Rückgrat des Lebens
Neue „gläserne“ Ausbildungswerkstatt von Gegenbauer
„Genies fallen nicht vom Himmel, sie brauchen Gelegenheit zur Ausbildung und Entwicklung“, fand der Sozialdemokrat August Bebel vor mehr als 100 Jahren. Seit etwa genauso langer Zeit bildet das Unternehmen Gegenbauer aus. 1934 bekamen junge Menschen erstmals die Möglichkeit, einen Lehrberuf im Unternehmen zu erlernen. Was als kleines Handwerksunternehmen in Berlin begann, ist heute eines der führenden Facility-Management-Unternehmen in Deutschland. Fast 350 Auszubildende lernen hier bundesweit in 13 Ausbildungsberufen und fünf Studiengängen. Seit kurzem auch in einer modernen Ausbildungswerkstatt in Adlershof.
Fast 18.000 Menschen arbeiten bei Gegenbauer, in mehr als 50 verschiedenen Berufsbildern. Seit mehr als 20 Jahren bildet Gegenbauer auch im technischen Bereich aus. Auszubildende seien eine wichtige Säule im Unternehmen. „Wir haben den Anspruch, sie bestmöglich auf ihr zukünftiges Berufsleben vorzubereiten“, sagt Volker Busch, Geschäftsführer der RGM Facility Management GmbH bei Gegenbauer. „Denn ein Unternehmen wie unseres sucht ja eigentlich immer Verstärkung.“
Ob technisch, kaufmännisch oder infrastrukturell – als Facility Manager:in verwalten und bewirtschaften die Gegenbauer-Mitarbeitenden Liegenschaften und Immobilien. Ohne die „Alltagsheld:innen in Blau“ läuft nichts. Im Hintergrund sorgen sie dafür, dass der Laden brummt und die Kunden sich in ihren Gebäuden wohlfühlen. Dazu braucht es eine praxisnahe und umfangreiche Lehre, die vom Grund- bis zum Expertenwissen reicht. Die neu eröffnete Ausbildungswerkstatt der Technik in Adlershof soll nun die Qualität der bereits mehrfach ausgezeichneten Gegenbauer-Lehre nochmals steigern.
„Wir möchten topausgebildete Azubis. So qualifiziert, dass wir sie übernehmen möchten“, findet auch Nils Michalewski, Leiter des Technischen Servicecentrums. Er koordiniert die Ausbildung und den Einsatz der Auszubildenden in Adlershof. In der gläsernen Werkstatt lernen junge Menschen in drei Berufen: als Elektroniker:in, Mechatroniker:in für Kältetechnik und Anlagenmechaniker:in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Und das unter neuen, besten Bedingungen. „Wir haben hier mehr Platz, eine optimale Ausstattung und getrennte Bereiche für die einzelnen Berufe. Das war früher nicht so.“
Bis zu 25 Azubis haben durch die Nähe zu allen technischen Fachbereichen die Möglichkeit, spezielles Expertenwissen vermittelt zu bekommen. „Denn im praktischen Teil einer Ausbildung können meist nicht alle Ausbildungsthemen zu 100 Prozent abgebildet werden“, erklärt Michalewski. „Durch die Werkstatt lässt sich der Rahmenlehrplan auch praktisch bis ins Detail umsetzen.“ Ein deutlicher Vorteil gegenüber vielen anderen Ausbildungsbetrieben.
In der Werkstatt sollen Praxisbeispiele unterschiedlicher Komplexität geübt werden, beispielsweise die Verdrahtung von Schaltschränken oder das Verhalten verschiedener Kältemittel und ihrer spezifischen Eigenschaften an einer speziell dafür angefertigten Versuchsanlage. Fehler werden in den Übungsaufbau integriert, deren Ursachen und Quellen die Auszubildenden anschließend finden und beheben müssen. So lassen sich übliche Situationen aus dem Berufsalltag trainieren, die beim Kunden nicht durchgeführt werden können. Durch diese praktischen Übungen erhalten die Azubis auch die Chance, ihre Ausbildung möglicherweise früher abzuschließen.
Doch die Werkstatt verdeutlicht auch den Stellenwert, den die Ausbildung im Unternehmen einnimmt. Am Adlershofer Eisenhutweg 108, in der „Brain Box“, belegt das Dienstleistungsunternehmen mehr als 10.000 Quadratmeter. Im Zentrum der Fläche, im Erdgeschoss und mit viel Glas, befindet sich die Ausbildungswerkstatt. „Zum Anfassen“, erklärt Volker Busch. „Wir wollen die Ausbildung nicht verstecken, sondern sie mitten im Unternehmen ansiedeln. Die Auszubildenden gehören in das Leben von Gegenbauer. Wer in das Gebäude geht, kommt an der Werkstatt vorbei, vom Mitarbeitenden bis zur Geschäftsführung.“ Nils Michalewski fügt hinzu: „Mit der neuen Werkstatt werden wir unserem Anspruch einer besonders hohen Qualität in der Lehrzeit noch besser gerecht. Und dieses Engagement in der Ausbildung lohnt sich. Denn aus den hochqualifizierten Azubis rekrutieren wir unseren eigenen Nachwuchs – eine wichtige Säule unserer unternehmerischen Zukunft.“
Denn – das wusste schon der Philosoph Friedrich Nietzsche – ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens.
Rico Bigelmann für Adlershof Journal