Sonne auf die leichte Art
Adlershofer entwickelt neuartige Solardynamik-Nachführung für höhere Energieeffizienz
Karl-Friedrich Harter ist Gründer aus Überzeugung. Er will Innovationen schaffen, die den Menschen Nutzen und Vorteile bringen. Seine Ideen und Projekte füllen viele Ordner in dem weißen Regal, das seit dem Herbst 2013 in seinem Büro im Innovations- und Gründerzentrum in Adlershof steht. Hier ist sozusagen die Innovationsschmiede der Solardynamik GmbH, mit der Harter unter anderem ein neuartiges Trägersystem für Photovoltaikmodule auf den Markt bringen will.
Es ist nicht sein erstes Unternehmen. Vor 15 Jahren kam er direkt nach seinem Studium der Volkswirtschaft aus Göttingen nach Berlin und baute mit einem Studienfreund eine Firma im IT-Bereich auf. Dann kam der Zusammenbruch einer ganzen Branche. Möglicherweise kam ihm seine Ausbildung als Rettungssanitäter zugute, um mit einer neuen Firma im Bildungsbereich für IT zu überleben.
Leicht, flexibel formbar und stabil
2009 gründete Harter die Solardynamik. Damals überlegte er sich mit ein paar Ingenieuren, welche Entwicklung für den Solarbereich vielversprechend sein könnte, und tüftelte die neue Trägertechnologie aus. Seit Februar 2014 ist seine Patentschrift veröffentlicht. Wenn er den Clou dahinter erläutert, greift Harter gerne zu einer kleinen Wasserflasche aus Plastik. Wie diese wird sein System sehr leicht sein und durch den Einsatz von Druckluft gleichzeitig flexibel formbar und stabil. Die PV-Module, so seine Idee, werden auf einem Leichtbauträger aus Kunststoff fixiert, der sich – wie eine Hightechluftmatratze – durch Druckluft selbst stabilisiert. Zusätzlich kann das System mit einer aufblasbaren Luftkammer ausgestattet werden, die ähnlich funktioniert wie ein Hydraulikstempel. Eine ausgeklügelte Membrantechnologie sorgt dafür, dass die Solarzellen mit Druckluft beliebig angekippt werden können. So lassen sie sich dem Stand der Sonne zumindest in einer Dimension nachfahren und bei Unwettern oder großer Windlast auch einklappen.
Einsatz in der Landwirtschaft
„Gegenüber herkömmlichen Trägerstrukturen aus Metall lassen sich bis zu 80 Prozent Gewicht einsparen und damit Kosten sowie CO2“, betont Harter. „Weil die ganze Konstruktion so leicht ist, können die Solarmodule ganz einfach auf nahezu alle Arten von Dächern gebaut werden.“ Die verwendeten Kunststoffe sollen durchsichtig sein, was auch optische Leichtigkeit verleiht. Und es ermöglicht, darunter noch Landwirtschaft zu betreiben. Getragen von Pfeilern aus Holz oder Bambus ließen sich großflächige Überbauungen von landwirtschaftlichen Nutzflächen realisieren, auf denen Tiere weiden oder Pflanzen beschattet wachsen. Auch Regenwasser könnte gezielt aufgefangen und zu einer gesteuerten Bewässerung genutzt werden.
Dass seine Erfindung in ganz vielfältigen Bereichen genutzt und – etwa durch Integration von Werbeflächen – möglichst vielfältiger Gewinn daraus geschlagen werden kann, ist Harter ein wichtiges Anliegen. So hat er für Südafrika Carports entworfen, deren Solarstrom gleichzeitig zum Laden von Elektroautos genutzt werden könnte. „Solartechnik soll keine Nische bleiben, die sich nur leisten kann, wer Geld übrig hat“, sagt der Unternehmer. Doch noch muss das Trägersystem zu Ende entwickelt und dann auch produziert werden. Hierfür ist er vor einigen Monaten aus Charlottenburg an den Standort Adlershof gezogen. „Das Umfeld wurde mir dort zu IT-lastig“, sagt er. „Hier finde ich jetzt Kooperationspartner aus der Solarbranche oder aus der Chemie, mit denen ich schon Kontakt aufgenommen habe.“
Das Wichtigste fehlt ihm allerdings noch: ein Investor, damit aus dem Patent ein Produkt wird. Keine leichte Aufgabe in Zeiten, in denen die heimische Solarbranche kränkelt. Aber Harter glaubt fest an ihre Zukunft und an den Produktionsstandort Deutschland. Bis er selbst damit loslegen kann, bietet sein Unternehmen auch Beratung, Vermittlung, Vertrieb und Projektierung für weitere Effizienztechnologien an.
Von Uta Deffke für Adlershof Journal