CHIC – Erfolgreiche Citynahe Gründerschmiede
Interview mit Roland Sillmann, Geschäftsführer der WISTA Management GmbH
Herr Sillmann, das CHIC feiert sein zehnjähriges Bestehen. Sie sind seit 2015 Geschäftsführer der WISTA und haben die Entwicklung von Anfang an begleitet. Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an die Gründungszeit?
Die Gründungszeit fühlte sich an wie ein Sprung in eine unbekannte Zukunft, hatte ich den Job doch eben erst übernommen. Doch mit der Innovations-Zentrum Berlin Management GmbH (IZBM), die das Zentrum angeschoben hatte und dann in der WISTA aufgegangen ist, gehörte Gründungsbetreuung praktisch zu unserer Firmen-DNA. Bereits 1983, als das Wort Start-up noch nicht in aller Munde war, eröffneten wir das BIG, das als Vorbild für alle deutschen Gründungszentren gilt. Insgesamt können wir heute auf mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Gründungsförderung verweisen kann.
An den CHIC-Beginn erinnere ich viele Gespräche, Nächte voller Skizzen, der ständige Antrieb, dass CHIC mehr werden kann als ein Ort. Heute, wenn ich durch die Räume gehe, spüre ich noch dieses Kribbeln von damals – Stolz, Dankbarkeit und die Überzeugung, dass klare Visionen und ein starkes Team Großartiges möglich machen.
Was war die ursprüngliche Idee hinter dem CHIC – und wie fügt sich das Zentrum heute in die Gesamtstrategie der WISTA ein?
Das CHIC steht für Charlottenburger Innovations-Centrum und ist Brutkasten für aus Universitätserfindungen hervorgehende Ideen. In unmittelbarer Nähe zur Technischen Universität Berlin und zur Universität der Künste bietet es geschützten Raum, Beratung, Infrastruktur und ein starkes Netzwerk, um Gründungswillige beim Übergang von Ideen zur marktreifen Gründung zu unterstützen. Ziel ist, Technologiekreationen und Kreativwirtschaft zusammenzubringen, Kooperationen zu ermöglichen und Start-ups nachhaltig zum Erfolg zu führen. Heute ist CHIC ein Knotenpunkt im WISTA-Netzwerk. Die WISTA betreibt Gründungs- und Innovations-Hubs an allen drei Berliner Universitäten: im Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof, wo auch der naturwissenschaftliche Campus der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt ist, in Berlin-Südwest, wo zurzeit mit dem FUBIC ein neuer Innovationscampus neben der Freien Universität entsteht, und ganz zentral in der Hauptstadt mit dem CHIC in der Bismarckstraße und den neuen ST3AM-Arbeitswelten im Ludwig-Erhard-Haus.
Welche Rolle spielte das CHIC aus Ihrer Sicht in den Anfangsjahren für die Berliner Gründungslandschaft – und wie hat sich diese Rolle im Laufe der Zeit verändert?
In den Anfangsjahren war CHIC ein Leuchtturm der Zuversicht: Bildungsort, Netzwerker, Beschleuniger. Jetzt ist es eine Brücke zwischen Ideen, Kapital, Wissen und Skalierung – ein stabiler Knotenpunkt, der Begleitung, Mentoring und Ressourcen bündelt, damit Start-ups nicht allein durchs Dunkel gehen. Es stärkt als Teil des Campus Charlottenburg das Zentrum rund um den Ernst-Reuter-Platz, inspiriert von Adlershof. Es verknüpft IT-Kreativwirtschaft mit technologischer Entwicklung, bietet umfassende Services (Empfang, Büro, Post, Konferenztechnik) plus intensives Coaching, und fungiert als Sparringspartner mit einem weitreichenden Netzwerk aus Fördereinrichtungen, Verbänden, Instituten und Banken. Damit trägt CHIC zur Steigerung der Gründungskraft Berlins bei und erhöht die Chancen junger Unternehmen, nachhaltig am Markt zu bestehen.
Sie waren selbst Gründer und wissen, wie herausfordernd die Aufbauphase eines Unternehmens ist. Inwiefern prägt diese Erfahrung Ihre Sicht auf die Start-ups im CHIC?
Als Gründer weiß ich, dass Scheitern oft Teil des Lernprozesses ist. Mut, ehrliches Feedback und harte Priorisierung sind entscheidend. Wir hören zu, ermutigen, helfen beim Abwägen und schaffen Räume, in denen Scheitern nicht stigmatisiert wird, sondern als Schritt zum Erfolg anerkannt wird. Gründende bekommen ehrliche, harte, aber liebevolle Begleitung.
Viele junge Unternehmen sind in den vergangenen Jahren durch das CHIC gegangen. Gibt es eine Geschichte oder Anekdote, die Ihnen persönlich im Gedächtnis geblieben ist?
Eines der erfolgreichen Start-up-Teams ist 3YOURMIND. Gegründet im Jahr 2014 mit dem Ziel, einen weit verbreiteten Zugang zur additiven Fertigung zu ermöglichen. Nach acht Jahren Förderung im CHIC ist das Unternehmen inzwischen nach Berlin-Mitte gezogen. Einer der beiden Gründer ist heute bei einem anderen 3D-Start-up in Adlershof tätig und hat uns bei der Einrichtung unseres Makerspace mit 3D-Druckern im ST3AM Adlershof unterstützt.
Ein Blick nach vorn: Welche Trends oder Bedarfe prägen Ihrer Meinung nach die kommenden zehn Jahre – und wo wird das CHIC 2035 stehen?
Zu den wichtigen Trends gehören für mich eine stärkere Verzahnung von Forschung, Gründung und Skalierung; mehr Flexibilität in der Infrastruktur, sprich New-Work-Angebote; ein intensives Matching von Wissen, Kapital und Märkten und auch verstärkte transdisziplinäre Kooperationen. Das CHIC könnte 2035 als integraler Knotenpunkt arbeiten, der Gründungen von der Idee bis zur international vermarkteten Lösung begleitet.
Und ganz persönlich: Ihr eigener Weg bei der WISTA ist eng mit der Geschichte des CHIC verbunden. Was bedeutet Ihnen dieses Jubiläum?
Das Jubiläum erinnert mich daran, wie eng mein Weg bei der WISTA mit CHIC verbunden ist. Es bedeutet Dankbarkeit für das Team, das Vertrauen der Gründerinnen und Gründer und die Gewissheit, dass gemeinsame Visionen echte Veränderungen schaffen können.
Kai Dürfeld für CHIC!
