Versteckte elektronische Helfer
AEMtec baut Präzisions-Chips für Medizintechnik, Optoelektronik und die Automobilbranche
Tumoren, innere Blutungen oder verletztes Knorpel- und Nervengewebe: Mit den Röntgenstrahlen von Computertomografen können feinste Strukturen im menschlichen Körper sichtbar gemacht werden. Die Strahlen, die den Körper durchdrungen haben, treffen auf einen Detektor. Dort werden sie zunächst in sichtbares Licht umgewandelt, das dann von Photodioden erfasst und mittels Software analysiert wird. Jedes Photodiodenarray enthält eine gewisse Anzahl Pixel, also Bildpunkte. Je kleiner und dichter gepackt die Pixel sind, desto detaillierter das Bild.
Ein Spezialist für die Entwicklung und Fertigung derartig kleiner Elektronik ist das Adlershofer Unternehmen AEMtec. Das im Jahr 2000 als Ausgründung von Infineon Technologies gestartete Unternehmen war zunächst auf dem Telekommunikationsmarkt aktiv. Mittlerweile kommen die unscheinbaren elektronischen Helfer von AEMtec in vielen Bereichen zum Einsatz: von der Medizintechnik über die Optoelektronik bis zur Automobilbranche. „Es gibt nicht viele Unternehmen, die solche Chips mit der notwendigen Präzision verarbeiten können“, sagt Verkaufsleiter Thomas John.
Flip-Chip-Methode
Eine wichtige Technologie hierfür ist die sogenannte Flip-Chip-Methode. Anstatt die Chips, auf denen beispielsweise Hunderte Dioden integriert sind, mit vielen Hundert winzigen Drähten zu kontaktieren und zu verbinden, werden sie auf einer Seite mit kleinen Kontaktkügelchen versehen und dann kopfüber auf die zu kontaktierende Fläche montiert. „Bei 1.200 Drähten pro Chip wird die Drahtbondtechnologie irgendwann zu aufwendig und zu teuer“, sagt Ingolf Schlosser, verantwortlich für neue Technologien. „Mit der Flip-Chip-Methode können wir kleinere Bauteile in dichterer Packung und erheblich schneller fertigen.“ So auch die besseren CT-Detektoren, die AEMtec in enger Kooperation mit einem Kunden aus der Medizintechnik entwickelt hat.
Schneller Schritt in die Massenproduktion
Diese Zusammenarbeit gehört zu dem besonderen Konzept des Unternehmens. Dabei deckt es den gesamten Wertschöpfungsbereich ab, vom Design von Leiterplatten über die Aufbau- und Verbindungstechnik, mit der sie zusammengesetzt und bestückt werden, und die Produktion von Prototypen bis hin zur Serienfertigung in Stückzahlen von 50 bis 350.000. Das Besondere dabei: Auch Prototypen werden bereits mit Serienequipment gefertigt. „Dadurch ermöglichen wir unseren Kunden einen schnelleren Schritt in die Massenproduktion“, erläutert John.
Über die technische Entwicklung hinaus bietet AEMtec ein professionelles Qualitäts- und Supply-Chain-Management. „Mittlerweile sind wir von der verlängerten Werkbank von Siemens zum Rundum-Serviceanbieter geworden“, berichtet John nicht ohne Stolz. Mit Kunden in Deutschland und Europa, und auch Richtung USA streckt man seine Fühler aus.
Präzisionsarbeit
Geschätzt wird AEMtec auch von Anwendern in der Halbleiterfertigung. Dort führt die stete Miniaturisierung beispielsweise zu immer höheren Datenspeicherdichten. Zurzeit können Chipstrukturbreiten von 22 Nanometern industriell gefertigt werden. Basis hierfür ist eine immer größere Präzision insbesondere der Lithografie. Hierbei werden mit präzisen, über Spiegel gelenkten Lichtstrahlen Strukturen in einen Fotolack eingeprägt. Über einen Ätzvorgang übertragen sich die winzigen Strukturen dann von der Lack- auf die darunterliegende Materialschicht. Baugruppen von AEMtec dienen der Kalibrierung der rund 4.000 Spiegel, die auf einer Fläche von nur sechs mal sechs Quadratzentimetern im Lithografiekopf untergebracht sind. Dazu werden 4.000 Laserdioden mit einer Positionsgenauigkeit von einem Mikrometer auf eine Glasplatte montiert. „Wir haben zusammen mit unserem Kunden auch ein Verfahren entwickelt, mit dem wir einzelne Laserdioden zwecks Reparatur austauschen können“, betont Schlosser. Das reduziert die Kosten, denn von den 4.000 Dioden dürfen nur zwei defekt sein, um die hohen Qualitätsstandards der Halbleiterfertigung einzuhalten.
Neues AEMtec-Firmengebäude
Weil in diesen Prozessen auch noch so winzige Staubpartikel erheblich stören würden, produziert AEMtec in einem extra sauberen Reinraum ISO Klasse 5. Im neuen Firmengebäude, das in diesem Jahr im Technologiepark Adlershof eingeweiht werden soll, werden nicht nur die Produktionsflächen erweitert. Neues Analyse- und Testequipment wird sicherstellen, dass man künftig noch gezielter auf die technologisch anspruchsvollen Bedürfnisse der Kunden eingehen kann.
Von Uta Deffke für Adlershof Journal
Link: www.aemtec.com