Dali & Dosimeter
Die Firma sglux ist binnen weniger Jahre mit ihren optischen und elektronischen Produkten zur Messung, Steuerung und Kontrolle von ultravioletter Strahlung zu einem führenden Unternehmen in dieser Branche geworden. Ungewöhnlich: Hier finden Hightech und Kunst zueinander.
Für Tilman Weiss hat der Begriff Ingenieurkunst eine tiefere Bedeutung. Doch dazu später. Der Chef der sglux GmbH entwickelt, produziert und vertreibt mit seinem zehnköpfigen Team Ultraviolett- Sensoren und Steuermodule für UV-Strahlung. Auch wenn der Weltmarkt dafür klein und die Dioden diffizil sind, trifft man in erstaunlich vielen Bereichen auf sglux- Produkte: vom Airbus A380, wo UV-Sensoren die komplette Wasseraufbereitung an Bord des Riesenjumbos überwachen, bis hin zu Enten in Patagonien, denen Wissenschaftler UV-Dosimeter umgeschnallt haben, mit deren Hilfe sie die Auswirkungen des Ozonlochs auf die Tierwelt erforschen.
Immer wenn ultraviolette Strahlung hochpräzis gemessen, gesteuert und kontrolliert werden muss, ist die Adlershofer UV-Messtechnik auf der Basis von Siliziumcarbid– Chips (SiC) gefragt. Etwa auch, um die Flamme in Heizbrennern zu überwachen oder den Fortschritt einer Dialyse. Aufgaben, bei denen keine Fehler passieren dürfen. „Absolute Zuverlässigkeit ist unsere Kernkompetenz“, betont Weiss.
In der Branche gelten die gemeinsam mit dem Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz- Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) und dem Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) entwickelten SiC-UV-Fotodioden zu den leistungsfähigsten Halbleiter-Detektoren auf dem Markt. Weiss ist stolz auf die von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt bestätigte sehr hohe Strahlungsfestigkeit seiner SiC-Photodioden. So verwundert es nicht, dass die 2003 gegründete Firma seit Jahren schwarze Zahlen schreibt, keine Schulden hat und auf Risikokapital verzichten konnte. „In dieser Hinsicht sind wir ganz Old Economy“, sagt der gebürtige Schwabe aus Stuttgart. Erst kürzlich ist er mit seiner Firma aus Oberschöneweide nach Adlershof ins Zentrum für Mikrosysteme und Materialien (ZMM) gezogen. „Wir sind unserem Netzwerk gefolgt, denn hier versammelt sich die Kompetenz“, sagt der 42-Jährige und fügt hinzu: „Wie für einen guten Notar eine Adresse am Kurfürstendamm fast schon obligatorisch ist, steht einem Unternehmen der Opto-Elektronik die Max-Planck-Straße in Adlershof gut zu Gesicht.“
Überhaupt hat Weiss einen feinen Sinn für Stimmiges, für Ästhetisches. In seiner Firma finden Kunst und Hightech zueinander. Die Räume sind mit zeitgenössischen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts ausstaffiert. „Das soll uns inspirieren“, sagt der Spross einer kunstsinnigen Familie. Weiss‘ Urgroßvater gründete das Kunsthaus Bühler in Stuttgart. Der Urenkel trat zwar nicht in diese Fußstapfen, studierte lieber an der TU Berlin Energie- und Verfahrenstechnik, doch die Kunst hat den privaten Sammler nie richtig losgelassen. Denn Forscher und Künstler sind einander näher, als man denkt, meint Weiss: „Beide streben nach Perfektion.“ Auch in der Ästhetik.
Und siehe da: Wer einen Dosimeter von sglux in die Hand nimmt, staunt zunächst über die handschmeichlerische Haptik und den optisch ansprechenden und bedienungsfreundlichen Touchscreen. „Erscheinung und Handhabung dürfen nicht hölzern sein“, sagt Weiss. „Warum sollten wir Hightech hinter einem mausgrauen Gewand verstecken?“ Man möchte hinzufügen: Wie das nur allzu oft der Fall ist.
Bei sglux nehmen sich Designer die Gebrauchsgeräte vor. Und man merkt den Dosimetern an, dass Weiss ein Freund von Produkten aus dem Hause Apple ist. Wenn er etwas von den iPhone-Erfindern gelernt hat, dann das: „Mit Freude ein Gerät zu bedienen ist ein wichtiges Qualitätskriterium und Kaufargument.“ Auf gestalterische Kreativität zu setzen ist für Weiss also kein Selbstzweck.
Gut, wenn die ganze Firma so tickt und sich von dem kunstvollen Ambiente bei der Arbeit inspirieren lässt. Der Begriff Ingenieurskunst hat bei sglux eben eine tiefere Bedeutung.