Röntgenschnappschüsse von reagierenden Säuren und Basen
Erik T. J. Nibbering erhält „ERC Advanced Grant“ für richtungsweisende Grundlagenforschung
Dr. Erik T. J. Nibbering vom Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin erhält einen „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). Ziel des ausgezeichneten Projekts ist die Erforschung extrem schneller Prozesse, die den Protonenaustausch zwischen Säuren und Basen bestimmen. Der „ERC Advanced Grant“ ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert und wird an renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa für herausragende Forschungsvorhaben vergeben.
Erik T. J. Nibbering, Leiter der Abteilung „Femtosekundenspektroskopie von molekularen Systemen“ am MBI, ist einer der international führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung ultraschneller chemischer Reaktionen. Hierzu zählen insbesondere der Protonentransfer zwischen Säuren und Basen, der Elektronentransfer in Donor-Akzeptor-Komplexen und Trans-/Cis-Isomerizationen. In den letzten Jahren hat er vor allem die Dynamik von Wasserstoffbrückenstrukturen zwischen Säuren und Basen und hydratisierten Protonen auf ultrakurzen Zeitskalen untersucht.
Wie Säuren und Basen in Wasser reagieren, ist eine Hauptfrage seit den Gründerjahren der modernen Chemie. In den letzten Jahrzehnten sind mikroskopische Mechanismen von Protonenaustausch zwischen Säuren und Basen – und insbesondere die bedeutende Rolle, die Wasser dabei spielt – intensiv erforscht worden. Die Ultrakurzzeitspektroskopie hat dabei gezeigt, dass die Elementarschritte von wässrigem Protonentransfer auf Zeitskalen von Femto- bis Pikosekunden stattfinden (1 Femtosekunde = 10-15 s = 1 Millionstel einer Milliardstel Sekunde). Wässrige Säure-Base-Neutralisierung findet hauptsächlich schrittweise über Wasser statt, das sich zwischen Säuren und Basen aufhält. Die Ultrakurzzeitexperimente, die molekulare Übergänge von ultravioletten, sichtbaren und mittleren infraroten Spektralbereichen untersuchen, geben jedoch nur einen kleinen Einblick in die elektronischen Strukturen von Säuren, Basen und die Wassermoleküle, die Protonentransfer in kondensierter Phase ermöglichen. Mit sanfter Röntgenabsorptionspektroskopie (XAS) lässt sich hingegen die elektronische Struktur elementspezifisch bestimmen.
Ziel des aktuellen Forschungsvorhabens ist es, eine „steady-state“ und zeitaufgelöste sanfte Röntgenspektroskopie von Säuren und Basen zu entwickeln. Dabei wird eine neuartige Flachstrahltechnologie mit unterschiedlichen Röntgenquellen eingesetzt, beispielsweise Synchrotrons oder „table-top“ laserbasierte höhere Harmonische-Systeme. Die Erforschung der elektronischen Strukturdynamik der Elementarschritte des wässrigen Protonentransports wird zu einem besseren Verständnis der Rolle des Wassers in Lösungen beitragen - dies gilt auch für spezielle Fälle wie die Wasserstoff-Brennstoffzelle oder biologische Zellmembranproteine.
Weitere Informationen zu Erik T. J. Nibbering stehen unter staff.mbi-berlin.de/nibberin zur Verfügung, zum ERC Grant unter erc.europa.eu.
Kontakt:
Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI)
Dr. Erik T. J. Nibbering
Tel. 030 / 6392-1477
E-Mail nibberin(at)mbi-berlin.de
www.mbi-berlin.de
Anja Wirsing
Pressereferentin
Forschungsverbund Berlin e.V.
Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin
Tel.: 030 / 6392-3337
Fax: 030 / 6392-3333
E-Mail: wirsing(at)fv-berlin.de
www.fv-berlin.de