Tätige Inspiratoren
Zentrum oder Rand? Das ist in diesem Fall Auslegungssache. Martin Mahn sitzt im Stadtzentrum, in der Ziegelstraße in Mitte, und fährt mindestens einmal in der Woche hinaus an den Rand. Und damit zugleich in ein neues Zentrum, den Technologiepark Adlershof. „Wenn die Humboldt-Universität mit wichtigen Instituten nicht nach Adlershof gezogen wäre, gäbe es weniger Firmenausgründungen“, ist Mahn, Geschäftsführer der „Humboldt Innovation“, überzeugt.
In Adlershof lässt es sich gut gründen. Denn um Gründungen zu unterstützen, sei es wichtig, in allen Phasen einer Firmenentwicklung passende Räume und Flächen anbieten zu können. In der Berliner Mitte rund um die Humboldt-Universität sei der Platz begrenzt und die Mieten zwei bis drei Mal so hoch.
Doch in Adlershof ist man auch in einem anderen Sinne mittendrin: „Hier gibt es viele Leute, die in einer ähnlichen Situation sind“, sagt Michael Linscheid, Vizepräsident für Forschung und Chemie-Professor an der Humboldt-Universität. „Gründer können sich hier gut aufgehoben fühlen.“ Schließlich sitzen sie inmitten eines Technologieparks mit einer mittlerweile gewachsenen Mischung aus Forschungseinrichtungen, Universitätsinstituten und Firmen verschiedener Größenordnung, darunter erfolgreichen Uni-Ausgründungen wie dem Mikropumpenhersteller Acuros GmbH oder den Informatikern von „Barcoo“, die Handys um einen Barcode-Scanner erweitern.
Dass Vorbilder wichtig sind, wenn man selbst raus aus der Uni und rein in die eigene Firma will, sagt auch Martin Mahn. Rund 50 Erstgespräche pro Jahr führt der Fachmann für Gründer-Unterstützung, aus denen fünf bis zehn Ausgründungen erfolgen. Ob die Informatiker von „Availability Plus“, die Hochsicherheitssoftware entwickeln, oder die Chemiker von „Creative Quantum“, die neuartige Analyseverfahren auf den Markt bringen wollen – Mahn und sein Team versuchen ganz praktisch, die zukünftigen Firmengründer auf ihrem Weg zu begleiten. Dafür planen sie, im nächsten Jahr eine eigene „Gründervilla“ in Adlershof einzurichten. „Wir wollen damit erste Unterstützung, speziell für die Vorbereitungsphase, die sogenannte Pre-Seed-Phase, bereitstellen: Büroräume, Rechner, eine Handbibliothek, Kongressräume“, sagt Mahn. Als „Inkubator“ bezeichnet Michael Linscheid das Projekt.
Als Chemie-Professor unterstützt er Studenten, die über eine Firmenausgründung nachdenken, auch ganz direkt. „Von einer Entdeckung oder Entwicklung an der Universität bis zu einem marktfähigen Produkt kann eine lange Zeit vergehen“, sagt er. Gerade diese Phase sei heikel. Die Universität überlege, so Linscheid, wie zukünftige Gründer noch weiter unterstützt werden können, beispielsweise, indem ihnen in dieser Phase verstärkt Laboratorien und Einrichtungen der ortsansässigen Universitätsinstitute zur Verfügung gestellt werden. „Mithilfe von Kooperationsverträgen können zukünftige Gründer technische Einrichtungen und wichtiges Equipment eine Zeit lang nutzen – bevor sie sich trauen, selbst teure Investitionen zu tätigen“, beschreibt Linscheid das Prozedere. Auch in dieser Hinsicht ist Adlershof mit seinen Universitätsinstituten die zentrale Adresse für Gründer – bis sie ihr Weg vielleicht zur eigenen Firma nebenan führt.