Physikalische Flitterwochen
HMI und Bessy jetzt neues Helmholtz-Zentrum
Zwei wissenschaftliche Schwergewichte forschen jetzt unter einem Dach: Das Hahn-Meitner-Institut (HMI) und die Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) sind letztes Jahr zum neuen Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) fusioniert. Die Sektkorken lassen die Forscher offiziell am 28. Januar im Berliner Tempodrom knallen.
Neue Einblicke zur Solarzellenalterung
Eine Fusion vor der Fusion gab es bereits – auf Kollegenebene. Ein Treffen in der Kantine war der Auslöser dafür, dass Alexander Schnegg und Karsten Holldack seit letztem Jahr an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Sie versuchen, Alterungseffekten von Silizium-Dünnschichtsolarzellen auf die Spur zu kommen. Diese altern am Anfang schnell und mindern dadurch die Energieausbeute. Mit ganz neuen Strukturinformationen über die Halbleitermaterialien wollen die Adlershofer Wissenschaftler nun den Wirkungsgrad verbessern helfen. HMI-Solarforscher Schnegg, der die Prozesse im Inneren der Halbleitermaterialien mittels EPR (Elektronenparamagnetische Resonanz)-Spektroskopie untersucht, wollte dazu in den Terahertzbereich vordringen. BESSY-Physiker Holldack konnte ihm helfen. Die Nutzung von Synchrotronstrahlung macht es möglich. Unter dem Titel EPR-Solar konnten die Wissenschaftler mittlerweile auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung für das Projekt begeistern und eine fünfjährige Drittmittelförderung erreichen. „Mittag essen gehen lohnt sich in Adlershof“, nicht nur um satt zu werden, so Holldacks Tipp auch für andere Kollegen.
Die Entwicklung neuer hocheffizienter Dünnschichtsolarzellen ist ein Beispiel, wie durch die Verschmelzung beide Großforschungsanlagen noch intensiver im wissenschaftlichen Verbund genutzt werden können. Mit 1.100 Mitarbeitern und zwei Großforschungsgeräten ist das HZB gut aufgestellt. Am Teilchenbeschleuniger BESSY II und an der Neutronenquelle BER II in Wannsee messen und experimentieren jährlich mehrere Tausend Forscher aus aller Welt.
Linearbeschleuniger statt Freie Elektronenlaser
BESSY, bisher als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft je zur Hälfte von Bund und Land unterstützt, kommt nun auch in den Genuss einer 90/10-prozentigen Bund-Landes-Finanzierung. Im finanzgebeutelten Berlin ein entscheidender Vorteil, wenn man Großgeräte in die Hauptstadt holen will. Wenn auch der geplante Neubau eines Freie-Elektronen-Lasers für weiche Röntgenstrahlung in Adlershof nicht zustande kommt. Mit „BERLinPro“, einem Linearbeschleuniger, tüfteln die HZB-Forscher bereits an einem neuen Großgerät, das vielleicht einmal ein Ersatz für BESSY II sein könnte.
Gründungsfete im Tempodrom
Der 28. Januar soll nun als der offizielle Gründungstag des neuen Zentrums in die Geschichte eingehen. Gefeiert wird im zentral gelegenen Tempodrom. 2.000 Gäste sind geladen, Bundesforschungsministerin Annette Schavan hat ebenso zugesagt wie Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner und Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek. „Es werden emotionale zwei Stunden“ verspricht Pressechef Markus Sauerborn von BESSY. Stefan Schulze-Hausmann, Moderator vom Wissenschaftsmagazin „nano“ ist dabei. Mehr will Sauerborn allerdings vorab nicht zum Programm verraten.