Wissen, was drin ist
Adlershofer ASCA GmbH schließt Kooperationsvertrag mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Medikamentenrückstände im Trinkwasser, mit Pflanzenschutzmitteln verunreinigtes Essen, UV-Blocker in der Ostsee: Rückstände chemischer Substanzen finden sich allerorten. Bei der Entwicklung gesetzlicher Grenzwerte und Sicherheitsstandards wirkt in Deutschland die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) mit. Die BAM blickt in diesem Jahr auf ihre 150-jährige Geschichte zurück. Eine ihrer Kernaufgaben: das Bereitstellen von Referenzmaterialien, mit deren Hilfe unter anderem Analyselabore Proben auf Rückstände unerwünschter Substanzen hin zuverlässig untersuchen können. Unterstützt wird die Bundesoberbehörde bei der Herstellung solcher Referenzmaterialien seit dem 1. Januar von Synthesechemiker/-innen der Adlershofer ASCA GmbH.
„Da eine Probe in der Regel jede Menge Inhaltsstoffe enthält, müssen Untersuchende nicht nur wissen, wonach sie suchen, sondern sie brauchen zum Vergleich auch eine Probe von der gesuchten Substanz – ein Referenzmaterial,“ erläutert die Geschäftsführerin der ASCA GmbH Christine Wedler. Auf die Herstellung eben solcher Referenzmaterialien hat sich das Unternehmen der Chemikerin spezialisiert, das sie und der inzwischen verstorbene Hans Schick – zu DDR-Zeiten Direktor des Zentralinstitutes für Organische Chemie – vor 20 Jahren gemeinsam in Adlershof gründeten. „Nach der Wende wurden unsere Institute aufgelöst; wir wurden arbeitslos. Wir wollten nicht einfach aufgeben und haben uns dann mit der ASCA selbstständig gemacht.“
Umfassende Expertise, hohe Qualitätsstandards und enormes Durchhaltevermögen führten das Unternehmen schließlich zum Erfolg – und sorgten dafür, dass die ebenfalls in Adlershof mit einer Zweigstelle vertretene Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) auf die Arbeit der ASCA aufmerksam wurde. Seit mehreren Jahren stehen die Ressortforschungseinrichtung und das private Unternehmen im regen Austausch, realisieren immer wieder gemeinsam kleinere Forschungsprojekte und schlossen zum 1. Januar 2021 einen umfangreichen Kooperationsvertrag. Beauftragt hat die BAM ASCA damit, Synthesewege für eine ganze Reihe von Substanzen zu erschließen. Ziel ist die Herstellung von Referenzmaterialien und Spezialsubstanzen – etwa fluoreszenter Reporter- und Sensormoleküle, die bislang nicht verfügbar sind.
„Es gibt eine große Menge von Substanzen, für die die chemische Analytik noch verbessert werden kann,“ erläutert BAM-Fachbereichsleiter Matthias Koch die Hintergründe. Insbesondere im Bereich der Umwelt- und Lebensmittelanalytik verfüge die ASCA über spezielle Expertise und sei daher ein idealer Partner für die Bundesanstalt. Darüber hinaus legten auch die räumliche Nähe und die positiven Erfahrungen, die die Vertragspartner in den vergangenen Jahren miteinander gesammelt haben, nahe, die Zusammenarbeit auszubauen und zu verstetigen. „Das passt nicht nur thematisch wie Topf und Deckel – wir arbeiten langjährig und vertrauensvoll zusammen.“
„Anders als etwa bei der Herstellung von Büroklammern – also Dingen, für die es standardisierte, bewährte Verfahren gibt – sind wir hier auf Neuland unterwegs“, ergänzt Christine Wedler. „Die BAM ebenso wie die ASCA sind Einrichtungen, die einen Schwerpunkt im Bereich Forschung und Entwicklung haben und wissen, dass es dabei viele Unwägbarkeiten gibt: Manchmal forscht ein Team zum Beispiel ein Vierteljahr an einer bestimmten Synthese und denkt, eigentlich müsste das doch gehen – aber am Ende spielt die Natur einfach nicht mit.“ Um mit solchen Situationen konstruktiv umzugehen, bedürfe es Forschergeist, einer gewissen Flexibilität und der Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden. „Da auch wir unsere Wurzeln im öffentlichen Dienst haben, denken und arbeiten wir ähnlich wie die BAM. Das sorgt dafür, dass wir sehr gut zueinander passen.
Von Nora Lessing für Adlershof Journal