Stabilität und Wachstum
Im Hausflur kam ASCA-Geschäftsführerin Christine Wedler mit ihrem Nachbarn ins Gespräch. Das Institut für Produktqualität hatte gerade ein neues Labor in Adlershof bezogen. Für die Lebensmittelanalyse brauche man Referenzsubstanzen, erfuhr sie. „Wir könnten das übernehmen“, erklärte Wedler. Typisch Adlershof: Synergien sind Kennzeichen des Standorts.
Die ASCA GmbH Angewandte Synthesechemie Adlershof wurde im Jahr 2000 von Professor Hans Schick und Christine Wedler gegründet. Das Unternehmen stellt im Auftrag von Pharmaunternehmen Substanzen her, die als Wirkstoffe für künftige Medikamente in Frage kommen. Daneben ist ASCA auch in der Auftragssynthese tätig. „Wir müssen schnell sein und vor allem zuverlässig, um uns auf dem Markt zu behaupten“, betont Wedler. Die Ausstattung der Labore ist stets auf dem neuesten Stand, dabei schlagen Analysegeräte, etwa das im vergangenen Jahr angeschaffte neue Gerät für präparative Chromatographie, schon mal mit 100.000 Euro Anschaffungskosten zu Buche.
Für die Zukunft plant ASCA, mit der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung bei der Entwicklung neuer Analyseverfahren für Mykotoxine zusammenzuarbeiten. Das sind Schimmelpilzgifte, wie sie etwa in Futtermitteln vorkommen. Mit der Größe von derzeit 30 Mitarbeitern ist das Unternehmen zufrieden. „Jede Erweiterung der Labore wäre eine bedeutende Investition und damit ein großes Risiko“, so Wedler. Die Prämisse: ein stabiles Geschäft.
Die Adlershofer Biotech-Firma Caprotec hingegen setzt auf Wachstum. „Wir wollen die Mitarbeiterzahl um rund ein Drittel erhöhen“, so CEO Jonathan Turner. Dies könne entweder „organisch“ geschehen, also auf Basis der jetzt generierten Umsätze oder mithilfe einer neuen Finanzierungsrunde. „Im letzten Fall würden wir natürlich schneller wachsen können.“
Gegründet wurde die Caprotec Bioanalytics GmbH 2006 von Professor Hubert Köster. 27 Mitarbeiter arbeiten mit einem patentierten Verfahren, das die Wirkung von Substanzen auf Organismen bestimmen und dabei Wirkstoffentwicklungsrisiken reduzieren kann. Dabei werden mithilfe der Capture Compound Mass Spectrometry (CCMS) Interaktionen zwischen Proteinen und sogenannten „Small Molecules“, wie sie etwa in Arzneimittelwirkstoffen enthalten sind, dargestellt.
Damit Köster sich wieder ganz auf die Forschung konzentrieren kann, hat Jonathan Turner, ein gebürtiger Schotte, die Geschäfte vor einigen Monaten übernommen. Langfristig möchte er das Geschäftsmodell gern erweitern. So könnte Caprotec in Zukunft bereits bekannte Substanzen analysieren, neue Wirkungsprofile erstellen und damit neue Anwendungsgebiete erschließen.
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special