Planer der digitalen Klinikwelt
Die IT-Architekten Mengel, Stiawa & Partner
Kliniken erleben eine digitale Revolution. Medizintechnik erlaubt präzise Einblicke in Körper und Körperfunktionen. Patientendaten und Dokumente sind per Mausklick verfügbar und werden digital verwahrt. Das funktioniert nur, weil Spezialisten wie die Neuadlershofer Mengel, Stiawa & Partner digitale Kliniken im Vorfeld bis ins letzte Detail durchplanen.
Im Studium hat Andreas Mengel noch die Datenspeicherung auf Lochkarten erlebt. „Heute hantieren wir ganz selbstverständlich mit Terabyte-Speichern“, sagt er kopfschüttelnd. Die Welt hat sich rasant verändert, seit er 1993 mit Andreas Stiawa das Ingenieurbüro Mengel, Stiawa & Partner für IT und Medizintechnik gründete.
In der Medizintechnik ist nichts mehr, wie es war
Nicht nur Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) hat Dimensionen erreicht, die Mengel bei der Gründung nicht für möglich gehalten hätte. Auch in der Medizintechnik ist nichts mehr, wie es war. Ultraschallgeräte liefern fotorealistische Sequenzen. Röntgen- und Computertomographie-Aufnahmen werden heute zu 3D-Scans von Körperregionen zusammengesetzt, in die Ärzte nach Belieben von allen Seiten hineinzoomen können. Systeme drängen auf den Markt, die Lungen im Abgleich mit früheren Aufnahmen derart genau analysieren, dass stecknadelkopfgroße Metastasen auffallen.
Mengel kennt solche Systeme in der Regel lange, bevor Ärzte sie nutzen. Sein Unternehmen ist darauf spezialisiert, die IT-Welt moderner Kliniken zu planen. „Als IT-Architekten haben wir das große Ganze und die Details im Blick“, sagt er. Es gelte, Schnittstellen der medizinischen Geräte mit der IT zu harmonisieren, Datenbrüchen zwischen aktuellen und künftigen IT-Systemen vorzubeugen oder auch zu planen, wie tonnenschwere Geräte an ihren Platz kommen.
Die Herausforderung ist enorm. Das 14-köpfige Team von Mengel, Stiawa & Partner muss nicht nur die konkreten Behandlungsabläufe der Kliniken bis ins Detail kennen. Es muss auch Forschungs- und Entwicklungstendenzen der Medizintechnik analysieren und Zukunftsszenarien daraus entwickeln. Und bei alledem gilt es, die Vergangenheit im Blick zu behalten. Denn Kliniken müssen Patientendaten 30 Jahre lang archivieren. Digitale Akten müssen so lange lesbar bleiben.
Weit vorausplanen
Um in IKT und Medizintechnik am Ball zu bleiben, ist ständige Fortbildung unabdingbar. Kongress- und Messebesuche sind an der Tagesordnung. Nur so können die Spezialisten den Klinikärzten erläutern, was technisch möglich wird oder wie sich Fachabteilungen zukunftsfähig modernisieren lassen. „Natürlich müssen wir auch in Erfahrung bringen, was die Klinik und Ärzte anbieten wollen“, erklärt Mengel. Daran richten seine Mitarbeiter die Planung aus und setzen internationale Ausschreibungen für die nötige Medizintechnik auf. Gleichzeitig widmen sie sich der IKT-Architektur – die angesichts des zunehmenden Einsatzes mobiler Geräte und anschwellender Datenvolumen immer aufwendiger wird. Auch hier heißt es: weit vorausplanen und dabei gewachsene Prozessabläufe einbeziehen.
„In Klinikprojekten erwirtschaften wir knapp zwei Drittel unseres Umsatzes“, berichtet Mengel. Daneben plant sein Unternehmen IKT-Infrastrukturen für Behörden, Hochschulen und Forschungsinstitute; wie kürzlich bei den neuen Nachbarn vom Max-Born-Institut. Das erste Projekt am neuen Standort.
Seit September sitzt die Firma im Zentrum für IT und Medien (ZIM) in der Albert-Einstein-Straße 16. „Unser bisheriger Standort in Schönefeld war zu klein geworden“, erklärt Mengel. In Adlershof stimme nicht nur das Umfeld, sondern auch die Lage. Die Mitarbeiter kommen teils mit dem Fahrrad, teils per ÖPNV. Und auch die Flughafennähe ist wichtig. Denn die Expertise seines Unternehmens hat sich herumgesprochen. Kliniken aus aller Welt zählen zu den Kunden. Oft kommt der Kontakt zustande, weil sie bei Neubauten oder Modernisierungen medizinische Geräte „made in Germany“ ordern. Deren Hersteller bringen die Neuadlershofer ins Spiel, weil sie wissen, dass ihre Geräte nur in einer perfekt durchgeplanten Umgebung glänzen können.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal