Hereinspaziert mit System
IT-Firma entri entwickelt softwarebasierte Systeme zur Zugangskontrolle
„entri“ – so leuchtet es den Besuchern durch die gläserne Eingangstür entgegen. Der riesige blaue Schriftzug an der Flurwand wirkt nicht nur wie die kraftvolle Aufforderung einzutreten. Hereinspaziert – aber mit System, das ist die Geschäftsidee von entri. Das Unternehmen entwickelt softwarebasierte Systeme zur Zugangskontrolle für unterschiedliche Branchen wie Spielhallen, Wettbüros und Fitnessstudios.
Mit playID hat entri 2014 sein erstes System dieser Art auf den Markt gebracht – damals noch unter dem Firmennamen avara systems. Mittlerweile wird es von rund 200 Spielhallenbetreibern in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg eingesetzt. „Dort sind die neuen gesetzlichen Vorschriften für eine besonders strenge Zugangskontrolle bereits umgesetzt“, sagt Ingrid Kowarzik, Prokuristin und bei entri zuständig für Business Development. Alter und freiwillige oder verhängte Spielersperren oder Spielpausen müssen strikt eingehalten werden, sonst droht den Betreibern der Verlust der Konzession.
Das Prinzip der Zugangskontrolle ist einfach: Am Anfang steht die Identifikation einer Person, dann gilt es zu entscheiden, ob der Zutritt gewährt werden darf oder nicht, und schließlich muss der Eingang geöffnet werden – oder geschlossen bleiben. Oft wird das noch auf Basis von Ausweisen oder Chipkarten gemacht. „Aber das ist nicht die sicherste Variante, denn mittlerweile gibt es in vielen Branchen immer weniger Personal und Chipkarten können unbemerkt getauscht und weitergegeben werden“, sagt Kowarzik. Außerdem sei eine solche Kontrolle nicht sehr komfortabel und oft mit einem unangenehmen Gefühl für die Menschen verbunden.
„Unser Anspruch ist es, ein System bereitzustellen, das sicher ist und elegant. Wenn die Leute quasi im Vorbeigehen identifiziert werden, fühlen sie sich eher wie VIPs“, erläutert Geschäftsführer Jörg Schrickel.
Deswegen setzt entri auf einen hohen Grad an Automatisierung und auf biometrische Erkennungssysteme. Bei playID funktioniert das per Fingerabdruck. Noch sicherer und unauffälliger ist die Gesichtserkennung, die in einer neuen Systemkomponente namens Facetrakk realisiert ist, die in Kürze auf den Markt kommen wird. Sie ziert bereits den Flur des Unternehmens: Ein automatisch ansteuerbares Drehkreuz ist mit einer schlanken, etwas über mannshohen metallenen Säule kombiniert. Diese enthält eine Kamera und die Recheneinheit, die über WLAN mit anderen Geräten kommunizieren kann. Eine LED-Krone leuchtet in rot, wenn der Eintritt verwehrt wird, oder in grün bei freiem Zugang.
Diese Art der einfachen Rückmeldung ist den Entwicklern sehr wichtig. Deshalb hängt in Jörg Schrickels Büro auch ein großes, kräftig blaues Bild mit dem schlichten weißen Schriftzug „simple“. „Unsere Produkte sollen so einfach wie möglich sein – sowohl in der Bedienung als auch bei der Nutzung“, betont Schrickel. Das erhöht natürlich den Entwicklungsaufwand, zumal die Software stets an die von Bundesland zu Bundesland variierenden Vorschriften der Ordnungsbehörden angepasst werden muss. Und an diverse bestehende Branchenlösungen, für die entri die sicherheitsrelevanten Komponenten liefert. Auch die Software zur Gesichtserkennung muss jeweils für die örtlichen Gegebenheiten mit wechselnden Lichtverhältnissen optimiert werden. Und nicht zuletzt muss der Datenschutz gewährleistet sein.
Diese technischen Herausforderungen waren ein wichtiger Grund für Schrickel, mit seinem 2004 unter dem Namen avara systems GmbH gegründeten Unternehmen mal wieder einen Neuanfang zu wagen und im Mai 2016 aus Immenstadt im Allgäu nach Berlin Adlershof zu ziehen. Kein ganz leichter Schritt, aber einer, der sich schon jetzt gelohnt hat: „Hier sind wir nah an den Verbänden vieler Branchen, und in Adlershof finden wir die technische Unterstützung, die wir für unsere Hightechentwicklungen brauchen.“ So hat man bereits bei der Fertigung von Facetrakk und tipID, das jetzt für Wettbüros marktreif ist, von den Diensten des Gerätebauers W&P GEAT GmbH, Gerätebau und Automatisierungstechnik, profitiert. Das Anwerben eigener Fachkräfte ist allerdings schwieriger als erhofft. Aktuell greife man noch auf ein etabliertes Netzwerk an Freelancern zurück, die die neu eingestellten Entwickler unterstützen. Mittelfristig will entri auf 15 bis 20 Leute anwachsen.
Das ist auch nötig, wenn all die vielen Anwendungsideen realisiert werden sollen, die aus Schrickel und Kowarzik für den Einsatz ihrer Technologie geradezu heraussprudeln: Von Behörden über Kreuzfahrtschiffe bis hin zu Flüchtlingsunterkünften sollen künftig diverse Branchen von den sicheren und komfortablen Zugangsmöglichkeiten via entri profitieren. Ähnlich wie entri das bereits jetzt von der Energie und der Ausstrahlungskraft seines neuen Standortes tut.
Von Uta Deffke für Adlershof Journal