Die älteste aller Gemeinschaften
Mareike und Rolf Lechner über ihr Familienunternehmen immexa
Familienunternehmen zählen zu den ältesten Organisationsformen in der Wirtschaft. Sie dominieren mit über 90 Prozent die deutsche Unternehmenslandschaft und haben damit eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. Die Vorteile eines Familienbetriebs liegen auf der Hand – es darf auf Vertrauen, Stabilität und Loyalität gesetzt und eine hohe Leistungsbereitschaft erwartet werden. Allerdings werden gelegentlich Nachfolgeprobleme, etwa familiär bedingte Konflikte oder gar Vetternwirtschaft als mögliche Nachteile gesehen. Wie begegnet ein renommiertes Berliner Familienunternehmen wie die immobilien-experten-ag., kurz immexa, den alltäglichen Anforderungen? Wir sprachen mit Mareike und Rolf Lechner, die gemeinsam den Vorstand des Unternehmens bilden.
Adlershof Journal: Was ist aus Ihrer Sicht vorrangig wichtig bei der Führung eines Familienunternehmens?
Mareike Lechner: Die familiäre Beziehung der Hauptakteure. Dieser Beziehung gilt es, bei einem Familienunternehmen und dessen Führung gerecht zu werden. Für uns bedeutet dies konkret, möglichst immer eine Übereinstimmung der Ziele bei der Entwicklung unserer mehrjährigen Projekte sicherzustellen. Hierzu besprechen wir als Vater und Tochter unsere Ideen und Überlegungen und bilden uns so – mithilfe unserer unterschiedlichen Blickwinkel und Stärken, immer auf Sachebene – eine gemeinsame Meinung.
Wo liegen die besonderen Vorteile des Familienunternehmens immexa?
Rolf Lechner: Die immexa ist ein Immobilienprojektentwicklungsunternehmen. Projektentwicklung gilt als Königsdisziplin in der Immobilienwirtschaft, da jedes Projekt üblicherweise einzigartig ist und es eine Vielfalt an Fachdisziplinen gibt, die für einen Projekterfolg notwendig sind. Die Projekte laufen darüber hinaus über mehrere Jahre und sind mit hohen Investitionssummen verbunden. Erfahrung, Fachwissen und Engagement sind das A und O: Ich selbst bin seit mehr als 50 Jahren in der Projektentwicklung von Immobilien aktiv und habe bis heute über 200 Immobilienprojekte konzipiert und durchgeführt. Im Technologiepark Adlershof entwickeln wir beispielsweise den Campus „Am Oktogon“, den OfficeLab-Campus – für den wir gerade erst das Richtfest feiern konnten – und das Campus-Hochhaus Adlershof.
Durch den Eintritt meiner Tochter Mareike in das Unternehmen im Jahr 2011 – nach ihrer rund neunjährigen Tätigkeit für ein international agierendes Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen – wurde die Unternehmensnachfolge der immexa geregelt und somit die Kontinuität sichergestellt. Letzteres ist für Joint- Venture-Partner und Banken sehr wichtig. immexa verfügt außerdem über ein erfahrenes Team von Mitarbeitenden und steuert ein Netzwerk externer Spezialist/-innen der Bau- und Immobilienwirtschaft. Darüber hinaus haben wir uns im Management professionell und breit aufgestellt: Es besteht aus meiner Tochter und mir als Vorstand sowie den Prokurist/-innen Klaus Pahl und Karin Stammer.
Was schätzen die Beschäftigten besonders an einem Familienunternehmen?
Mareike Lechner: Aus unserer Erfahrung: Die persönliche Beziehung, die langfristige Orientierung und das geringe Maß an „interner Firmenpolitik“. Es „menschelt“ beim Umgang miteinander. Wer sich in einem Familienunternehmen wohlfühlt, bleibt häufig jahre- bzw. jahrzehntelang da.
Welche Faktoren erleichtern die Zusammenarbeit als Familie im Unternehmen, welche erschweren sie?
Rolf Lechner: In unserem Fall ist es definitiv die starke Vertrauensbasis und die beidseitige Freude an der offenen Diskussion auf Augenhöhe. Wesentliche Entscheidungen werden nur gemeinsam getroffen, aber nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen. Hier wirkt auch der ehrliche Austausch unser beider Generationen bereichernd. Schwierig finden wir es, wenn nicht die persönlichen Fähigkeiten und Präferenzen der Familienmitglieder berücksichtigt werden.
Wie erlangen Sie frische Erfahrung „von außen“?
Mareike Lechner: Familienunternehmen bedeutet nicht, dass man sich nur mit Familienmitgliedern austauscht. Darüber hinaus ist auch der ständige Kontakt zum Markt für uns unerlässlich, getreu nach dem Motto: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler!“
Edith Döhring für Adlershof Journal