In stürmischen Zeiten
Die europäischen Solarunternehmen machen schwierige Zeiten durch. Die Konkurrenz günstiger chinesischer Anbieter und die Reduktion der staatlichen Solarförderung haben mehrere deutsche Vorzeigeunternehmen in die Insolvenz getrieben. Auch Adlershof ist davon betroffen – doch Fachleute glauben an die Chancen des Standorts.
Katrin Evers nimmt kein Blatt vor den Mund „Die Solarbranche ist in einer sehr schwierigen Phase“, sagt die Pressesprecherin der Solon Energy GmbH, des größten Solarunternehmens in Adlershof. Ende 2011 musste das damals als Solon SE firmierende Unternehmen mit Sitz Am Studio Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen.
Damit steht es keineswegs alleine da: Branchengrößen wie Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen und Inventux in Berlin-Marzahn ereilte dasselbe Schicksal. Doch Solon kann wieder hoffen: Im März dieses Jahres übernahm Microsol, ein Hersteller von Solarzellen mit indischem Management und Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), das Unternehmen. Dadurch blieben laut Pressesprecherin Evers die meisten Arbeitsplätze in Adlershof erhalten: 423 Mitarbeiter beschäftigte das Unternehmen im August; vor der Insolvenz waren es 471 gewesen. „Berlin ist weiterhin der Hauptsitz der Solon mit Forschung & Entwicklung, Marketing und Vertrieb“, sagt Evers.
Auch die Produktion läuft weiter, wobei in Adlershof spezielle Produkte wie Indach-Module und Kraftwerkslösungen hergestellt werden. Standardprodukte hingegen lässt Microsol im Werk in Fujairah in den VAE produzieren. Katrin Evers ist zuversichtlich: „Wir haben gute Voraussetzungen, diese schwierige Phase zu meistern mit unserer Kombination aus speziellen Lösungen ,Made in Germany‘, preislich attraktiven Standardmodulen und unserem Know-how im Kraftwerksbereich.“
Noch unsicher war bei Redaktionsschluss hingegen die Zukunft der Global Solar Energy (GSE) Deutschland GmbH mit ihren 133 Mitarbeitern. Die Tochter des gleichnamigen US-Konzerns, die erst 2011 in Adlershof eine Fabrik für flexible Dünnschicht-Solarmodule in Betrieb genommen hatte, meldete im Juni 2012 Insolvenz an. Unter den gegenwärtigen Marktbedingungen verfüge das Werk in Tucson (Arizona) über ausreichend Kapazität, um der Nachfrage gerecht zu werden, hieß es seitens der Muttergesellschaft. „Die US-Muttergesellschaft wollte keine Anlaufverluste mehr tragen“, erklärt dazu der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma von der Berliner Kanzlei Leonhardt. Nach seinem Eindruck ist das Werk in Adlershof aber durchaus zukunftsfähig. Ziel sei es jedenfalls, „einen Käufer mit einer nachhaltigen Strategie für GSE Deutschland präsentieren zu können“.
von Christian Hunziker für Adlershof Special