Gutes Familienrezept
Wie enge Bande den Unternehmenserfolg beflügeln
Es gibt Investoren, die vor von Familien geführten Firmen zurückschrecken. Ihre Befürchtung: Beim Ehekrach fliegt gleich das ganze Unternehmen mit auseinander. Ein Blick in den Alltag Adlershofer Familienunternehmen beweist das Gegenteil: Gerade enge Bande befruchten und lassen Zweifler borniert dastehen.
Professor Hans Schick und Christine Wedler sind seit mehr als 25 Jahren ein Paar und haben in dieser Zeit einiges durchgemacht. Sie haben gemeinsam an dem von Schick geleiteten ehemaligen Zentralinstitut für Organische Chemie der Akademie der Wissenschaften geforscht, haben gemeinsam die Wende- und Nachwendewirren überstanden (Arbeitslosigkeit inklusive) – Turbulenzen, die schließlich dazu führten, dass beide ihre eigene Firma gründeten: die ASCA GmbH.
Offene Kommunikation
An der privaten Forschungseinrichtung stellen 32 Chemiker und Techniker vor allem für die Pharmaindustrie neue Wirkstoffe her. Das Familienunternehmen floriert – wahrscheinlich gerade weil es familiär geführt ist. Das Ehepaar pflegt eine offene Kommunikation, was ein Schlüssel für ihren privaten wie beruflichen Erfolg ist. „Die Partnerschaft muss in Ordnung sein, sonst sickern private Schwierigkeiten in den Berufsalltag“, sagt Wedler. Die beiden ASCA-Chefs legten bereits bei der Firmengründung ein solides Fundament – entgegen des Rates vieler Freunde. Die rieten nämlich, dass einer der beiden Gesellschafter mehr Anteile an der Firma halten sollte, damit im Streitfall einer das Sagen hat. „Doch das kam für uns nicht infrage“, sagt Wedler, „wir wollten unbedingt gleichberechtigt sein, wie wir es auch sonst halten. Das verpflichtet, sich zu einigen.“ Natürlich gibt es auch mal gegenseitig Kritik, doch zu einem Zerwürfnis käme es nie. „Wir wissen, wie viel für die Firma auf dem Spiel steht“, betont Wedler.
Mal abschalten können beide mit ihren Hobbys: Hans Schick bei der Vogelbeobachtung und Christine Wedler bei guter Literatur, einem Theaterstück oder einem Sprachkurs im Ausland. Einen gemeinsamen Urlaub erlauben sich beide nur einmal im Jahr, und dann möglichst kurz, damit nicht beide Kapitäne allzu lange die Brücke verlassen.
Enge Vertrauensbasis
Felicitas (62), Lothar (65) und Björn-Frederic Limmer (29) treten durchaus auch mal gemeinsam eine Reise an, die allerdings meist geschäftlicher Natur ist. Die drei sind eine Familie und führen die Limmer Laser GmbH, die medizinische Laser entwickelt, fertigt und vertreibt. Dass Vater, Mutter und Sohn auch beruflich zum Team geworden sind, wundert Felicitas Limmer nicht: „Es gab bei uns schon immer einen stark technischen Schwerpunkt in der Familie.“ Björn-Frederic Limmer ist nach seinem Studium wegen der „deutlich größeren Gestaltungsmöglichkeiten im familieneigenen Unternehmen“ eingestiegen.
„Ein wichtiger Aspekt ist darüber hinaus die Tatsache, dass sich die drei Familienmitglieder im Unternehmen durch Wissensschwerpunkte ergänzen“, betont Lothar Limmer. „Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es zu keinen Streitigkeiten hinsichtlich der Zuständigkeit kommt.“ Entscheidungen und Innovation würden aufgrund der sehr engen Vertrauensbasis deutlich direkter diskutier- und umsetzbar. „Hinzu kommt, dass durch die zumindest ähnlichen Grundansichten in vielen Punkten auch ein ‚stilles Einverständnis‘ herrscht“, sagt Felicitas Limmer.
Gut organisiert navigieren auch Ira (42) und Raymond Horn (44) durch den Alltag. Die beiden Geschäftsführer der Audio- und Videotechnikfirma Optimists, die spezielle Geräte unter anderem für die Abwasserkanalinspektion anbietet, führen nicht nur ein knappes Dutzend Mitarbeiter, sondern haben auch noch zwei junge schulpflichtige Töchter. „Von Vorteil ist, dass wir uns die Zeit relativ frei einteilen können und die Kinder nach der Schule auch mal in der Firma ihre Hausaufgaben erledigen“, sagt das Unternehmerpaar. Nachteil: „Insgesamt arbeiten wir deutlich mehr als etwa ein Angestellter“, sagt Raymond Horn.
Keine Trennung von Beruflichem und Privatem
Der studierte Elektrotechniker hatte sich bereits selbstständig gemacht, als das erste Kind kam. Seine Frau, die damals gerade ihr Studium der Umwelttechnik abgeschlossen hatte, stieg einfach in das Geschäft ein – eine naheliegende und, wie sich schnell herausstellte, gute Lösung. „Man kennt und vertraut sich, was vieles vereinfacht“, sagt Raymond Horn. Berufliches und Privates zu trennen, halten beide nicht für erforderlich. Und Ira Horn sieht in dieser Konstellation noch einen weiteren Vorteil: „Dann sehe ich meinen Mann wenigstens manchmal!“, scherzt sie.
von Chris Löwer
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