Wie Adlershof Energie effizienter nutzen kann
Das Potenzial von Sole-Systemen
Adlershof als grünes Paradies, so könnte die Zukunft aussehen. Jedenfalls wenn man Energie besonders effizient nutzen will, etwa für Heizung, Trocknung und Klimatisierung mittels hygroskopischer Salzlösungen. Derartige Sole-Systeme nehmen Feuchtigkeit auf und setzen Wärme frei. Durch Aufnahme von Wärme verdampft Wasser wieder aus der Sole, dann wird gekühlt. Der benötigte Wasserdampf würde per Photosynthese auf bepflanzten Dächern oder begrünten Fassaden erzeugt. Die Energieeffizienz der Wissenschaftsstadt Adlershof könnte so erhöht werden.
Mit der Frage, welche erneuerbaren Energien in Adlershof zu Primärenergieeinsparung beitragen können, befasste sich Stefan Kieseler vom Institut für Energietechnik der Technischen Universität Berlin. Speziell ging es um das Potenzial der oberflächennahen Geothermie, der Photovoltaik und von kleinen Windkraftanlagen. Letztere könnten aber nicht nennenswert zur Energieeffizienz beitragen, denn Adlershof sei ein „Schwachwind-Standort“, wie es in Stadtgebieten meistens der Fall sei, sagt David Marten, Windenergie- Spezialist am TU-Institut für Strömungsmechanik.
Photovoltaik dagegen wird intensiv genutzt. Bis Ende 2010 war in Adlershof schon eine Modulleistung von insgesamt 2.052 Kilowatt-Peak installiert. „Mit weiterem Ausbau sei vor allem bei Neubauten zu rechnen“, erklärt Stefan Kieseler. Etwa 4.600 Kilowatt-Peak an neuer Kapazität könnten hinzukommen.
Wind oder Sonne erzeugen Energie aber nur zeitweise, auch überschüssige Prozesswärme und -kälte fallen nicht kontinuierlich an. Hier bieten sich oberflächennahe Aquifere – das sind grundwasserleitende Schichten – als Puffer an. Umgebungskälte lässt sich in kalten Jahreszeiten einlagern und in der warmen Jahreszeit zur Kühlung verwenden. Umgekehrt kann aber auch Abwärme
aus Kühlprozessen im Grundwasser gespeichert werden, um bei niedrigen Außentemperaturen Heiz- und Trocknungsprozesse zu unterstützen.
Auch Solelösungen können Wärme speichern und vernetzte Kälteanlagen können besonders energieeffizient arbeiten. Es ist daher geplant, energieintensive Einrichtungen, die sehr hohen Kältebedarf haben, miteinander zu koppeln. „Das Speichermedium, die Sole, lasse sich auch wegen der höheren Energiedichte vorteilhafter als Fernwärme und zudem verlustfrei transportieren“, sagt Martin Buchholz, Geschäftsführer der Watergy GmbH. Diese Ausgründung von TU-Ingenieuren entwickelt Sole-Apparate zur Heizung und Klimatisierung. Erprobt wird die Technik zunächst in einer Adlershofer Großwäscherei. Bei positiver Bilanz könnten in den eher trockenen Gebäuden die Dächer und Fassaden ergrünen.
Von Paul Janositz für Adlershof Special