Heißer Draht nach Berlin
Forschungszentrum von Corning Inc. jetzt in Adlershof
Der US-Konzern Corning Incorporated ist weltweiter Marktführer in der Herstellung von Spezialgläsern und Keramik – und seit 160 Jahren ein Innovationstreiber. Jetzt hat die Firma ihr deutsches Forschungszentrum des Telekommunikationgeschäftes, das Optical Fiber Cable und Verbindungstechnik beinhaltet, auf das Adlershofer Gelände verlegt – damit beginnt ein neues Kapitel der Erfolgsgeschichte.
Dieser Konzern hat gewissermaßen ein Herz aus Glas: Die Ingenieure der US-amerikanischen Corning Inc. stellten 1879 gemeinsam mit Thomas Alva Edison die ersten Glasglühbirnen her und läuteten 1926 deren Massenproduktion ein. Indirekt war Corning auch bei einer weiteren technologischen Revolution beteiligt: Mit seinem besonders bruch- und kratzfesten „Gorilla Glass“ werden seit ihrem Marktstart iPhones und mittlerweile Smartphones und Tablets von mehr als 30 Anbietern ausgestattet. Und noch bei einem anderen Technologiesprung, für den Hightechglas unabdingbar ist, hat die Firma ihre Finger im Spiel: „Wir sind Pioniere der Telekommunikation, seit unsere Ingenieure 1970 die erste optische Low-Loss-Faser entwickelten“, sagt Torsten Nath. Er ist Chef des Corning Technology Center Berlin.
Das neue Forschungszentrum hat sich unlängst in Adlershof mit Büros, Laboren und einer Versuchswerkstatt zur Erprobung neuer Produkte angesiedelt. Gerade im florierenden Glasfasermarkt sieht Nath noch viele Möglichkeiten mit immer neuen Entwicklungen die Effektivität von Netzwerken zu erhöhen und ihre Kosten zu senken. „Wir haben kaum die Oberfläche dessen erforscht, was die massive Kapazität und die blitzartige Geschwindigkeit von Netzwerken zu leisten vermag“, sagt er. „Dieses Zentrum wird uns dabei helfen Technologien für die nächste Generationen zu entwickeln.“
In Adlershof wird also an der Zukunft der Telekommunikation geforscht. Der Standort erlaube es, so Nath, sich in verschiedenste industrielle, technologische und akademische Projekte einzubringen. Das umso besser, weil nun alle vorher an verschiedene Orten in Deutschland untergebrachten Forschungsaktivitäten des Telekommunikationsgeschäfts des Konzerns hier untergebracht worden sind – weiteres Wachstum nicht ausgeschlossen. Schließlich stellt Corning Schlüsselkomponenten für die Unterhaltungselektronik, die mobile Abgaskontrolle, Telekommunikation und Biowissenschaft her. Das Portfolio umfasst unter anderem Glassubstrate für LCD-Fernsehgeräte, Computermonitore und Laptops, Glasfaserkabel, Verbindungstechnik und Ausrüstung für Telekommunikationsnetzwerke, optische Biosensoren für die Medikamentenforschung sowie weitere hoch entwickelte Optik- und Spezialglaslösungen für eine Reihe von Industriezweigen, erklärt Nath und verspricht: „Wir werden von unserem Technologiezentrum aus mit unseren Telekommunikationskunden weiter bahnbrechende optische Lösungen entwickeln.“
Bei dieser Mission sieht er sich in guter Gesellschaft: „Als Teil der Adlershof-Gemeinschaft bietet sich Corning die Gelegenheit, in Bereichen von speziellem Interesse mit anderen Hightechinnovatoren Synergien zu bilden.“ Auch die hier lernenden Studierenden könnten dereinst „Mitwirkende an unseren Innovationen“ sein, betont er.
Eine klassische Win-win-Situation. Peer Ambrée, Bereichsleiter Technologiezentren der WISTA-MANAGEMENT GMBH, sieht in der Ansiedlung ein gelungenes Beispiel für das gute Ineinandergreifen von Standortmanagement, Adlershofer Unternehmen, Instituten und Immobilienprojektentwicklern sowie dem Berlin Partner-Standortmarketing. Nachdem Corning im Herbst 2010 erstmals an das WISTA-MANAGEMENT herantrat und dabei noch andere Standorte im Visier hatte, wurde das Vorhaben durch den Einsatz aller Beteiligten schnell konkret. „Wir haben unter anderem einen Workshop organisiert, bei dem sich Institute und Unternehmen präsentierten“, berichtet Ambrée.
Die Corning-Entscheider kamen dann mit den für sie interessanten Akteuren wie der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung schnell ins Gespräch. Ambrée: „Rasch wurde dem Unternehmen klar, dass dies ein fruchtbarer Standort für Forschung und Entwicklung ist.“ Es folgten eine Immobilientour, um geeignete Objekte zu finden, und sogar eine Mitarbeitertour, bei der sich Corning-Beschäftigte schon mal mit ihrem neuen Umfeld anfreunden konnten. Nach 18 Monaten waren die Verträge mit der Europa Center AG und dem WISTA-MANAGEMENT unter Dach und Fach. Ambrée ist zufrieden: „Die Ansiedlung war rundum ein Erfolg für Adlershof.“
Von Chris Löwer für Adlershof Journal