Pharmazeutische Kleintransporter
Patienten mit degenerativen, entzündlichen Augenerkrankungen können auf Genesung hoffen
Das Adlershofer Biotech-Unternehmen TheraKine BioDelivery GmbH arbeitet daran, zielgenau Wirkstoffe am Entzündungsherd zu platzieren. Im Vergleich zu üblichen Methoden ist die Heilungschance größer und die Nebenwirkungen sind deutlich geringer.
Die Diagnose einer Augenerkrankung wie diabetischer Retinopathie oder altersabhängiger Maculadegeneration (AMD) ist für Betroffene ein Schock: Die sich stetig verschlechternde Sehkraft führt oft zur Blindheit. Standardtherapien können diesen Prozess allenfalls verlangsamen, was jedoch um den Preis starker Nebenwirkungen wie Blutungen im Auge, grauem Star oder Netzhautschädigungen geschieht.
Eine schonendere Behandlung mit Heilungschancen verspricht die im Oktober 2009 gegründete TheraKine BioDelivery (TKBD) GmbH, die gewissermaßen als Entwicklungslabor der US-Firma TheraKine fungiert. „Am Standort Adlershof wurden alle Innovationen erdacht, umgesetzt und vorklinisch erprobt“, erklärt Dr. Andreas Voigt, wissenschaftlicher Leiter der TKBD. Sein Arbeitsmittel sind Therapeutische Proteine. „Für uns interessant sind vor allem die Antikörper, eine spezielle Eiweißklasse, die ein Fundament der natürlichen Immunabwehr darstellen“, erklärt er. Diese Antikörper werden mit einer von TheraKine entwickelten Methode verkapselt und zielgenau an den Entzündungsherd im Auge transportiert, wo sie nach und nach ihre Wirkung entfalten. Fachleute sprechen von „Drug Delivery“. Eine knifflige Aufgabe, denn die Antikörper müssen mit erlaubten pharmazeutischen Mitteln so verpackt werden, dass sie erst am Wirkort im Auge freigesetzt werden. „Und nur dort“, betont Voigt. Für den Körper wiederum muss diese Verpackung verträglich und nebenwirkungsfrei abbaubar sein. Versuche im Labor und am Tier zeigen, dass dies funktioniert.
Die Vorteile dieser Darreichungsform liegen auf der Hand: Es muss deutlich weniger Wirkstoff appliziert werden, was die Nebenwirkungen drastisch reduziert und Kosten spart. Überdies spart sich der Patient unangenehme Prozeduren, wie das wiederholte Injizieren von Medikamenten direkt ins Auge. In etwa fünf Jahren, schätzt Voigt, dürften Millionen Menschen weltweit mit chronisch entzündlichen und degenerativen Augenkrankheiten von ersten Anwendungen profitieren.
von Chris Löwer
Link: www.therakine.com