Corporate Academy: Welchen Impact hat sie?
Und was leistet konkret die WISTA Academy? Interview mit Bessie Fischer-Bohn
Deutschland hat zu wenig gut ausgebildete Fach- und Arbeitskräfte. Und das, während alles nach Aufbruch und Entwicklung schreit. Eine große Verantwortung trifft die deutsche Wirtschaft selbst: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) appelliert an Unternehmen, ihre “Strahlkraft für potenzielle Fachkräfte” zu erhöhen. Das funktioniert auch über Weiterbildung. Die WISTA Management GmbH hat ihren Fokus längst auf die Weiterbildung von Talenten gelegt. Um Talente zu gewinnen und sie weiterzuentwickeln, hat sie nun ihre eigene Corporate Academy eröffnet. Über den Reiz des lebenslangen Lernens im eigenen Kiez, die Inhalte und den angepeilten Impact spricht Bessie Fischer-Bohn im aktuellen Interview.
Frau Fischer-Bohn, Sie setzen generell auf Weiterbildung – während der Pandemie taten Sie das vorrangig zur Motivation Ihrer Mitarbeiter:innen. Ging die Formel auf?
Die Resonanz war extrem gut. In Feedbacks und Umfragen werden die Führungskräfte, die sich ernsthaft Gedanken über die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen gemacht haben – und auch die WISTA als Arbeitgeberin – weiterhin sehr positiv erwähnt.
Was waren denn, außer Motivation, weitere Ziele der Weiterbildungsmaßnahmen?
Wir wollten den Mitarbeiter:innen Wertschätzung entgegenbringen. Ihnen zeigen: Du bist uns wichtig, wir glauben an Dich, wir möchten Dich weiterentwickeln. Auch wenn wir uns gerade nicht sehen können: Du gehörst zum Unternehmen dazu. Das Signal war Weiterbildung statt Kurzarbeit. Aufbau, statt Personal zu reduzieren. Über allem stand das Ziel, den Blick optimistisch in die Zukunft zu richten. Das ist sehr gut angekommen.
Zu welchem Thema haben Sie sich zuletzt weitergebildet?
Zum Thema "Humor im Unternehmenskontext".
Interessant. Warum?
Nicht um laufend Witze zu reißen, aber es ist ja oft so: Im Unternehmenskontext kommuniziert man nahezu immer mit denselben Menschen, auf dieselbe Weise, mit denselben Worten und auch eher ernst. Meine Hoffnung war, dass ich mich im Seminar reflektiere, meinen Kommunikationsstil infrage stelle und neuen Input erhalte. Dass ich zuletzt mit einem Augenzwinkern, mit etwas Ironie und mehr Schlagfertigkeit kommuniziere. Das hat gut geklappt – ich kann allen empfehlen, einen solchen Workshop zu besuchen.
Nun hat die WISTA ja ihre eigene Corporate Academy in Adlershof.
Ja, wir freuen uns sehr darüber! Der Plan steht schon länger und ist nun aufgegangen. Wir haben die WISTA Academy am 28. September eröffnet.
Was bietet die WISTA Academy?
Primär bietet sie Weiterbildungsangebote für den Wissenschaftsstandort an. In Adlershof sind Unternehmen angesiedelt, die innovativ und forschend arbeiten. Start-ups, die darauf angewiesen sind, neue Themen anzugehen. Ohne Weiterbildung gelingt Wachstum aber nur schwer. Deswegen ist das Ziel – und daher ist die WISTA Academy auch vor Ort – dass wir die Themen und Bedarfe der Unternehmen am Standort Adlershof abfragen. Daraus soll ein passgenaues, themenübergreifendes Angebot entwickelt werden, das den Strategien der Unternehmen entspricht.
Welche Formate sind dafür geplant und welche Themen auch entscheidend, um überhaupt fürs Programm kuratiert zu werden?
Themen, die hochaktuell sind oder solche, die auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen kapazitiv nicht einfach aufgegriffen werden können. Beispielsweise die Themen KI, Chancen der Digitalisierung, ihre Auswirkungen auf die Produktion – wie unter anderem auf Labore. Auch Themen rund ums Gründen, Verhandeln mit VCs, HR und Führung sind Teil des Programms. Denn viele Wissenschaftler:innen, die in Adlershof Unternehmen gründen, haben nicht automatisch alle Skills, die es braucht, damit das Unternehmen auch wachsen kann. Dafür bieten wir Weiterbildungen an. Auch Themen wie Organisations- und Generationsentwicklung gehören dazu. Wir beantworten Fragen, liefern Expertise und die Hard Facts. Die Formate reichen dabei von Seminaren bis zu Vortragsreihen.
Sie sprachen eben an, dass die Inhalte der Akademie den Unternehmenszielen der Unternehmen entsprechen werden. Das ist ein Ziel, das auch der Report Workplace Learning 2023 von LinkedIn nennt. Corporate Academies sollten außerdem, so heißt es, dem Upskilling der Belegschaft dienen, dann „Lernen als Unternehmenskultur” verankern und zuletzt die Mitarbeiter:innen vernetzen bzw. ans Unternehmen binden. Gehen Sie da mit? Sind das auch die Ziele der WISTA Academy?
Eindeutig ja. Lebenslanges Lernen ist sowohl in den Unternehmenswerten der WISTA verankert als auch in der DNA des Wissenschaftsstandorts Adlershof – inklusive Universitäten, Forschung und Unternehmen. Auf der Vernetzung liegt ein Riesenfokus: Erst durch die Vernetzung der Unternehmen entstehen ja die Potenziale des Standorts.
Würden Sie den genannten Zielen noch weitere hinzufügen?
Ja. Denn die zentrale Frage, die zur Gründung der WISTA Academy führte, war „Wie können wir den Standort attraktiv für die Mitarbeitenden gestalten?“ – sprich: die Vernetzung und Bindung der Mitarbeiter:innen – heute und in der Zukunft. Die Akademie soll die Unternehmen in Adlershof insgesamt interessant machen. Ein Ziel lautet deswegen klar: Mitarbeitergewinnung und Fokus auf die zukünftigen Talente.
Finden Sie, dass interne Weiterbildung wirklich das Potenzial hat, dem Monster „Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel“ zu begegnen?
Absolut. Gerade für die nachkommenden Generationen sind Weiterbildungsmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven enorm wichtig. Unternehmen, die sie anbieten, daher auch besonders attraktiv.
Woran machen Sie das fest?
Ich werde in jedem Kennenlerngespräch mit Jobkandidat:innen gefragt, ob es bei uns Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. Und nicht nur ich: Auch die Unternehmen in Adlershof begegnen diesem Anspruch. Mit unserer Corporate Academy haben wir da ein gutes Argument. Denn die kleineren Unternehmen, die über keine eigene Personalabteilung verfügen, können in ihren Stellenausschreibungen die Kooperation mit unserer Corporate Academy angeben. Auch, dass es hier verschiedene Weiterbildungsformate gibt, bis hin zum Master, der berufsbegleitend gemacht werden kann.
Man könnte annehmen, der Effekt ließe sich auch über Kooperationen mit anderen Einrichtungen und über externe Angebote erreichen. Warum ist der Impact einer Corporate Academy vor Ort höher?
Wir sind ein wissensbasierter Standort, haben 1300 Unternehmen. Wenn man so zahlreiche Expert:innen an einem Ort hat wie wir, liegt der Impact auf der Hand. Das Lernen auf dem eigenen Kiez macht einen großen Reiz aus: Mitarbeiter:innen aus dem Homeoffice fühlen sich motiviert, ins Büro zu kommen, mit Kolleg:innen teilzunehmen und sich neu zu vernetzen. Die Zeit- und Kostenersparnis kommt hinzu, wenn die Distanzen kurz bleiben. Außerdem lassen sich die Weiterbildungen wunderbar in den Arbeitsalltag integrieren, beispielsweise wenn man den Arbeitstag mit einem Impulsvortrag startet. Ich denke, dass wir so auch viele Dozent:innen aus den eigenen Teams rekrutieren können, die ihr Wissen zukünftig mit dem Standort teilen.
An welchen Fortbildungen würden Sie bei WISTA Academy teilnehmen? Welche Themen reizen Sie aktuell?
Es liegt gerade ein riesiger Fokus auf den Themen Fachkräfte, Fachkräftemangel, Talents und Future Skills. Ich denke, in diesen Seminaren würde man mich treffen. Welche Fähigkeiten werden wir denn brauchen in einer KI-dominierten Welt? Und wie werden wir dem Wandel begegnen? Unser Umgang wird schlussendlich über unseren Erfolg bestimmen. Insofern ist es gut, dass wir jetzt eine Corporate Academy gegründet haben, die sich diesen Themen Schritt für Schritt nähert. Eine, die die Unternehmen in Adlershof begleitet, Hilfestellung bietet und darüber hinaus einen Ort der Begegnung schafft.
Sie haben selbst zur Eröffnung von WISTA Academy einen Impulsvortrag gehalten. Das Thema war „Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz“. Warum haben Sie ausgerechnet dieses Thema gewählt?
Wenn es unsere Aufgaben sind – hier in Adlershof und darüber hinaus – Innovation und Wachstum zu schaffen, dann bildet psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz die Basis für unseren Erfolg. Und hier zeigen unter anderem die Studien von Amy C. Edmondson und Googles Projekt Aristotle, dass Teams, die in psychologischer Sicherheit arbeiten, sich schneller entwickeln und innovativer arbeiten. Sie sind mutiger. Sie trauen sich, Risiken einzugehen, teilen ihr Wissen und ihre Bedenken. Wer sich aus der Deckung wagt, seine Eigenschaften und seine vielfältige Sichtweise einbringt, ist auch deutlich motivierter. Eben dafür brauchen wir psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz. Sie macht Teams erfolgreich. Ich hätte natürlich auch andere, allgemeine Impulse setzen können, aber ich fand: Zur Eröffnung der WISTA Academy brauchten wir ein exotisches Thema. Eines, das zugleich optimal zum Standort passt.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Fischer-Bohn.
Das Interview führte Despina Borelidis.
Weiterführende Links:
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
- KOFA Kompetenzsicherung Fächkräftesicherung - Weiterbildung
Kontakt:
Bessie Fischer-Bohn
fischer-bohn(at)wista.de
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