Neue Werkzeuge für Laserlicht
Gründerfirma Photonic Tools am Start
Die metallischen Werkstücke, die auf der Fensterbank in Björn Wedels nigelnagelneuem Büro stehen, sind noch keine Ausstellungsstücke seines neu gegründeten Unternehmens Photonic Tools. Sie erinnern den 47-Jährigen eher an seine erfolgreiche Vergangenheit und daran, was als Unternehmensgründer alles möglich ist. Nach 16 Jahren wagt er gemeinsam mit seinem Kompagnon und Studienfreund Bernhard Lummer noch mal einen Neuanfang. Gleiche Branche, neueste Technologie und ohne amerikanischen Investor, dessen operativer Einstieg in die gemeinsam gegründete Firma HIGHYAG für sie Grund zum Ausstieg war.
Die neuen Produktideen stecken immerhin schon in den Köpfen und Computern der beiden promovierten Physiker. Und im Logo ihrer Firma: ein Schraubenschlüssel, der einen grünen Laserstrahl und eine Linse bearbeitet. Es symbolisiert die Entwicklung von speziellen Laserwerkzeugen, mit denen sie Ultrakurzpulslaser für die industrielle Materialbearbeitung noch besser einsatzfähig machen wollen. Laser hierfür zu nutzen ist nicht neu. Man kann mit ihnen Löcher bohren, Materialien verschweißen oder auseinanderschneiden. „In den letzten Jahren ist nun auch die Entwicklung der Ultrakurzpulslaser so weit fortgeschritten, dass wir auch das in die industrielle Anwendung bringen wollen“, sagt Wedel.
Der Vorteil dieser Lasertechnologie: Die extrem hohen Energien, die in sehr kurzen Laserpulsen auf ein Werkstück fokussiert werden, ermöglichen eine größere Flexibilität bei den zu bearbeitenden Materialien – neben Metallen auch diverse Kunststoffe und Kohlefaserverbundwerkstoffe – und wesentlich höhere Präzision, mit der auch eine Mikrobearbeitung möglich wird. Damit erschließen sich für das neue Unternehmen gegenüber dem alten auch andere Industrien, Branchen und Applikationen, wobei Wedel sowohl Laserhersteller als auch Anwender aus der Halbleiterbranche, Hersteller von Elektronik und Solarmodulen, aber auch die Automobilbranche adressieren will.
Zu den künftigen Produkten von Photonic Tools werden zum einen Laserstrahlführungssysteme für die Ultrakurzpulslaser gehören, die das Laserlicht zum Werkstück bringen, ohne dass es seine exzellenten Eigenschaften verliert. Aufgrund der hohen Energien müssen hierfür spezielle Wellenleiter mit den passenden Ein- und Auskoppel-Elementen genutzt beziehungsweise entwickelt werden. Der zweite Produktbereich sind modular aufgebaute Laserbearbeitungsköpfe, in denen optische Komponenten wie Linsen und Spiegel den Laserstrahl so formen und führen, wie er für die jeweilige Anwendung gebraucht wird. Technologisch, so Wedel, sei das ein ganz anderes Kaliber als die bislang eingesetzten Hochleistungslaser.
„Die Entwicklung der Technologie ist aber nur ein Aspekt für den Erfolg“, betont Wedel. „Mindestens ebenso wichtig sind auch die organisatorischen Rahmenbedingungen.“ Man wolle in erster Linie ein mittelständisches, unternehmergeführtes Unternehmen aufbauen, mit Produkten, die genau auf die Kundenwünsche abgestimmt sind. Hierbei konzentriert sich Wedel auf Technologie, Vertrieb und Marketing, Lummer ist verantwortlich für die Finanzen und die sonstige Unternehmensorganisation. Mit der vielfältigen Kombination aus
Lasertechnologie, angewandter Optik, Maschinenbau, Feinwerktechnik, Elektronik, Steuer- und Regelungstechnik und Laseranwendung will Photonic Tools ein attraktiver Arbeitgeber werden. Ganz bewusst auch am Standort Adlershof. Hier erhoffen sich Wedel und Lummer fruchtbare Kooperationen mit den vielen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die auch in der Laserbranche aktiv sind. Erste Kontakte sind geknüpft und die ersten Mitarbeiter eingestellt. „Mit einer schlagkräftigen Truppe“, ist Wedel überzeugt, „können wir die technischen Herausforderungen binnen weniger Monate meistern.“
Von Uta Deffke für Adlershof Journal