Adlershof auf dem Weg zum Global Village
Ausländische Forscher und Unternehmer in der Wissenschaftsstadt
Die Adlershofer Wissenschaftsstadt gibt sich international: Nicht nur auf Tagungen, Workshops, Sommerschulen mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Sondern auch mit ausländischen Spitzenforschern, Stipendiaten und Gastwissenschaftlern, die in den Forschungsinstituten tätig sind. Mit ausländischen Unternehmen, die sich im Technologiepark ansiedeln. Und nicht zu vergessen auch mit den ausländischen Studierenden an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). „Adlershof Aktuell“ wollte wissen, wie wohl sich die Ausländer in Adlershof fühlen und welche Schwierigkeiten sie hier haben.
Forschungseinrichtungen attraktiv
Schaut man in die Gesichter beim Mittagessen in der Betriebskantine, unterscheidet man Vertreter vieler Nationen: Russen, Chinesen, Amerikaner, Inder – die Liste könnte noch um wenigstens ein Dutzend erweitert werden. Manch einen nicht deutscher Herkunft erkennt man allerdings weniger am Aussehen, denn an der Sprache. An den Tischen mit internationalem Publikum wird meist Englisch gesprochen. Adlershof ist auf dem Weg zum Global Village: Noch haben gerade mal knapp drei Prozent der 12.500 in Adlershof Beschäftigten keinen deutschen Pass, ergab die Umfrage der WISTA-MANAGEMENT GMBH Ende vergangenen Jahres. Diese konzentrieren sich allerdings vorrangig in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen, den Instituten der HU und den Unternehmen im Internationalen Gründerzentrum. Dazu kommen noch 530 ausländische Studierende an der HU und viele Praktikanten.
Wie attraktiv Deutschland und hier speziell Adlershof als starker Standort für Wissenschaft und Forschung ist und wie sehr deutsche Wissenschaftler als Kooperationspartner gefragt sind, sieht man beispielsweise bei BESSY, der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung m. b. H. Mehr als 300 Forschergruppen nutzen jährlich die Kapazitäten des Speicherrings. 24 Gastwissenschaftler aus elf Ländern sind derzeit bei BESSY beschäftigt. Einer von ihnen ist Shrawan Kumar Mishra. Er kommt aus Indien. Wie andere Adlershofer Gastwissenschaftler lobt er die wissenschaftlichen Möglichkeiten, die er hier hat, die Offenheit und vor allem die Hilfsbereitschaft der Kollegen in den Forschungseinrichtungen.
Ein Zuhause auf Zeit
Mishra wohnt genauso wie der Chinese Hongtao Liu in einem der Internationalen Begegnungszentren (IBZ) und fühlt sich dort gut untergebracht. Die Gästehäuser wurden mit Hilfe der Alexander-von-Humboldt-Stiftung gebaut und werden vom Wissenschaftsbüro der IGAFA betreut. Neben den möblierten Apartments finden die Gäste hier auch Gelegenheiten für Begegnung und Austausch. Doch sobald die Wissenschaftler den Mikrokosmos des Technologieparks verlassen, ist eins der Hauptprobleme die Sprache, wie auch die Indonesierin Yuni Krisnandi feststellt. Deutschkurse für Ausländer sind in Adlershof noch Mangelware.
Im Internationalen Gründerzentrum (OWZ) hat man das Sprachproblem erkannt. Fast jeder Sechste der über 600 Mitarbeiter in den 106 Unternehmen von IGZ und OWZ kommt aus dem Ausland. 17 Firmen ausländischer Herkunft (Russland, Ukraine, Belarus, Lettland, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Niederlande, China) sind zurzeit im OWZ angesiedelt. Gute Sprachkenntnisse sind nicht nur für die Integration wichtig, sondern auch eines der Aufenthaltskriterien, um hier zu arbeiten. Darum unterstützt die Innovations-Zentrum Berlin Management GmbH (IZBM) Deutschkurse für Ausländer und stellt dafür Räumlichkeiten zur Verfügung. „Die Kurse – ein Anfänger- und ein Kurs für Fortgeschrittene – kommen gut bei den rund 20 Teilnehmern an“, sagt Lydia Dessau von der IZBM. Im Herbstsemester ist eine Fortführung geplant.
Die meisten unserer ausländischen Gäste fühlen sich willkommen in Adlershof, ergab unsere kleine Umfrage, auch wenn einige kritische Stimmen sich nicht vorstellen können, für immer in Adlershof und Deutschland zu leben.