Humboldt-Universität zu Berlin und Technologiepark Adlershof eng vernetzt
Ob für die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) der Stern der Exzellenz leuchten wird, entscheidet sich im Juni 2012. Seine Strahlkraft dürfte er nicht zuletzt auch von den vielen innovativen Initiativen bekommen, die von der Wissenschafts- und Technologiestadt Adlershof ausgehen.
Strukturen mit Billionen Molekülen pro Quadratzentimeter
Um Großes zu erreichen, muss man sich oft mit kleinen Dingen beschäftigen. Das macht das Team um Stefan Hecht, Professor für organische Chemie an der HU. Die Chemiker bauen Moleküle, die nur wenige Nanometer (millionstel Millimeter) groß sind, gezielt zu komplexeren Nanostrukturen zusammen. Aus den molekularen Bausteinen formen die Adlershofer Wissenschaftler Ketten unterschiedlichen Typs, die dann nach dem Reißverschlussprinzip verknüpft werden. So entstehen Strukturen mit mehr als zehn Billionen Molekülen pro Quadratzentimeter.
Hecht forscht auf dem Gebiet der „Molekularen Nanotechnologie“. Sie ist eingebettet in den Sonderforschungsbereich „Molekulare Schalter an Oberflächen“, an dem sich die Universitäten aus Berlin und Potsdam sowie einige außeruniversitäre Forschungsinstitute beteiligen. „Langfristiges Ziel ist es, eine molekulare Elektronik zu etablieren, bei der Sensoren oder Schaltkreise auf einzelne Moleküle reduziert werden“, erklärt der 38-jährige Chemiker. So könnten winzige Transistoren in elektronischen Bauelementen genutzt, ferngesteuerte Katalysatoren bei chemischen Reaktionen eingesetzt oder Licht direkt in Bewegung umgewandelt werden.
Persönlichkeit – Offenheit – Orientierung
Technologien im Nanobereich sind starke Innovationsmotoren für die Wirtschaft. Sie gehören somit in die Kategorie von Forschung, mit der Universitäten beim Streben nach dem Exzellenzstatus punkten können. Im diesjährigen Wettbewerb steht die HU in der Endrunde. Das Zukunftskonzept, das die langfristige Entwicklung der Universität beschreibt, trägt die Überschrift „Bildung durch Wissenschaft: Persönlichkeit – Offenheit – Orientierung“.
Für dieses Motto sei Adlershof ein sehr gutes Beispiel, sagt Professor Peter Frensch, Vizepräsident für Forschung. In der Wissenschaftsstadt erhalten „die unterschiedlichsten Zielgruppen Unterstützung: die Gründungswilligen beim Aufbau der Firma, Unternehmen bei der Ansiedlung, Baugruppen bei der Wahl des richtigen Grundstücks, Wissenschaftler und Unternehmer bei ihrer themenspezifischen Vernetzung“.
Das gleiche Ziel verfolge auch das Zukunftskonzept der HU: „Wir wollen unsere Universitätsangehörigen – Studierende, Wissenschaftler und Verwaltungsmitarbeiter – optimal bei ihrer individuellen beruflichen Entwicklung unterstützen. Erfolgreiche Übergänge zwischen den Karrierestufen, beispielsweise vom Studium zur Doktorandenausbildung und vom Postdoc zur Professur, soll ein maßgeschneiderter Service sichern.“
Grenzübergreifende Kooperation
In den vergangenen Monaten haben externe Gutachter die Qualität der HU-Forschung auf Herz und Nieren geprüft. Dabei haben sie auch viel Zeit im Südosten Berlins verbracht. „Alle Adlershofer Institute der HU sind – wenn auch in unterschiedlichem Umfang – in die insgesamt sechs Clusterinitiativen und acht Graduiertenschulen eingebunden, mit denen wir in diese Runde des Exzellenzwettbewerbs gegangen sind“, sagt Frensch.
Besonders zu erwähnen ist dabei IRIS. Das Integrative Research Institute for the Sciences verzahnt universitäre mit außeruniversitären Einrichtungen und innovativen Unternehmen und spiegelt somit die Adlershofer Stärke der grenzübergreifenden Kooperation wider. Die IRIS-Partner erforschen Hybridmaterialien, die – aus organischen und anorganischen Komponenten aufgebaut – oft überraschende elektronische, chemische oder optische Eigenschaften zeigen.
Einen wichtigen Exzellenzbeitrag leisten auch die Graduiertenschulen: „FutureLand“, daran beteiligen sich die Adlershofer Geographen maßgeblich, sowie die „School of Analytical Sciences Adlershof“ (Salsa). Beteiligt sind Adlershofer Chemiker und Biologen auch am Exzellenzcluster „Unifying Concepts in Catalysis“ (Uni-Cat). In dem Forschungsverbund unter Federführung der Technischen Universität Berlin arbeiten mehr als 250 Wissenschaftler aller Berliner Hochschulen, der Universität Potsdam und von zwei Max Planck-Instituten an Erforschung und Entwicklung von Katalysatoren.
von Paul Janositz