Werkzeugmacher für die Analytik
Die unverzichtbare Arbeit der wissenschaftlichen Gerätebauer in Adlershof
Sie bekommen keine Forscherpreise und machen keine Schlagzeilen. Doch für den Erfolg von Experimenten und Analysen sind wissenschaftliche Gerätebauer unverzichtbar. Einige dieser Firmen feilen auch auf dem Campus Adlershof an ihren sehr speziellen – und begehrten – Produkten.
Olaf Schief hat in Adlershof schon viele Labore gesehen und mit Forschern unterschiedlichster Couleur gesprochen. Seit mehr als 20 Jahren entwirft und montiert seine Firma W&P GEAT maßgeschneiderte Laborarbeitsplätze, Vorrichtungen zum Schutz vor Laserlicht oder radioaktiver Strahlung, Positioniergestelle für Vakuumkammern und vieles mehr. „Die Wissenschaftler kommen oft mit Ideen oder Zeichnungen zu uns, wir helfen dann, das umzusetzen“, sagt Schief, der vor dem Mauerfall im wissenschaftlichen Gerätebau der damaligen Akademie der Wissenschaften arbeitete. Sein Unternehmen mit heute neun Mitarbeitern gründete er 1994. „Wir betrachten uns schon als der ‚kleine Nachfolger‘ des damaligen Zentrums für wissenschaftlichen Gerätebau an der Akademie“, sagt er nicht ohne Stolz.
Neben den Laborausstattungen liefert die Firma auch Spezialpumpen für die chemische oder biochemische Forschung. Diese winzigen, sogenannten HPLC-Pumpen – HPLC steht für Hochflüssigkeitschromatographie – müssen robust sein, denn sie sind oft tagelang ununterbrochen im Einsatz, um Substanzen zu gewinnen oder zum Beispiel die genaue Zusammensetzung eines Stoffes zu bestimmen. Sogar für Versuche mit Wasserstrahlen im Vakuum hat Schief die Geräte schon an Forscher im Elektronenspeicherring BESSY geliefert.
Kreativität brauchen Schief und seine Mitarbeiter auch für Aufträge aus der Industrie, etwa wenn es darum geht, Vorrichtungen für die Automatisierung der Produktionsabläufe in einer Galvanikfirma oder Schneidegeräte für extrem dünne Gläser zu bauen. Gefertigt werden die besonderen Maschinen und Vorrichtungen in der hauseigenen Werkstatt, geliefert wird inzwischen an Firmen und Institute in ganz Deutschland.
Spezialgeräte ganz anderer Art entstehen in der 4.000 Quadratmeter großen Werkstatt der Karlheinz Gutsche GmbH im Norden der Wissenschaftsstadt: Wer bei dem Familienunternehmen arbeitet, braucht gute Augen und eine ruhige Hand. Denn gegen die winzigen Linsen von manchmal nur einem halben Millimeter Durchmesser ist eine Kaffeebohne ein wahrer Riese. Eingesetzt werden die Optiken in medizinischen Endoskopen, mit denen Ärzte etwa den Magen-Darmtrakt, aber auch die Nasennebenhöhle oder Gelenke untersuchen.
„Wir liefern die Komponenten für das gesamte Linsensystem eines Endoskops“, sagt Dieter Menzel, seit 20 Jahren Geschäftsführer der Firma Gutsche. Diese ist seit 1959 im Geschäft, zu ihren Kunden gehören die meisten namhaften Endoskophersteller. Im vergangenen August ist das Unternehmen mit seinen 120 Mitarbeitern von verteilten Standorten nach Adlershof gezogen. Die wachsende Konkurrenz aus Fernost in seiner Branche bereitet Menzel manchmal zwar Kopfzerbrechen, doch er setzt auf Erfahrung, effiziente Produktion – und engagierte Mitarbeiter. „Wir haben derzeit zwei Lehrlinge, und wir freuen uns über Bewerbungen.“
Von Claudia Wessling für Adlershof Special