„Adlershofer Tischgespräch“ mit Lydia Dessau
Leiterin Internationale Wirtschaftskooperation der Innovations-Zentrum Berlin Management GmbH
Die gebürtige Moskauerin kam nach dem Physikstudium der Liebe wegen nach Deutschland, promovierte hier am Zentralinstitut für physikalische Chemie der DDR-Akademie der Wissenschaften und sattelte nach der Wende auf Betriebswirtschaft und Europarecht um. Heute ist sie Mutter für viele Firmen im Internationalen Gründerzentrum Adlershof.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in Adlershof?
Lydia Dessau: Die Gründerzentren, in denen ich arbeite. Die Gespräche mit den Unternehmern, oft auch zufällig auf den Fluren, sind mir sehr wichtig. Die Firmen sind nicht nur Mieter für mich, sie sollen sich hier zuhause fühlen.
Wie verbringen Sie Ihre Mittagspause?
Ich tanke frische Luft, gehe eine Runde durchs Gelände und schaue, an welcher Ecke etwas Neues entsteht. Am liebsten laufe ich durch den Landschaftspark.
Was war Ihre erste Begegnung mit Adlershof?
Das war Anfang 1974. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch beim Zentralinstitut für physikalische Chemie. Die Forschung in Adlershof hatte einen guten Ruf, ich war neugierig auf die wissenschaftliche Arbeit hier und bin geblieben.
Wie kommen Sie zur Arbeit?
Seit ein paar Jahren wohne ich in Lichtenrade und nehme das Auto. Zuvor bin ich immer mit der S-Bahn gefahren. Da ich zwar einen Führerschein, aber überhaupt keine Fahrpraxis hatte, musste ich das Autofahren neu lernen – das war eine meiner größten Herausforderungen.
Worüber haben Sie sich kürzlich am meisten geärgert?
Über die Bürokratie. Dem Geschäftsführer einer innovativen Unternehmensgründung aus einem nicht EU-Land wurde fast die Aufenthaltsgenehmigung verweigert. Und das, obwohl die im Optik und Lasertechnik tätige Firma eine gute Auftragslage hat. Der verwaltungsmäßige und finanzielle Aufwand zur Erlangung einer Aufenthaltserlaubnis ist enorm. Zwischen zehn bis 12 behördliche Stellen müssen durchlaufen werden. Nachdem mein Team und ich uns eingeschaltet haben, wurde die Genehmigung in Aussicht gestellt.
… und am meisten gefreut?
Ich finde es toll, dass in Adlershof neben Wissenschaft und Wirtschaft nun auch langsam die Kulturkomponente ins Blickfeld rückt. Der Mensch lebt eben nicht nur von Brot allein. Meine Tochter, die an der Universität Mozarteum Salzburg studierte, hat mich ans Theater rangeführt und mir neue Welten erschlossen. Kunst gehört auch als ein Bestandteil nach Adlershof.
Was ist Ihr nächstes Ziel?
Nachwuchsförderung würde ich das nennen. Ich arbeite viel mit jungen Menschen zusammen – Praktikanten, Studenten, junge Manager aus verschiedenen Ländern. Ihnen möchte ich Grundeinstellungen für die alltägliche Arbeit und Werte wie Engagement, Zusammenarbeit und Spaß an der Arbeit vermitteln.
Bleibt Ihnen noch Zeit für Freizeitaktivitäten?
Sport spielt für mich als ehemalige Leistungssportturnerin eine große Rolle: So beginnt jeder Tag mit 15 Minuten Frühsport. Ansonsten mache ich Quigon, jogge und radle.