Das globale Erfinderdorf
Technologieparks vernetzen sich international – Adlershof ist im europäischen und weltweiten Verbund dabei
Eine Idee erobert die Welt. Sie geht aus von Städten und Regionen, wird über Länder ausgedehnt, umfasst schließlich den ganzen Globus. Netzwerke werden gespannt, dann Netzwerke von Netzwerken. Am Werk ist beileibe keine Geheimorganisation, es sind vielmehr kluge Forscher, begabte Erfinder, wagemutige Unternehmer und seriöse Manager.
Zum Beispiel Luis Sanz. „Technologieparks bilden zunächst einmal ein örtliches Netzwerk”, sagt der Generaldirektor der International Association of Science Parks (IASP) in Malaga. Sie bringen Unternehmen, Menschen, Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen, fördern deren
Kooperation und stärken so die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit aller Beteiligten. Gleichzeitig seien die Parks die Knoten eines weltweiten Netzwerks, fügt Sanz hinzu.
Dieses Netz immer dichter zu knüpfen, ist das Ziel der Organisation mit Sitz in Andalusien. Die IASP umfasst derzeit 388 Wissenschaftsparks in 69 Ländern mit knapp 130.000 Unternehmen. Sie decken die ganze Palette innovativer Sparten ab, von Biotechnologie, Chemie oder Elektronik bis zu Medizin, Optik oder Software-Engineering. Auch deutsche Parks machen bei der 1984 gegründeten Vereinigung mit, so auch Adlershof.
Die Berliner Wissenschafts- und Technologiestadt ist auch im Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (ADT) aktiv, zusammen mit 154 weiteren Zentren, die etwa 60 Prozent solcher Einrichtungen in Deutschland repräsentieren. Man zählt dort 5.800 Unternehmen mit 46.000 Mitarbeitern. Alles in allem sind in den Zentren des 1988 ins Leben gerufenen Verbandes etwa 120.000 Arbeitsplätze entstanden. Neun von zehn neu gegründeten Firmen haben überlebt. Mehr als 8.000 Unternehmen konnten erfolgreich ausgegründet werden.
Die Bilanz kann sich sehen lassen, doch ADT-Präsident Bertram Dressel arbeitet schon an der Strategie für 2020. „Wir brauchen weitere Gründungen“, sagt er. Auch die bestehenden Parks könnten eine neue Politur gebrauchen. Ist die Infrastruktur für moderne Technologie in fünf bis zehn Jahren geeignet? Gibt es genügend Equipment für Biotechnologie und Reinräume für Mikroelektronik oder Feinwerktechnik? Hier will der Verband Anstöße geben und um politische Unterstützung werben.
Teilweise geht der Trend zu Technologieclustern, das sind regionale Verbünde mit einheitlicher fachlicher Ausrichtung etwa auf Biotechnologie oder Mikroelektronik. Ihre Struktur richte sich an der Wertschöpfungskette ihres Technologiebereichs aus, sagt IASP-Chef Luis Sanz. Oft entstünden die Cluster relativ spontan, seien relativ locker organisiert und verzichteten auf gemeinsames Management, Infrastruktur oder Dienstleistungsangebote.
Die Parks, die von IASP oder ADT repräsentiert werden, sieht Sanz dagegen als zielgerichtet organisierte Zusammenschlüsse. Dank interner Kooperation werden Innovationsprozesse, die von engagierten Erfindern in Gang gesetzt werden, effektiv gefördert. Über nationale und internationale Netzwerke können die in den Parks gewonnenen Erkenntnisse oder erzeugten Produkte weiter verbreitet werden.
Seinen Ausdruck findet das weltumspannende Netzwerk in WAINOVA (World Alliance for Innovation). In der 2005 gegründeten Organisation, die ebenfalls in Malaga zu Hause ist, haben sich 28 nationale und internationale Vereinigungen aus fast 80 Ländern und aus allen fünf Kontinenten zusammengeschlossen. Auch ADT und IASP sind dabei. Das Netzwerk der Netzwerke repräsentiert etwa 2.000 Parks und 2.500 Forschungs- und Entwicklungszentren mit mehr als 350.000 Unternehmen und zweieinhalb Millionen Arbeitsplätzen. Das ist schon eine sehr solide Grundlage, um die Idee vom weltweiten Dorf der Erfinder zu verwirklichen.
Von Paul Janositz für Adlershof Journal