„Pitch Battle“ im Bunsensaal
Rund 60 aufstrebende Internetunternehmer treffen sich im Mai zum ersten internationalen Start-up-Bootcamp in Adlershof
Im Mai wird Berlin wieder einmal zum Zentrum der digitalen Boheme – und Adlershof ist mittendrin: Wenige Tage vor Beginn der Re:publica und der Berlin Web Week stehen mehr als 60 aufstrebenden Web-Start-ups aus ganz Europa intensive Tage bevor. Vom 1. bis zum 3. Mai kommen sie zum ersten „Berlin Bootcamp“ auf dem Adlershofer Campus zusammen. Dabei geht es nicht um militärischen Drill oder Zirkeltraining. Die Firmengründer sollen ihre Geschäftsideen weiterentwickeln, in „Pitch Battles“ zu verkaufen lernen und sich detaillierten Rat von Experten und Investoren abholen. Ausgewählt wurden die Jungunternehmer aus den über 400 Start-ups des EU-Programms „FIWARE Accelerate“, in dessen Rahmen in den kommenden Jahren 80 Millionen Euro investiert werden, um die europäische Internetwirtschaft international wettbewerbsfähiger zu machen.
Expertenrat und Netzwerken
Spezialisiert sind die in dem Programm geförderten Start-ups etwa auf Anwendungen für sogenannte Smart Cities, bei denen es um die Vernetzung städtischer Infrastrukturen geht, oder auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen. „Das Bootcamp hilft Fragen zu beantworten, die all diese Unternehmer beschäftigen: Etwa welche Geschäftsmodelle sich aus den neuen Vernetzungsmöglichkeiten entwickeln lassen oder wie sie bestehende Probleme zum Beispiel in Bezug auf Datenschutz angehen können“, erläutert Alexander Berlin von der internationalen Investorenberatung Media Deals, die das Treffen im Auftrag des EU-Programms organisiert. Dabei soll es nicht nur ernst zugehen: Neben einem Start-up-Slam mit DJ-Begleitung steht zum besseren Kennenlernen eine von der lokalen Firma Life Action Games konzipierte Onlineschnitzeljagd auf dem Programm. In einer „Overnight Challenge“ können die Gründer zudem wetteifern, wer in einer Nachtsitzung die eigene Geschäftsidee besonders kreativ weiterbringt.
Kongress der Optischen Gesellschaft Amerika im Oktober
„Adlershof ist für unser Vorhaben der perfekte Ort, sich auszutauschen“, sagt Berlin, der vor wenigen Jahren sein eigenes Start-up dort aufbaute. Mit dieser Ansicht steht er nicht allein. Tatsächlich ist Adlershof als Veranstaltungsort in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden: Pro Jahr stellen Heidrun Wuttke und ihr Team bis zu 200 Konferenzen und Firmentreffen auf die Beine, wie die Leiterin des Veranstaltungsmanagements Adlershof con.vent. erzählt. Für jährlich rund 10.000 Fachbesucher aus wissenschafts-, technologie- und medienorientierten Branchen organisieren sie Kongresse, Abendempfänge, Ausstellungen oder auch Sommerfeste. Im Oktober etwa richtet die Optische Gesellschaft Amerika ihren fünftägigen Optikkongress „Advanced Solid State Lasers Conference and Exhibition (ASSL)“ mit 500 Teilnehmern und 70 Ausstellern in Adlershof aus.
Wenn im Mai die Teilnehmer des Bootcamps unter anderem im Bunsensaal konferieren, sieht Wuttke darin auch eine gute Gelegenheit, „unsere Kompetenzen für Hightech-Start-ups bekannter zu machen“. So manche Technikfirma, die in Adlershof ihre Anfänge nahm, habe inzwischen „voll abgehoben“, sagt sie mit Blick auf erfolgreiche Gründungen wie die der Firma Chromicent, die Anfang September hier zu einer Analytikveranstaltung einlädt.
„Wir wollen mehr als ein Technologiepark sein, zu einer Stadt gehört auch Urbanität und Kultur“, betont Wuttke. Dafür lassen sie und ihr Team sich viel einfallen: Seit einiger Zeit läuft eine Stummfilmreihe und Besuchern werden geschichtsträchtige Orte gezeigt, wie zum Beispiel der Raum, in dem Angela Merkel einst ihre Dissertation verteidigte.
Von Claudia Wessling für Adlershof Journal