Innenstadt einrichten lässt. Denkbar wäre auch eine Förderung für Elektrofahrräder zwischen beiden Standorten, meint Verkehrsplaner Friedemann Kunst.
von Klaus Kurpjuweit