Recycling 3.0
Adlershofer Messtechnikspezialist revolutioniert Mülltrennung // Expansion geplant
Die LLA Instruments GmbH zählt zu den heimlichen Marktführern in der Messtechnik. Allem Abschwung zum Trotz, behauptet sich das Hightech-Unternehmen in der Nische und plant sogar zu expandieren.
Es ist Sommer, in der Halle der Müllsortieranlage kann man dem Geruch, den die aufgeschlitzten gelben Säcke verströmen, trotz Atemschutz kaum ertragen. An Fließbändern stehen die Mitarbeiter der Recyclingfirma, wühlen im Müll und fischen verschiedene Kunststoffe heraus. Ein mieser Job, den glücklicherweise automatische Sortieranlagen nach und nach wegrationalisieren.
Herzstück dieser Anlagen sind Spektrometer der Adlershofer Firma LLA Instruments. Ohne deren Sensoren, die auch unter widrigen Umständen diverse Kunststoffe sicher und schnell erkennen, müssten heute noch Arbeiter im miefigen Wohlstandsmüll herum wühlen.
Der mit 23 Mitarbeitern kleine mittelständische Messgerätehersteller hat es in dieser Nische zum heimlichen Marktführer gebracht. Vor allem das Geschäft mit Spektrometern für die Kunststoff- und Altpapiertrennung sichert den kontinuierlichen Umsatz von drei bis vier Millionen Euro jährlich. Von Adlershof aus werden Kunden in aller Welt bedient, unter anderem in den USA, China, Brasilien, Großbritannien, Italien, Spanien, Japan, Korea, und Australien.
Qualitätskontrolle für Lebensmittel
„Die Technik wird auch in der Lebensmittelbranche zur Qualitätssicherung eingesetzt, etwa wenn in der laufenden Produktion der Fettgehalt von Milch oder der Eiweißanteil von Fleisch überprüft wird“, erklärt Geschäftsführer Frank Gerstmann. Das Besondere: Die Proben werden direkt untersucht und müssen nicht speziell präpariert werden, wodurch der Herstellungsprozess ungestört weiterläuft.
Möglich macht das die sogenannte Nahinfrarotspektroskopie (NIR). Vereinfacht erklärt, wird etwa bei der Kunststofferkennung der über ein Förderband flitzende Müll von Sensoren mit Infrarotlicht bestrahlt, wobei jedes Stück Plastik einen charakteristischen Teil der Strahlung absorbiert. Der Rest wird reflektiert und blitzschnell analysiert, sodass das jeweilige Material zweifelsfrei erkannt wird. Sei es nun der Joghurt-Becher aus Polystyrol, die Folie aus PVC oder die Shampooflasche aus Polyethylen. Ein entsprechendes Signal geht an die Ausblasdüsen, die den Müll letztlich sortenrein trennen.
Keine Abhängigkeiten
„Unsere Stärke besteht darin, dass wir alles, von der Messsonde über die Elektronik bis zur Auswertungssoftware, selbst entwickeln und herstellen“, sagt Gerstmann. „Das Know-how von jedem einzelnen Mitarbeiter zählt“, sagt der 54-Jährige und sieht dabei ein wenig stolz aus. Daher sei auch in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise an Entlassungen nicht zu denken. Zwar spürt die LLA die Auswirkungen drastisch gefallener Rohstoff- und damit Recyclatpreise, doch der nächste Aufschwung kommt spätestens in einem Jahr, ist sich der Chef sicher, da Rohstoffe knapper werden und in anderen Ländern wie den USA die Wiederverwertung an Bedeutung gewinnt.
Gerstmann ist Realist und Optimist – eine gute Mischung für seinen neuen Job im nüchternen Chefbüro von LLA. Dort hat er zum Jahresbeginn den Gründer und Inhaber Hartmut Lucht abgelöst, der sich mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat. Lucht forschte bereits an der Akademie der Wissenschaften und gründete nach deren Ende den Verein „Laser Labor Adlershof“, aus dem 1993 „LLA Instruments“ wurde. Frank Gerstmann ist seit 1995 an Bord und sorgte bislang dafür, dass die Messinstrumente reibungslos beim Kunden eingeführt werden.
Zu DDR-Zeiten arbeitete er als Prüftechniker in den Elektroapparatewerken Treptow. „Damit war ich das Bindeglied zwischen Entwicklung und Produktion“, sagt er. Heute ist er das Bindeglied zwischen Produktion und guter Geschäftsentwicklung.
Erweiterung beabsichtigt
LLA plant einen Neubau, da die Fertigungskapazitäten im erst vor drei Jahren errichteten Gebäude in der Justus-Liebig-Straße 9 bereits erschöpft sind. Anvisiert ist ein Nachbargrundstück. „Wir wollen an dem Standort hier festhalten. Erstens, weil unsere Fertigung und Entwicklung eng verzahnt sind und zweitens, weil Adlershof Hightech repräsentiert, was wichtig ist, wenn man eine internationale Kundschaft hat“, sagt Gerstmann. Nicht zuletzt ist ja der Unternehmensname untrennbar mit dem Standort verbandelt.
Autor: Chris Löwer
Weitere Informationen: www.lla.de