Nicht nur für Sternengucker
spaceclub_berlin für den Raumfahrernachwuchs eröffnet
Im Februar haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und das Raumfahrtzentrum orbitall im FEZ-Berlin den spaceclub_berlin eröffnet. Seitdem erobern Kinder ab 12 Jahren den Weltraum: Bei den regelmäßigen Treffs experimentieren sie zum Thema Schwerelosigkeit, bauen Wasserraketen und befragen Astronauten.
Schon viele Minuten wirbelt Adrian Melinat im Aerotrim herum. Der 13-Jährige genießt sichtlich den Adrenalinkick, sich dreidimensional um die eigene Achse zu drehen. Er hält momentan den Rekord an dem Astronautentrainingsgerät, das im Raumfahrtzentrum orbitall im FEZ-Berlin in der Wuhlheide steht. Auch Christina Nadolsky (15) und Nana Reinhardt (16) mögen die Übungen in dem „High-Tech-Rhönrad“ – auch wenn man danach erst einmal etwas wackelig auf den Beinen ist.
Es ist Donnerstag. Die drei Schüler und viele weitere treffen sich hier seit Ende Februar regelmäßig im spaceclub_berlin. Nicht hauptsächlich, um am Aerotrim zu trainieren, sondern weil sie von Raumfahrt und Astronomie begeistert sind. „Die Idee für den Club entstand letzten Sommer während einer Ferienwoche im orbitall Spacecamp“, erzählt Nana, die wie Christina und Adrian Gründungsmitglied des spaceclub_berlin ist. „Wir wollten einen Ort haben, wo wir eigene Jugend-forscht-Themen ausarbeiten, Astronauten live erleben und Mitmachexperimente durchführen können“, sprudelt es aus Nana raus. Die schlanke selbstbewusste Zehntklässlerin des Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasiums weiß schon genau, dass sie später einmal Ärztin werden will. Physik möchte sie als Zweitfach studieren. Für Christina hingegen steht fest, dass sie als Pilotin bei der Bundeswehr anfangen möchte. Aber vielleicht landen die beiden beruflich auch irgendwann im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)?
Der Club ist nämlich ein gemeinsames Projekt vom DLR und orbitall. Die beiden Einrichtungen kooperieren schon seit Anfang der 1990er Jahre: Wissenschaftler des DLR erklären Kindern und Jugendlichen Planetenmissionen sowie ihre Suche nach Leben im All oder stellen beispielsweise Exponate für die Vitrinen im orbitall und Informationsmaterialien bereit.
Für Christoph Pawek, Leiter des Berliner DLR_School_Labs, ist der neue Club die „perfekte Ergänzung“ für die DLR-Nachwuchsförderung. 3.000 Schüler haben 2012 das Schülerlabor des DLR in Adlershof besucht. „Dort bieten wir eintägige Veranstaltungen für ganze Klassen oder größere Gruppen. Im spaceclub_ berlin hingegen wollen wir wissensdurstige Schüler individuell und dauerhaft ansprechen“, wirbt Pawek für die Initiative. Schon als Kind hätte auch ihn der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel absolut fasziniert, aber leider spielten die Themen Raumfahrt und Astronomie in seiner Hamburger Schulzeit keine Rolle. Auch Angebote wie das orbitall oder einen spaceclub gab es damals nicht im Wohnumfeld. „Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre“, sagt Pawek schmunzelnd.
Astronomie steht leider auch heute nicht als Unterrichtsfach auf dem Lehrplan vieler Schulen. Daher schreckt Adrian, der in Lichterfelde wohnt, auch die einstündige Anfahrt in die Wuhlheide nicht. Er erinnert sich, das orbitall durch eine Schulexkursion in der 5. Klasse kennengelernt zu haben. Seitdem hat es ihn in die futuristische Einrichtung mit Weltraumlabor, Nachbauten der Sojus-Kapsel mit eingebautem Flugsimulator, der Internationalen Raumstation ISS und natürlich der Trainingshalle immer wieder hingezogen.
Der spaceclub_berlin, das orbitall und auch die Sternenfreunde aus dem FEZ werden während der „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 8. Juni im DLR-Standort Adlershof vertreten sein. Wenn Wind und Wetter mitspielen, können die kleinen und großen Gäste dann als eines von vielen Highlights selbst Quadrokopter fliegen lassen. Adrian, Christina und Nana werden weiter aktiv im spaceclub_berlin mitwirken. Vielleicht sind sie dann die Gewinner des Überraschungspaketes Raumfahrt“, mit dem das DLR zum Jahresende die aktivsten Clubmitglieder belohnt.
Von Sylvia Nitschke für Adlershof Journal