Das Labor im Scheckkartenformat
Das Start-up diamond inventics weist Legionellen in Rekordzeit nach
Präzise, schnell, energie- und wassersparend und dabei klein wie eine Scheckkarte, so präsentiert sich das innovative Chipsystem, mit dem krankmachende Mikroorganismen in Wasserproben direkt vor Ort nachgewiesen werden können. Entwickelt wurde der Test vom Start-up diamond inventics, das kürzlich ins Adlershofer Zentrum für Biotechnologie und Umwelt eingezogen ist.
Bei den derzeit gängigen Methoden müssen die Proben von der Entnahmestelle ins Labor gebracht werden, um auf einem Nährmedium eventuell vorhandene Bakterien vermehren zu können. Erst nach Tagen oder Wochen ist ein zuverlässiger Nachweis möglich. „Mit unserem Schnelltest wissen wir bereits nach 30 Minuten, ob beispielsweise Legionellen, Salmonellen oder die Darmkeime Escherichia coli vorhanden sind“, sagt Biotechnologe Robert Niedl. Prinzipiell nachweisbar seien alle Erreger, gegen die es Antikörper gebe. Auf die Lieferung dieser aufwendig herzustellenden Substanzen sind die diamond-Gründer noch angewiesen, alles andere ist selbst gestaltet. So auch die kleinformatigen Filter aus hochreiner Zellulose, mit winzigen Kanälen durchzogen und mit speziellen Chemikalien beschichtet – das Herzstück des Minilabors. Das Gerüst für Filter und Mess-Chip wird im Labor per 3D-Drucker produziert.
Niedl beschäftigte sich bei seiner Promotion an der Universität Potsdam mit Mikrofluidik, einer Methode, die das Verhalten kleiner Mengen von Flüssigkeit auf engstem Raum untersucht und nutzbar macht. Mit drei Mitstreitern setzte er in den folgenden drei Jahren die Geschäftsidee des „Labors im Scheckkartenformat“ um. Mit von der Partie sind Industriedesignerin Nicole von Lipinski, der Physiker Alexander Anielski, der die Messtechnik entwickelt, sowie die Kauffrau Katja Richter, die für die Geschäftsentwicklung zuständig ist.
Beim SpeedDating von Existenzgründern und BWL-Experten an der Uni Potsdam hatte Richter erstmals Niedl getroffen und war schnell von der Gründungsidee überzeugt. „Wertvolle Unterstützung“, so Niedl, lieferte das Team um Professor Carsten Beta (Institut für Biologische Physik, Uni Potsdam). Ab Juni 2015 gab es ein einjähriges EXIST-Gründerstipendium. Das Geschäft läuft gut. Zwei neue Mitarbeiter stoßen bald zum Team, weitere dürften folgen.
Vor allem Großkunden interessieren sich für den Schnelltest. Das bei industriellen Produktionen verwendete, bis zu 50 Grad Celsius warme Prozesswasser ist nicht heiß genug, um etwa Legionellen abzutöten. Wo man bisher bis zu zwei Wochen auf den Nachweis warten musste, klärt nun die Färbung des Filterpapiers in wenigen Minuten, ob Gefahren durch Krankheitserreger drohen. Zwar liefern die Papiertests noch keine quantitativen Ergebnisse, doch die zuverlässige Einordnung in die Bereiche „gefährlich“ oder „unbedenklich“ ist gesichert. Auch wenn das System noch nicht auf private Nutzung ausgelegt ist, können sich die Gründer diese Weiterentwicklung durchaus vorstellen. Konkrete Überlegungen, das System per Smartphone bedienbar zu machen, gibt es bereits. „Später wird man den Schnelltest vielleicht in der Apotheke oder im Baumarkt kaufen können“, prophezeit Richter.
Von Paul Janositz für Adlershof Journal