Topfgucker, Sterneköche und süße Kindheitserinnerungen
Rezept für den Weihnachtsbraten
Kochen ist seit einigen Jahren im Trend. Angeheizt von zahlreichen Kochsendungen entdecken immer mehr Deutsche die Lust, sich am eigenen Herd zu beweisen. Entsprechend boomt das Angebot an Kochkursen. Dabei geht es jedoch nicht nur um die schnöde Vermittlung der richtigen Zutaten, Schnitttechniken und Garzeiten – im Vordergrund steht vielmehr der Spaß am gemeinsamen Genuss.
„Die Kochshows haben mit Sicherheit die Lust am Kochen beflügelt und somit auch den Kochschulen Auftrieb gegeben“, ist sich Wolfgang Keller, Geschäftsführer des Kochateliers Berlin-Adlershof, sicher. Nach Stationen im renommierten Restaurant Paris-Moskau und bei Sternekoch Tim Raue entschloss er sich gemeinsam mit Marko Kermer und Marcus Buckow, ein Kochatelier in Adlershof zu eröffnen. Vorbild ist das Kochatelier Berlin an der Jannowitzbrücke.
Kochen ist keine Zauberei, sondern solides Handwerk, das jeder lernen kann, sagt Keller. Zu den klassischen Fehlern am heimischen Herd zählen eine zu hohe oder zu niedrige Koch-, Gar-, Backtemperatur, zu kurze Garzeiten sowie ein falsches Timing bei der Zubereitung. In das im April eröffnete Kochatelier in Adlershof kommen auch blutige Anfänger, die außer Kartoffelschälen keine Erfahrungen in der Küche mitbringen. Die vier- bis fünfstündigen Kurse, an denen zwischen sechs und zehn Hobbyköche teilnehmen können, kosten ab 68 Euro inklusive Getränke.
Auch Unternehmen tauschen gern mal den Laptop gegen den Kochlöffel und buchen die Kochschule als Firmenevent. Das gemeinsame Kochen liefert ausreichend Gesprächsstoff und macht den Küchenausflug zu einem Ereignis, an das man sich noch lange zurückerinnert. Gelegentlich werden zu den Firmenevents auch Starköche eingeladen. Am 16. und 24. November kocht zum Beispiel Alfons Schuhbeck. „Ein Event, bei dem sogar ich noch etwas lernen kann“, gibt Keller schmunzelnd zu.
Dass Kochen momentan en vogue ist und sich mit Kochkursen Geld verdienen lässt, haben natürlich auch fachfremde Anbieter gemerkt. In Berlin buhlen rund 20–30 Kochschulen um interessierte Hobbyköche. Viele verschwinden allerdings auch sehr schnell wieder vom Markt, weil sie sich mit der teuren Kücheneinrichtung verkalkuliert haben oder die Kurse zu teuer sind.
Zu Weihnachten mögen es auch die Profiköche des Kochateliers traditionell. Ein klassischer Gänsebraten kommt bei ihnen auf den Tisch: Dazu wird eine heimische 2–3 Kilo schwere Gans mit Äpfeln, Zwiebeln, Beifuß und Orange gefüllt und bei 220 Grad 20 Minuten im Ofen angebraten. Danach rund zwei Stunden bei 160 Grad weiterbraten und gelegentlich mit der entstehenden Flüssigkeit begießen. Kurz vor Ende der Garzeit die Gans mit Salzwasser bepinseln, denn das sorgt für eine besonders knusprige Kruste. Die Gans aus dem Ofen nehmen, das Fett von der Soße abschöpfen und die Soße je nach Geschmack einkochen lassen oder mit Butter aufmontieren. Zum Nachtisch gönnt sich Wolfgang Keller einen schönen Kaiserschmarrn – ein Gericht, mit dem ihn seine österreichische Großmutter als kleinen Jungen verwöhnt hat.
Von Ariane Steffen für Adlershof Journal