Filmreife Veranstaltungen
Im ehemaligen Flugzeughangar in der Ludwig-Boltzmann-Straße entsteht eine ganz besondere Eventlocation
Der Name ist Long Arm. Milo Long Arm. Der lange Arm des Kameraroboters ist zwar primär nicht für den Sektausschank gedacht. „Hinbekommen“, so versichert Stephan Horst von der Visavis Filmproduktion, „würde er das aber ganz sicher.“ Keine so schlechte Idee, findet Silvana Schneider von Adlershof con.vent. Denn in dem alten Hangar, in dem Milo sein neues Zuhause gefunden hat, sollen in Zusammenarbeit mit Visavis Events stattfinden, die neben allem wissenschaftlichen Glanz auch filmischen und modischen Glamour nach Adlershof bringen.
Marcel Neumann und Stephan Horst haben Visavis Mitte der 1990er-Jahre in einer Wilmersdorfer Wohnung gegründet. In Kreuzberg wuchs ihr Unternehmen auf 30 Mitarbeiter und zählt heute als Filmproduktion vor allem für Werbe-, Image- und Industriefilme große internationale Unternehmen sowie öffentliche Institutionen zu seinen Kunden, darunter Miele, BASF, die Deutsche Bahn und diverse Bundesministerien. Auch für die Stadt Berlin dreht Visavis seit Jahren Imagefilme. Und vielleicht demnächst für Adlershof.
Der Milo Long Arm ist eine Sensation. Oscarprämiert und aus trickintensiven Blockbustern nicht mehr wegzudenken, gibt es gerade vier Exemplare weltweit. Neben London, wo er entwickelt wurde, stehen sie in Tokio, Los Angeles und nun in Adlershof.
Der Kameraroboter, mehr als eine Tonne schwer, trägt Kameras und erlaubt das Filmen in höchster Präzision. Dabei kommunizieren Kamera und Roboter miteinander. „Die Kamera erzählt dem Roboter, wie viele Bilder sie gerade macht“, erklärt Horst. Bis zu zweitausend in einer Sekunde. Die Verständigung zwischen beiden ist deshalb so wichtig, weil sie für visuelle Effekte wie Crowd Replication oder Scaling exakte Wiederholbarkeit der Kameraeinstellungen und -fahrten sichert. So erst werden zum Beispiel Menschenmengen ohne Komparsenmassen oder Zwerg-Riese-Relationen im Film möglich.
Milo und Visavis passen gut nach Adlershof, findet Stephan Horst. „Wir experimentieren ständig, brauchen maximale Genauigkeit bei unserer Arbeit und bewegen uns dabei häufig am Rande des physikalisch Machbaren.“ Und auch zur Veranstaltungsbranche und der Kooperation mit der Adlershof con.vent. sieht er vielversprechende Parallelen. „Veranstaltungen und Filme sind Illusionen, die nur funktionieren, wenn sie perfekt sind.“
Für diese Perfektion hat das Unternehmen keine Mühen gescheut und viel investiert. Das mehr als 500 Quadratmeter große Studio, das im Hangar entsteht, bietet alles, was es für eine gelungene Veranstaltung braucht – ob Diskussionsrunde, Fahrzeugpräsentation, Galadinner oder Fashionshow. Ganz in Schwarz befindet sich in dessen Mitte ein Drehteller, auf dem ein installierter Scherentisch bis zu fünf Tonnen in die Höhe bewegen kann, vielleicht eine Bar, ein Fahrzeug oder eine Rockband. Ein Greenscreen, ein weltweit einmaliges drehendes Lichtgerüst darüber, dessen Licht mit den Bewegungen des Drehtellers synchronisiert werden kann. Lounges, Räume für Maske und Garderobe, Galerien, Werkstätten, ebenerdige Sanitärbereiche – alles wurde bereits bei der Planung für die Verwendung als Eventlocation mitbedacht.
Auch Silvana Schneider freut sich auf die Zusammenarbeit. „Hier werden wir ganz neue Veranstaltungsideen entwickeln.“ Auf der 2.000 Quadratmeter großen Außenfläche, etwas abseits des Adlershofer Zentrums, entsteht auch ein Biergarten für Theater- und Kinovorführungen, Sommerfeste und Partys. „Da können wir die Musik dann auch einmal etwas lauter aufdrehen als in der Mitte.“
Von Rico Bigelmann für Adlershof Special