Vielfältige Fasern
Von Biogasfermentierung bis Darmkrebsrisikoerkennung – die Adlershofer Firma art photonics fertigt Spezialfasern für einen breiten Anwendungsbereich
Dank der Fasertechnologie von art photonics können Krebsmediziner gewissermaßen in die Zukunft sehen und einige Arten der tödlichen Krankheit schon erkennen, bevor sie ausbricht. Neue Infrarot-Endoskope spüren Entzündungen in feinsten Falten des menschlichen Verdauungssystems auf, die mit dem bloßen Auge noch nicht sichtbar sind. Dadurch wird eine besonders frühzeitige Behandlung von Vorerkrankungen des gefährlichen Darmkrebses möglich.
Herzstück der schlauchartigen Endoskope sind die Fasern der art photonics GmbH aus dem Technologiepark Adlershof. Sie leiten unsichtbare Wärmestrahlung von der medizinischen Probe in das Messinstrument. Mit derartigen Analysemethoden können Experten auch gefährliche Chemikalien in der Umwelt nachweisen oder die Qualität von Werkstoffen überwachen. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfahren ist die Fasermesstechnik sogar in der Lage, chemische Prozesse in Echtzeit (am Ort des Geschehens) zu analysieren – ob das nun die Fermentierung von Biogas ist, das Brauen von Bier oder das Reifen von Wein und Whiskey.
Art photonics deckt mit seinen Produkten einen besonders weiten Spektralbereich von ultravioletter bis zur mittleren Infrarotstrahlung ab. Sogar Temperaturen bis zu 250 Grad Celsius halten die feinfühligen Messinstrumente (Fasersonden) aus. Weltweit ist art photonics Marktführer in der Herstellung von chalkogeniden (in der Regel glasartige Materialien) und polykristallinen optischen Spezialfasern, aus denen dann spektroskopische Fasersonden, Faserbündel und Hochleistungskabel für industrielle und medizinische Anwendungen hergestellt werden.
Als Geschäftsführer Viacheslav Artyushenko die art photonics GmbH nach seinem Studium der Lasertechnik in Moskau 1998 gründete, entschied er sich ganz bewusst für Berlin als Standort: „Ich hatte gute Kontakte zum Laser-Medizin-Zentrum, der heutigen Laser- und Medizin-Technologie GmbH Berlin“, berichtet Artyushenko. Die Alternativen München und Schottland hatten bei seiner Wahl das Nachsehen. Auch 15 Jahre nach seiner Gründung ist art photonics weiter auf Wachstumskurs und wird im September auf dem Gelände „Am Oktogon“ in Adlershof die Raumkapazität in neuen Räumlichkeiten verdoppeln. Im laufenden Jahr wird das Unternehmen die Vertriebsaktivitäten in Asien ausbauen, wo die Gesellschaft bereits mit Partnern in China und Indien zusammenarbeitet. Und auch auf den wichtigen nordamerikanischen Markt will sich art photonics noch stärker konzentrieren, sagt Artyushenko.
Von Manuel Berkel für Adlershof Special