Der Netzwerker: Technologieparkpionier Helge Neumann jettet für Adlershof um den Globus
Helge Neumann (59) ist ein Meilenjunkie. Seit fast zwanzig Jahren jettet er um den Globus, um Adlershof weltweit zu vernetzen. Seine Laufschuhe hat er immer dabei, denn viel lieber als Flugmeilen sammelt er Laufkilometer.
Einen langen Atem braucht Helge Neumann, Leiter des internationalen Büros in Adlershof. Was er macht? Den europäischen Förderdschungel durchdringen und EU-finanzierte Projekte einwerben. Diese heißen zum Beispiel „BaSIC“, „NEW EOS“ oder „KNOW MAN“. Mit ihnen will er deutschen Unternehmen den Markteintritt auf europäisches Parkett erleichtern und den Technologiepark Adlershof auch im Ausland als bekannte Marke etablieren.
Arbeitstitel „Euro-Park“
Geboren wurde sein Job „aus der Not“, wie Neumann sagt. Er arbeitete 1990 bei der KAI-AdW – der Koordinierungs- und Abwicklungsstelle für die Institute und Einrichtungen der ehemaligen Akademie der Wissenschaften (AdW) der DDR. Mit der Wende standen die arbeitslosen AdW-Wissenschaftler vor der Frage: Wie bekommt man Gelder für Forschungsprojekte? Helge Neumann entwickelte dafür einen Forschungsförderungsleitfaden. Auch an der Konzeption des Technologieparks Adlershof, der im ersten Entwurf unter dem Arbeitstitel „Euro-Park“ lief, bastelte Neumann kräftig mit. Trotz der Umbruchsituation war das eine unheimlich kreative Zeit, erinnert sich der quirlige, heute Endfünfzigjährige zurück.
Internationale Technologieparkkonferenz 2011 in Adlershof
Im Herbst 1991 ging er dann für ein Jahr nach Brüssel. Bei der Generaldirektion Forschung der EU-Kommission begleitete er Förderprojekte in den physikalisch-naturwissenschaftlichen Bereichen. Er sollte lernen, wie EU-Projekte funktionieren. Das tat er so erfolgreich, dass er Ende 1993 gemeinsam mit Senator Pierre Laffitte, dem Vater des französischen Wissenschafts- und Technologieparks Sophia Antipolis, sowie dem damaligen Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Hans Kremendahl das Deutsch-Französische Büro in Adlershof gründete. Es folgte das Deutsch-Russische Büro, die Netzwerke wurden immer verzweigter. Im Internationalen Büro flossen schließlich alle Aktivitäten zusammen.
Seit dem Jahr 2000 gehört Adlershof zu den „Regions of Excellence“ und spielt in einer Liga mit Parks in Cambridge, Barcelona oder Mailand. Für Neumann und sein fünfköpfiges Team kein Grund zu pausieren. In diesem Jahr findet zum zweiten Mal eine internationale Konferenz der Wissenschaftsparks in Adlershof statt, die das Internationale Büro koordiniert.
Sprachprobleme kennt Helge Neumann nicht. Russisch spricht er, seit er in Kiew Biophysik studierte, Englisch und Französisch sind im globalen Geschäft selbstverständlich, Latein lernte er in der Schule. In seiner Freizeit ist der fröhliche Köpenicker alles andere als ein Reiseonkel. Ihn zieht es als Dauercamper an den Stechlinsee in der Ostprignitz. Dort hat er seinen beiden Enkeln das Schwimmen beigebracht. Und warum in die Ferne schweifen: Zu entdecken gibt es auch in der Heimat genug.
von Sylvia Nitschke