Proteinschnipsel im Kampf gegen den Krebs
Adlershofer Unternehmen 3B Pharmaceuticals entwickelt peptidbasierte Wirkstoffe gegen Krebs und die Bluterkrankheit
Jan Michel ist viel unterwegs. Erst kürzlich war der kaufmännische Leiter der 3B Pharmaceuticals (3BP) wieder auf einer Pharma-Messe in Barcelona. In dicht getakteten halbstündigen Meetings hat er Pharmaunternehmen das hochspezialisierte Portfolio seiner Firma präsentiert. „Das funktioniert fast ein bisschen wie Speed-Dating“, erzählt Michel, der schon als Berater bei CapGemini und der Deutschen Bank auf Biotechnologie und die Gesundheitsbranche spezialisiert war. Das Gewinnen neuer Kunden steht weit oben auf der Agenda des 2009 aus dem Aufkauf eines Forschungsteams der Pharmafirma Jerini AG hervorgegangenen Peptidspezialisten 3BP. Seit fast drei Jahren hat das Unternehmen seine Heimat in Adlershof.
Dabei ist die Firma auch jetzt schon ganz gut im Geschäft: Die 20 Mitarbeiter entdecken, erforschen und optimieren Peptide für den Einsatz im Kampf etwa gegen Krebs. Gemeinsam mit dem US-Konzern Baxter, einem Anbieter von medizintechnischen und pharmazeutischen Produkten, arbeiten sie seit einigen Jahren erfolgreich an Wirkstoffen gegen die Bluterkrankheit.
Peptide, kleine, aus Aminosäuren zusammengesetzte Moleküle, gelten als äußerst vielseitig und stabil: „Die Technologie ist eigentlich indikationsunabhängig einsetzbar. Man kann damit im Prinzip jede Krankheit angehen, für die ein Peptid seinen jeweiligen Wirkort im Körper erreichen kann“, sagt Michel. In der Krebstherapie funktioniert das Peptid zum Beispiel wie eine kleine Fähre, die mit radioaktiven Isotopen beladen, genau am Tumor andockt. Die dort freigesetzte Strahlung soll den Tumor für diagnostische Anwendungen sichtbar machen oder ihn im Rahmen der Therapie zerstören.
In einem eigenen Forschungsprojekt arbeitet 3BP derzeit an einem Wirkstoff zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Noch im Verlauf dieses Jahres sind erste klinische Untersuchungen am Menschen geplant. Die Hightech-Medikamente sollen das Interesse von Pharmaunternehmen wecken, die zunehmend bei Biotechnologie-Unternehmen auf Einkaufstour gehen. 3BP hofft auf lukrative Einnahmen aus Lizenzgebühren und Umsatzbeteiligungen: „Wir können den gesamten Bereich von der Entdeckung einer Substanz über die Erforschung bis zur ersten klinischen Studie abdecken“, beschreibt Michel das Geschäftsmodell. „Dann muss ein kapitalstarker Partner übernehmen.“
Von Claudia Wessling für Adlershof Special