Applaus, Applaus!
Der Publikumseinheizer von Adlershof
Den Begriff Warm-up kennt man aus dem Sport. Das Aufwärmen dient besonders der Lockerung der Muskeln. Auch des Fernsehens wichtigster Muskel, der Zuschauer – zumindest der im Studio – muss vor einer Sendung ordentlich aufgewärmt werden. Dafür gibt es spezielle Trainer. Christian Oberfuchshuber, einer der meistbeschäftigten „Warm-upper“ Deutschlands, erwärmte im April das Adlershofer Publikum vor dem „Unglaublichen Quiz der Tiere“.
Ganz früh schon wusste Christian Oberfuchshuber, dass er zum Fernsehen wollte. Irgendwann landete er als Studiozuschauer bei der Fernsehaufzeichnung einer „Late Night Show“ mit Thomas Gottschalk. Damals brachte Vera Int-Veen, heute selbst gestandene Fernsehtalkerin, das Publikum auf Touren. Unbescheiden und mit den Erfahrungen seiner Karriere als Klassenentertainer während der Schulzeit kam er zu dem Schluss: „Das wäre auch was für mich“.
Doch vor der Medienkarriere steht die bayerische Vernunft. Etwas „Anständiges“ muss gelernt werden. Nach der Ausbildung zum Hotelkaufmann hält ihn jedoch nichts mehr in München. Oberfuchshuber zieht es in die Medienstadt Köln, wo er sich bei einer Casting-Agentur bewirbt. Neben der Arbeit im Flughafen-Hotel geht er regelmäßig zu Fernsehaufzeichnungen, schaut sich die zukünftige Konkurrenz an und lernt. Irgendwann, aus purer Verzweiflung, sagt Oberfuchshuber, riefen die an: „Wir brauchen einen Warm-upper“. Bei einer Aufzeichnung waren bereits mehrere „Aufwärmer“ verschlissen, keiner zur Zufriedenheit der Fernsehmacher. Also musste die Reserve ran. Ein Glückstag für den Spaßvogel, sein Auftritt kommt gut an, die erste der seit 1998 inzwischen mehr als 6.000 Shows, die Oberfuchshuber angefeuert hat, ist in der Kiste.
Zur Vorbereitung hatte der Neuling seinen Kühlschrank als Publikum missbraucht. Der Spiegel ist die nächste Station des Trainings. Mit einer Stoppuhr misst er die Auftrittszeit. Eine Ausbildung zum „Warm-upper“ gibt es nicht. Ein wenig verrückt muss man sein, extrovertiert, Leute begeistern können. Oberfuchshuber schreibt immer ein kleines Warm-up-Konzept. mit den Basics: Welche Sendung, was muss dem Zuschauer erklärt werden, wie viel Zeit hat man. Idealerweise, sagt Oberfuchshuber, dauert ein Warm-up nicht länger als 15 Minuten. Das Publikum wird müde, wenn man es aufgrund technischer Probleme eine halbe Stunde und länger „bespaßen“ muss.
Inzwischen bringt Oberfuchshuber so schnell nichts mehr aus der Ruhe, auch wenn es schon gewaltige Unterschiede gibt zwischen dem Publikum von „Deutschland sucht den Superstar“ oder dem „Grand Prix der Volksmusik“. Auch die Kulisse ist manchmal etwas einschüchternd. Bei einem Klitschko-Boxkampf mitten im Ring vor 15.000 Menschen, kann einem schon mulmig werden. Oder wenn man bei Oliver Pocher in der Arena am Berliner Ostbahnhof 14.000 Leute vorbelustigen muss. Ein Gag, der immer funktioniert, ist der mit dem Nachbarn. Man solle sich noch einmal vergewissern, ob man tatsächlich mit dem Sitznachbarn gemeinsam im Fernsehen gesehen werden möchte. Ein Icebreaker.
In Adlershof ist Oberfuchshuber fast immer dabei, wenn in den Studios etwas aufgezeichnet wird. Ob „Starsearch“, „Hit-Giganten“ oder „Lego-Show“ – für die Show vor der Show ist Oberfuchshuber verantwortlich. Und weil man den „Warm-upper“ als Fernsehgucker nie zu Gesicht bekommt, schauen Sie doch mal den Postboten in der Schillerstraße ganz genau an, oder die Werbung für die Bank, die den Weg frei macht.
Autor: Rico Bigelmann
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