Weibliche Technik-Tandems - „JUMP in MINT“ begeistert
Typische Männerberufe sind für Mädchen kein Tabu
„Ich hab nicht nur ganz viel gelernt, sondern auch eine tolle Freundin gefunden“, zeigt sich Schülerin Jennifer Kirke über das Jugend-Mentorin-Programm „JUMP in MINT“ begeistert. Ihre Projektpatin Antje Vollmer – Chemikerin am Elektronensynchrotron BESSY II des Helmholtz Zentrums Berlin – wünscht sich noch viel mehr so experimentierfreudige Mädchen.
Vor einem Jahr haben sich die wissbegierige 16-Jährige und die engagierte Wissenschaftlerin kennengelernt. Durch ein Programm, mit dem die Deutsche Telekom AG Mädchen ermutigt, in die Lebensrealitäten von Forscherinnen und Technikerinnen reinzuschnuppern. MINT steht für Mathematik, Informationstechnik, Naturwissenschaft, Technologie, Energie und Handwerk. Berufsbereiche, die bis heute traditionelle Männerdomänen sind. Jennifer und die anderen 20, an dem Programm teilnehmenden, Schülerinnen besuchten Antje Vollmer an ihrem Arbeitsplatz, machten Exkursionen ins Exploratorium Potsdam, zur Berliner Stadtreinigung oder in eine Schreinerei.
„Trotz voller Terminkalender treffen wir zwei uns regelmäßig, um einfach miteinander zu reden“, sagt Mentorin Vollmer. Sie ist immer noch erstaunt, wie viele Sachen ihre Mentee parallel macht: Jennifer ist Schülersprecherin, nimmt an Debattier-Wettbewerben teil und spielt zudem noch leidenschaftlich Handball. Gerade hat sie über das Parlamentarische Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestags einen Platz für ein Auslandsjahr in den USA ergattert.
Berührungsängste zu Naturwissenschaften abbauen musste Antje Vollmer bei Jennifer nicht. Die zielstrebige Zehntklässlerin am Schiller-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg weiß schon lange genau, was sie will: nämlich Medizin studieren. Auch wo, ist für die bilingual aufgewachsene Jennifer keine Frage: Oxford oder Cambridge sind ihre erste Wahl, wenn die Noten stimmen und sie ein Stipendium dafür ergattern könnte. Denn finanzieren kann das ihre alleinerziehende Mutter sicherlich nicht. Vollmer, die drei Jahre als Post-Doktorandin in Cambridge gearbeitet hat, gibt gern ihre Erfahrungen weiter. Und sie bestärkt Jennifer in ihrem Berufswunsch: „Du bist nur gut, wenn du das tust, was dir Spaß macht. Dafür muss man auch hart arbeiten.“ Vollmer, die selbst über ein „Hintertürchen“ zu ihrem jetzigen Job gefunden hat, ist froh über Programme wie „JUMP in MINT“. Frauen in der Physik waren in den 1980er-Jahren noch eher selten. „Ich hab mich damals einfach nicht getraut Physik zu studieren“, bedauert sie aus heutiger Sicht ihren Umweg über die physikalische Chemie. Dass die Physik gar nicht so kompliziert ist, wie es scheint, vermittelt Vollmer jetzt auch jungen Mädchen, die bei BESSY ein Schülerpraktikum machen.
Schade am MINT-Programm findet sie allerdings, dass es nur eine eingeschränkte Zielgruppe zu erreichen scheint. Im letzten Jahr war kein Mädchen aus einem der östlichen Berliner Stadtbezirke dabei, keins von einer Hauptschule. Dahin müssen die Netzwerke noch aufgebaut werden.
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