Ein Blick in die Zukunft des Technologieparks Adlershof
An welchen Produkten und Projekten von morgen wird heute schon gearbeitet
25 Jahre Technologiepark Adlershof – Zeit sich zurückzulehnen und auf Erreichtes zu blicken? Das passt nicht zu den Treibern des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes. Die Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben. Zeit also nachzufragen, wonach Adlershofer Unternehmer in den nächsten Jahren streben.
David Feustel und die WISTA-MANAGEMENT GMBH (Wista) haben eine Gemeinsamkeit: Beide gibt es seit 25 Jahren. Und noch was: Beide wirken sehr erfolgreich in Adlershof. Die Wista ist auf ihrer Mission, den Campus zu entwickeln, natürlich schon einen Tick länger aktiv. Feustel studiert zwar noch, steht kurz vor dem Master in Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin, doch mit seinen 25 Jahren ist er bereits Mitgründer der Biotechfirma solaga. Das Start-up möchte mit einem Verfahren, bei dem Cyanobakterien aus Algen mittels CO2 und Sonnenlicht Biogas erzeugen, eine ökologische Alternative für fossile Heizanlagen auf den Markt bringen. Die Technik arbeitet autark, ist nach Berechnungen effizienter als Photovoltaikanlagen, und der mit ihr gewonnene Brennstoff – Methan – ist besser speicherbar.
In der Energiewirtschaft gehe der Trend künftig zu vernetzten und klimaneutralen Technologien. „Diese Entwicklung wird auch von Adlershof aus vorangetrieben werden, vor allem was die Hardware anbelangt“, sagt der Gründer. Es ist wohl kein Zufall, dass sich die Wege der beiden 25-Jährigen im Technologiepark Adlershof kreuzten: „Hier wird vieles in die Hand genommen und schnell umgesetzt. Der Standort hat sich rasant entwickelt – und so wird es auch weitergehen“, erwartet Feustel. Ein gutes Pflaster für Gründer, aber auch größere Unternehmen, findet er.
Fragt man Roland Sillmann nach der Vergangenheit, wiegelt er ab: „Wir haben heute einen sehr hohen Entwicklungsstand erreicht“, sagt der Wista-Geschäftsführer, der seit Jahresbeginn die Geschicke des Standortbetreibers lenkt. Für ihn ist das zunächst einmal nur ein Etappenziel: „Damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben.“
„Wir sind eine landeseigene Gesellschaft, unsere Aufgabe ist, in Berlin Wirtschaftswachstum zu generieren.“ Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Insofern ist Zukunft für Sillmann zunächst ein nüchterner Blick auf Zahlen: „Wenn wir das Wachstum der vergangenen Jahre zu Grunde legen, ist dieser Standort in fünf Jahren entwickelt.“ Dann werden hier rund 20.000 Menschen in rund 1.200 Unternehmen arbeiten können, „vorausgesetzt, dass uns die Konjunktur keinen Strich durch die Rechnung macht.“
Es gehe jetzt darum, „dass Berlin zu den fünf Topstandorten für Forschung und Entwicklung in Europa aufsteigt“. Die Wista sorgt dafür, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zur exzellenten Wissenschaftslandschaft optimale Bedingungen für die Gründung, die Ansiedlung und das Wachstum von Hochtechnologieunternehmen herrschen. Adlershof werde ein Ort kontinuierlichen Wachstums sein, ohne hektisches „Auf und Ab“. Die Unternehmen in Adlershof „sind mehrheitlich im Industriekundengeschäft tätig, sie stellen hoch spezialisierte Produkte her. Sie planen langfristig.“
Zukunft – das heißt aber auch Nutzen aus der Vergangenheit ziehen. Die Wista verfüge über einen außergewöhnlichen Wissens- und Erfahrungsschatz, der unbedingt weitergegeben werden müsse. „Adlershof hat schon heute als Modell Schule gemacht, wir sind vielerorts in Berlin aktiv.“
Sillmanns Blick in die Zukunft bleibt realistisch: Man werde einen Beitrag zur „Smart City“, der „intelligenten Stadt“ der Zukunft leisten. „Sie entsteht aber nicht durch einen Masterplan, sondern resultiert aus einer Vielzahl von Innovationen, die heute noch niemand voraussehen kann.“ Hier liege eine große Chance für Adlershof. Unser Ziel ist es, dass die Produkte, die man für „Smart Citys“ weltweit braucht, aus Adlershof kommen. „Daher werden wir unsere Infrastruktur dafür nutzen, um entsprechende Pilotprojekte zu initiieren, im Energiesektor etwa, aber auch in der E-Mobility.“
„Adlershof ist schon spitze, hat aber dennoch Potenzial“, urteilt Michael Scheiding, Geschäftsführer der Astrofein GmbH, die unter anderem Hochpräzisionstechnik für die Raumfahrt entwickelt und fertigt. Durch die Universität und die Forschungsinstitute werde es weiterhin Neugründungen geben, von denen sich einige durchsetzen werden. Auch die Forschungsbereiche großer Unternehmen profitierten von diesem innovativen Klima, sodass Adlershof einen heterogenen Mix verschiedener Disziplinen und Unternehmensgrößen hervorbringen werde. „Ich hoffe, dass der Campus und Technologiepark so von Firmen mit einem Kooperationsgeist gefüllt wird. Doch da gibt es noch Reserven, denn es liegt bei den Akteuren, aufeinander zuzugehen“, betont Scheiding. Die Wissenschaft sollte die Probleme der Unternehmen wahrnehmen und gleichzeitig sollte die Wirtschaft die Produktivkraft der Forschung erkennen. „Gleiches gilt für den Raumfahrtstandort Adlershof“, sagt Scheiding. Kleinsatelliten, Komponenten, Experimente, Instrumente und Technologien gingen schon heute aus Adlershof in die Welt und dann ins All. Scheiding: „Allerdings sind wir noch nicht auf Augenhöhe mit den größten deutschen Raumfahrtstandorten. Dazu muss die Kraft der Raumfahrt aus Adlershof auch in der Politik besser abgebildet sein.“
Wird in 25 Jahren Weltraumtourismus etabliert und Astrofein ein bedeutender Zulieferer sein? „Davon gehe ich fest aus!“, erwartet Scheiding. Was auch für Astrofein nicht ohne Folgen bleiben wird: „Im Moment sind wir noch nicht unter den Top 3 im internationalen Vergleich. Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Produkte weiter nach vorn zu bringen und mehr ‚Adlershof im All‘ zu haben“, ist der Astrofein-Chef optimistisch. „Wenn wir unserem Motto auch in den nächsten 25 Jahren treu bleiben, mit dem Markt, mit dem Kunden mitzudenken, dann werden wir ein prägender Bestandteil von Adlershof bleiben.“
Auch Feustel sieht sich in 25 Jahren weiterhin als Unternehmer: „Ich möchte selbstständig arbeiten, Relevantes schaffen, etwas für die Umwelt tun“, sagt er mit Blick auf die Zukunft.
Von Chris Löwer und Peter Strunk für Adlershof Journal