Wie schlagkräftig ist Berlin Research 50?
Im Gespräch mit Anja Sommerfeld, die den Verbund der außeruniversitären Forschungseinrichtungen Berlins steuert
Die außeruniversitäre Forschung in Berlin hat sich Anfang 2020 selbst
initiativ und disziplinübergreifend „für eine faire, gesunde und nachhaltige Zukunft“ zu Berlin Research 50 (BR50) zusammengeschlossen.Wie schlagkräftig ist BR50? Wir fragen nach bei der Referentin der Geschäftsstelle, Klimaphysikerin Anja Sommerfeld, die in Adlershof die Fäden des Verbunds zusammenhält.
Adlershof Journal: Warum braucht es BR50?
Anja Sommerfeld: Berlin hat das Potenzial zu einer der weltweit führenden Wissenschaftsmetropolen heranzuwachsen, denn die hiesige Forschungslandschaft ist unglaublich divers. Neben den vier großen Universitäten gibt es zahlreiche Fachhochschulen und über 70 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Diese Kompetenzen müssen gebündelt werden. Und da kommt BR50 ins Spiel, denn fast 50 der außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind am Verbund beteiligt. BR50 dient als Sprachrohr der Außeruniversitären in der Berliner Wissenschaftspolitik und kann für die Belange seiner Mitglieder und für den gesamten Forschungsraum eintreten. BR50 findet Gehör und wird von der Politik wahrgenommen. So ist BR50 nicht nur an der Corona Taskforce des Berliner Senats beteiligt, sondern arbeitet auch an der Neufassung des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG) und beim Thema Tierversuche mit.
Sie sind seit einem Jahr Referentin der Geschäftsstelle. Worauf blicken Sie zurück?
BR50 gab es bereits, als ich meine Stelle angetreten habe. Die Gründungskoordinator:innen waren im Jahr zuvor schon unglaublich aktiv. Sie haben Mitglieder akquiriert und BR50 in der Politik und generell im Berliner Raum bekannt gemacht. Mein Kollege am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat ein paar Monate vor mir angefangen und den Aufbau der Geschäftsstelle bereits begonnen. Seitdem hat sich viel getan, wir haben die Mitgliedseinrichtungen wissenschaftlich vernetzt, sowohl innerhalb einer Disziplin als auch disziplinübergreifend. Es wurden Interest Groups ins Leben gerufen, die sich mit Themen wie künstliche Intelligenz, Internationalisierung oder Karriereplanung befassen, aber auch ganz aktuell mit der Unterstützung geflüchteter ukrainischer Forschender. Wir sehen die Gesellschaft als entscheidenden Faktor für eine funktionierende Wissenschaftslandschaft und kümmern uns mit aktiver Kommunikation über Twitter, durch Veranstaltungen und mit einem Podcast um die Sichtbarkeit von BR50.
Welche Themen sehen Sie derzeit als besonders dringlich?
Im Moment steht die Vereinsgründung oben auf der Liste. Wir hoffen, dass wir im Herbst eine gültige Rechtsform haben und den Verbund verstetigen können.
Für den Wissenschaftsstandort Berlin hat BR50 zehn Herausforderungen erarbeitet und im September 2021 zu einem Positionspapier zusammengefasst. Ein drängendes Thema ist dabei die kommende Umsatzsteuerpflicht für Forschungskooperationen. So müssten Universitäten bei gemeinsamen Berufungen den außer universitären Forschungseinrichtungen dafür Umsatzsteuer in Rechnung stellen. Außerdem wollen wir uns an der Vorbereitung der nächsten Exzellenzinitiative beteiligen.
Sie haben als studierte Meteorologin unter anderem am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Potsdam (AWI) geforscht. Welchen Bezug haben Sie zu Wasser?
Das Institut befasst sich (auch) mit der Meeresforschung, ich als Meteorologin habe eher zu den Vorgängen in der Atmosphäre geforscht. Auch da gibt es Wasser, wie zum Beispiel Wolken. Meine Forschungsreisen in den arktischen Ozean und in das Meereis haben mich natürlich sehr geprägt – das ist mein Element. Auch privat habe ich von klein auf einen starken Bezug zum Wasser, da ich aus einer Ruderfamilie komme. Und ich liebe Eis!
Wie sehen Ihre Pläne für den Sommer aus?
Wie sollte es anders sein, ich bin im Sommer zwei Wochen in Schweden und nehme an einer Rudertour teil.
Peggy Mory für Adlershof Journal