Berliner Luf(f)t
Höhenmessung für Schnee und Wolken
Für moderne Messtechnik sind Laser unverzichtbar. Holger Wille hat sich darauf spezialisiert. Seit ein paar Wochen arbeitet der Physiker in Adlershof, wo er für die Firma G. Lufft Mess- und Regeltechnik mit Hauptsitz in Fellbach bei Stuttgart eine neue Abteilung aufbaut. Das Unternehmen mit 130 Jahren langer Erfahrung in meteorologischer Messtechnik wird in Berlin vor allem laseroptische Geräte entwickeln und vertreiben.
Um ein laseroptisches Instrument zu präsentieren, stellt Wille sofort ein Gerät zur Messung der Schneehöhe auf den Tisch. Es ist ungefähr so groß wie eine Schreibtischlampe. Das Messprinzip des Instruments: Ein Laserstrahl wird Richtung Boden geschickt und vom Schnee reflektiert. Ein Phasenvergleichsverfahren ermittelt die Schneehöhe millimetergenau, unabhängig von der Temperatur. „Wir haben damit praktisch die ungenaueren Ultraschallmessgeräte abgelöst“, sagt Wille. Pro Jahr verkauft Lufft 400 bis 500 Stück von dem Modell. Auch der Deutsche Wetterdienst sei schon auf den Laser umgestiegen.
Anschließend gehen wir auf das Dach des Bürogebäudes in Adlershof. Denn das zweite Instrument, das bereits vom Berliner Büro aus vertrieben wird, ist ein „Ceilometer“, mit dem man die Wolkenhöhe bestimmt. Das Instrument basiert ebenfalls auf Lasertechnik. In diesem Fall wird ein Laserstrahl in die Höhe geschickt und von den Wolken reflektiert – und das bis in eine Höhe von 15 Kilometern.
Internationale Wetterkunden
Als das Bürogebäude ausgesucht werden sollte, war es Wille wichtig, das Dach nutzen zu können. Dort sollen künftig Messgeräte getestet, kalibriert und vorgeführt werden – vor allem den Kunden von Wetterdiensten. Lufft verkauft seine meteorologischen Messgeräte nicht nur an den Deutschen Wetterdienst, sondern auch an Wetterdienste in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Norwegen und Großbritannien, außerdem an private Wetterfirmen: „Meteogroup“, ein langjähriger und wichtiger Kunde von Lufft, hat praktischerweise ein großes Büro in Adlershof.
Der Niedersachse Wille, der an der Freien Universität Berlin (FU) Laserphysik studierte, hat bis 2014 bei Jenoptik in Teltow südlich von Berlin gearbeitet. Dann übernahm die Firma Lufft das Know-how von Jenoptik. Wille lebt in Potsdam – und freut sich daher sehr über die gute Verkehrsverbindung zum Campus Adlershof, den er als attraktiven Arbeitsort schätzt. Sein Berliner Team soll schon bald von vier auf sechs Mitarbeiter anwachsen.
Know-how-Ausbau
Wille erhofft sich vom Standort in Adlershof unter anderem Kooperationen mit Wissenschaftlern. Erste Kontakte zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, zur Forschungsstation des Deutschen Wetterdiensts im brandenburgischen Lindenberg sowie zur FU-Berlin gibt es schon. „Wir wollen hier schließlich unser Know-how ausbauen“, sagt Wille. Dazu gehören neben dem Kalibrieren von Messgeräten die Elektrooptik und das Programmieren von Algorithmen für Gerätechips. Wetterstationen seien heute weitgehend automatisiert, erläutert Wille. Der Standort Berlin-Adlershof reizt Wille darüber hinaus wegen der ausgeprägten Internationalität. Lufft mache 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland, vor allem in den USA und in China, aber auch in Russland – da sei es für die Mitarbeiter wichtig, fließend Fremdsprachen zu beherrschen, meint Wille im Hinblick auf künftige Neueinstellungen.
Selbstverständlich ist das Berliner Büro von Lufft auch ein Ansprechpartner für jene Produkte, die in erster Linie am Stammhaus in Fellbach mit seinen hundert Mitarbeitern entwickelt werden. Umsatzstarke Produkte sind zum Beispiel Fahrbahnsensoren für die Abtauanlagen von Flughäfen, Windmessgeräte für Windkraftanlagen sowie kompakte Wetterstationen. Im Mittelpunkt soll in Berlin aber künftig die Laseroptik stehen.
Von Sven Titz für Adlershof Journal