Sensible Arbeit
Die Healthcare-Marketingexperten von PEIX
Erst seit 2012 darf die Berufskleidung in der Medizin, wie zum Beispiel Arztkittel, in der Werbung gezeigt werden, verschreibungspflichtige Medikamente dürfen öffentlich nicht beworben werden und „Wirkversprechen“ sind nicht zulässig. „Jedes Marketing hat seine Herausforderungen – aber die Herausforderungen des Healthcare-Marketings sind besonders komplex. Joghurts funktionieren wesentlich einfacher“, sagt Patrick Held, Kreativchef der PEIX Health Group. Karsten Rzepka hat sie 1994 gegründet. Seit einem Jahr werden die vielfach preisgekrönten Kampagnen der Berliner Kommunikationsagentur an der Willi-Schwabe-Straße in Adlershofs Medienstadt ersonnen.
Von der Terrasse des neuen Adlershofer Agenturgebäudes schaut Rzepka direkt auf das Unternehmen, mit dem vor fast 30 Jahren alles begann: die Berlin-Chemie AG. Als „gelenkten Zufall“ bezeichnet Rzepka die Gründung. Ein Aufkleber für das Pharmaunternehmen, damals auf dem Weg vom volkseigenen Betrieb in die Marktwirtschaft, brachte auch die Erkenntnis, dass es in Berlin zu jener Zeit keine Agenturen gab, die auf die Gesundheitskommunikation spezialisiert waren. Also: selber machen.
Kommunikation rund um das Thema Gesundheit ist „sensible Arbeit“, erklärt Held. Sie bewege sich in permanenter Spannung zwischen dem Ideal des solidarischen Gesundheitswesens und der Notwendigkeit unternehmerischen Handelns. „Gewinne müssen gemacht werden“, sagt Rzepka, „das zu negieren wäre naiv.“ Und auch wenn es Aufträge gibt, die er nicht ausführen würde, eine pauschale Kritik an Pharma- und Gesundheitsunternehmen lehnt er ab. „Da passieren viele faszinierende, positive Sachen, mit einem großen Nutzen für Betroffene.“
Dass es in Zukunft für Healthcare-Kommunikation aber immer weniger ausreichen wird, primär Produktvorteile zu adressieren, weiß auch Held. Der mehrfach international ausgezeichnete Chief Creative Officer hat sein Berufsleben vorwiegend im Ausland, etwa in den USA und in China, verbracht, war in verschiedenen Branchen wie der Finanz- und Automobilwelt und auch für die Weltgesundheitsorganisation tätig und lehrte als Dozent der University of Namibia. Seine Erfahrungen aus der Consumer-Kommunikation will er gezielt in seine neue Aufgabe einbringen. „Anders über Sachen nachdenken“ ist seine Devise. Kommunikation solle nicht nur über Produkte funktionieren. „Intelligente Prävention, digitale Gesundheitsanwendungen, Patientenaufklärungsprogramme – die Erwartungshaltung der Menschen an die Kommunikation und an die Gesundheitsunternehmen hat sich verändert“, sagt Held. „Es gibt so viele Möglichkeiten.“
Aus dem kleinen Aufkleber und den anfangs geplanten maximal zehn Mitarbeitenden sind inzwischen fast 80 Kreative, Konzepter:innen, Strategen, Gestalter:innen, Programmierer oder Texter:innen geworden, die seit nun einem Jahr im neuen Agenturgebäude an den Kampagnen feilen. Das viergeschossige Gebäude – ein Entwurf der kba Architekten und Ingenieure GmbH – ist offen, hell und geräumig. Die lichten Büros mit Sichtbetonwänden und Glasfronten schaffen eine luftige, transparente Atmosphäre.
„Wir waren zunächst skeptisch, was Adlershof betrifft“, erzählt Rzepka. In Kreuzberg war der Platz in der schicken Fabriketage aber über die Zeit viel zu eng geworden. Kleinere Büros wurden dazu gemietet und in der Nähe sogar „Kellerlöcher ausgebaut“, erinnert sich der Agenturchef. Hinzu kamen die explodierenden Mieten. „Das Team an einem Ort zusammenzubringen, war einfach nicht mehr möglich.“ Doch Kommunikation entsteht im Austausch. Das sei nicht nur eine Erkenntnis der letzten beiden Pandemiejahre mit ihren Videokonferenzen und Homeoffice-Bestimmungen. „Begegnung“, sagt Rzepka, „ist für die kreative Arbeit unerlässlich. Nur so können magische Momente entstehen.“
„Wir sind in Adlershof happy“, ergänzt er. Es sei ein „anderes Arbeiten“. Jetzt, wo Bau und Umzug geschafft sind, die letzten Kartons geleert, will er mit seinem Team „in den Kiez reinstreuen“, das Potenzial des Standortes noch stärker nutzen. Neben den Produktionsstudios in den oberen Etagen für Foto- oder Videoproduktionen gibt es eine weitere – noch leere – Etage. Hier will Rzepka zukünftig mit Studierenden und jungen Kreativen an neuen Ideen arbeiten. Dafür können sie die Infrastruktur der Agentur nutzen. „Wir haben in Adlershof alles, was wir dafür brauchen.“
Rico Bigelmann für Adlershof Journal