Autonome Roboter
Im neuen Showroom der Firma „InSystems Automation“ ist vieles in Bewegung
Wer Transportroboter von Nahem betrachten will, ist im Showroom der Firma „InSystems Automation“ richtig. Die Roboter bewegen sich autonom – dank eingebautem Laser. Darüber hinaus präsentiert die Firma in dem Raum ein Assistenzsystem für die manuelle Montage.
Bedächtig fährt ein Roboter hin und her. Er sieht aus wie ein Kopierer auf Rollen – nur mit Blinklampen. In Wirklichkeit ist das Gerät zum automatischen Transport von Material gedacht. Am 1. Juni wurde der Showroom der Firma „InSystems Automation GmbH“ eröffnet. Seitdem kommen neugierige Studenten und andere Passanten hereinspaziert, um den emsigen Transportrobotern zuzuschauen.
„Viele Kunden wollten die Roboter einmal fahren sehen und anfassen“, sagt Henry Stubert, der Geschäftsführer von InSystems.Bei dem Präsentationsraum handelt es sich um den ersten „Industrie 4.0“-Showroom in Berlin. Unter diesem Stichwort werden Lösungen für die industrielle Produktion propagiert, die Informations- und Kommunikationstechnologie nutzen.
Die Transportroboter des „proANT“-Systems werden entsprechend den Kundenanforderungen gebaut. Zu den Kunden zählen zum Beispiel Hersteller von Haushaltsgeräten sowie von Kosmetik- oder Printprodukten. Die bisherigen Modelle können eine Maximallast von 50 bis 200 Kilogramm transportieren. Eine Lithium-Ionen-Batterie treibt sie an.
Neu an den Robotern sei vor allem die Navigation, erläutert Stubert: „Frühere Transportfahrzeuge nutzten Induktionsschleifen im Boden oder Reflektormarken“. Bei proANT scannt ein an der Vorderseite der Roboter angebrachter Laser die Umgebung; manche Modelle besitzen zusätzlich eine 3D-Kamera. Hat der Roboter den kompletten Raum „gesehen“, erstellt er eine Karte. Auf die greift er fortan zurück, um sich zu orientieren. Einmal programmierte Ziele steuert er eigenständig an. Dabei bewegt er sich mit bis zu 1,5 Metern pro Sekunde – das entspricht Schrittgeschwindigkeit. Kreuzt ein Mensch seinen Weg, erkennt der Roboter das per Laser und hält sofort an. Über WLAN sind die Roboter mit einem Leitsystem verbunden, das wie eine Taxizentrale funktioniert. Sind mehrere Fahrzeuge unterwegs, kommunizieren sie, um Staus zu vermeiden.
Der Raum dient nicht nur zur Präsentation, sondern auch zum Testen. Die Roboter fahren rund um die Uhr und werden per Kamera überwacht. So lassen sich Fehler schnell entdecken.
Im gleichen Showroom führt die Firma außerdem ein Assistenzsystem für manuelle Montagen vor. „Mit Pick-2-Light geht das schneller und sicherer als früher“, erläutert die Ingenieurin Susanne Dannat, eine von 46 Mitarbeitern der Firma. Das Prinzip von „Pick-2-Light“: Nach Auswahl des zu erstellenden Produkts werden auf einem Bildschirm der Reihe nach die Bauteile gezeigt und wie sie montiert werden sollen; Lampen an den Fächern zeigen an, wo man die Bauteile findet. Die selbst entwickelten Infrarot-Lichtsensoren über den Fächern erkennen den Zugriff. Bei Fehlgriff leuchtet eine Warnlampe auf. Eine zusätzliche Bestätigungstaste ist nicht mehr nötig. Laut Dannat kommen nach einem Tag Einarbeitung selbst Hilfsarbeiter problemlos mit dem System zurecht. Pick-2-Light eigne sich vor allem für die Montage von Produkten, die in kleiner Stückzahl bei großer Variantenvielfalt hergestellt werden. Nutzer des Systems sind Hersteller von Türschlössern, Armaturen, Kleinmotoren, Sicherheitsschaltern ebenso wie die Autoindustrie. Stubert berichtet, dass die Firma bereits seit 16 Jahren auf dem Campus Adlershof ansässig ist. Der gebürtige Berliner wohnt in Rudow. Gelegentlich kommt der Informatiker mit dem Rad zur Arbeit. Denn Radfahren – gern auch mit Rennrad – ist sein Hobby.
Die Lage des Firmen-Showrooms hält Stubert für ideal. Neulich sei per Zufall ein Besucher der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung hereingeschneit, dessen Hotel in der Nähe lag. Am Tag darauf meldete dessen Firma ihr Interesse an den Transportrobotern an.
Von Sven Titz für Adlershof Journal