Über den großen Teich
„Wer eine neue Sorte Spreewaldgurken erfindet und produziert, der muss nicht nach Amerika, der kann sich auf den regionalen Markt beschränken“, sagt Prof. Dr. Dietmar Lerche. Er selbst aber verkauft vier von fünf Geräten ins Ausland: Vor 15 Jahren gründete er die Firma L.U.M. GmbH, die neuartige Messverfahren und -geräte entwickelt, beispielsweise zur Lagerstabilität von Lacken, aber auch von Lebensmitteln und Kosmetikprodukten.
Mittlerweile gehören seine Geräte bei einigen internationalen Konzernen zum Laborstandard, sagt Lerche mit Befriedigung. Das bedeutet, sie stehen überall, wo die Konzerne entwickeln und produzieren – verteilt auf der ganzen Welt.
Am Anfang, noch in der Gründungsphase, hatte Lerche vor allem den deutschen Markt für Labormedizin im Blick. Doch der sei einfach zu klein, in ganz Deutschland könne er vom hochspezialisierten Gerät, dem „LUMiSizer“, pro Jahr nur 10 bis 15 Geräte absetzen. 2004 hat L.U.M. sogar einen amerikanischen Ableger gegründet. „Für eine kleine Firma ist das schon ein großer Sprung“, räumt Lerche ein, der in Deutschland 20 Mitarbeiter beschäftigt. Aber auch für den internationalen Erfolg ist die Voraussetzung, dass man mit einem guten Produkt überzeugen könne.
Ein verlockendes Angebot aus Amerika markierte auch den Beginn der Cyano Biofuels GmbH: „In Berlin gibt es seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt in der Erforschung von Cyanobakterien, also Blaualgen“, weiß der Biochemiker Dan Kramer. So viel geballte Kompetenz, dass vor einiger Zeit eine amerikanische Firma darauf aufmerksam wurde, die noch aus den 1980er Jahren ein Patent auf die Herstellung von Bioethanol durch Cyanobakterien hielt. Jetzt, in Zeiten knapper werdender Kraftstoffresourcen, suchten sie einen Partner, der die neuartige Technologie auch umsetzen konnte: Dan Kramer gründete gemeinsam mit einer Kollegin das Unternehmen Cyano Biofuels aus dem Biologie-Institut der Humboldt-Universität aus.
Seither untersuchen sie, wie der alternative Kraftstoff anders als bisher produziert werden kann: „Wir wollen Cyanobakterien nicht als Biomasse nutzen, um daraus Ethanol zu gewinnen, sondern uns interessiert die direkte Bio-Ethanolsynthese“, erklärt Kramer.
Cyanobakterien produzieren Ethanol als natürliches Stoffwechselprodukt, allerdings nur in sehr geringer Menge. Den Stoffwechsel so zu optimieren, dass die Bakterien mehr Ethanol produzieren, ist daher das Betätigungsfeld seines Forschungsunternehmens.
Eine internationale Ausrichtung ist dabei auch aus ganz praktischen Gründen notwendig: „Wir brauchen Partner in anderen Ländern, die uns große, landwirtschaftlich nicht nutzbare Flächen zur Verfügung stellen“, sagt Dan Kramer. Brachen mit möglichst intensiver Sonneneinstrahlung, Meerwasseranschluss und am besten mit einem Kohlekraftwerk in der Nähe, denn zur Kultivierung von Cyanobakterien braucht es nicht viel mehr als Sonnenlicht, Salzwasser und Kohlendioxid. Erste kleine Versuchsflächen für die Photo-Bioreaktoren gibt es bereits in Südspanien und Florida, eine große Produktionsanlage wird zurzeit mit einem Industriepartner vorbereitet – in Mexiko.