International vernetzt
Vernetzung und gegenseitiger Austausch sind wichtige Erfolgsrezepte für Technologieparks – und zwar nicht nur innerhalb des einzelnen Parks, sondern auch über Ländergrenzen hinweg. Im September treffen sich deshalb in Adlershof Vertreter von zehn Technologieparks aus der Ostseeregion, um von den Erfahrungen der anderen zu profitieren.
Wer sich wie Helge Neumann, Bereichsleiter Internationale Kooperation bei der Wista-Management GmbH, oft mit Kollegen aus dem Ausland austauscht, macht interessante Erfahrungen mit unterschiedlichen Gesprächskulturen. Die Russen zum Beispiel, berichtet Neumann, erwarteten klare Anweisungen und verstünden nicht, "warum wir immer so viel diskutieren", während umgekehrt die Schweden stark auf Konsens ausgerichtet seien.
Was Russen, Schweden und Vertreter von acht anderen Ostseeanrainerstaaten jedoch verbindet, ist der Wille, gemeinsam voneinander zu lernen und so ihre jeweiligen Technologieparks voranzutreiben. BaSIC (Baltic Sea Innovation Network Centres) heißt das Projekt, in dessen Rahmen sich am 9. und 10. September in Adlershof über hundert Vertreter von Technologieparks und Wirtschaftsinstitutionen aus Kopenhagen, Helsinki, Oslo, Riga, St. Petersburg, Stockholm, Tallinn, Vilnius, Warschau und natürlich Berlin treffen.
Die Ausgangslage ist dabei an den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich, wie Neumann berichtet. Der Stockholmer Technologiepark Kista etwa gilt mit 1.400 Unternehmen, 30.000 Beschäftigten und 5.000 Studierenden als einer der international führenden Parks, während sich Warschau und St. Petersburg erst in der Planungsphase befinden. Grundsätzlich gibt es laut Neumann drei Entstehungskonzepte für Technologieparks: Dem einen Modell zufolge ergreift ein Großunternehmen – im Fall von Kista der Telekommunikationskonzern Ericsson – die Initiative. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Park aus der Wissenschaft entsteht, die dritte, dass er – wie in Adlershof – auf eine politische Entscheidung zurückgeht.
Bei allen Unterschieden lassen sich nach Neumanns Worten doch einige Erfolgskriterien benennen: Wichtig sei die Nähe zwischen Forschung und Wissenschaft einerseits und Wirtschaft andererseits. Zudem sei es erforderlich, ein klares Profil, gewissermaßen eine Marke, zu entwickeln. Vor allem aber gehe es um Clusterbildung: "Vernetzung ist ein wichtiges Thema."
Das sehen auch unabhängige Fachleute so. Die "enge Kooperation" ist nach Ansicht von Thomas Beyerle, Chef-Researcher der Immobilienfondsgesellschaft Degi, von besonderer Bedeutung für einen Technologiepark, da aus dieser Kooperation neue Impulse entstünden. Dass davon die gesamte regionale Wirtschaft profitiert, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelt: Der Standort Adlershof trage "signifikant zur regionalen Wirtschaftsentwicklung" bei, schrieben die Forscher in einem Gutachten. Für das Jahr 2006 bezifferten sie die Effekte von Adlershof auf eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von gut einer Milliarde Euro und auf 21.000 Arbeitsplätze – und das bei im selben Jahr ausgereichten Fördermitteln in Höhe von lediglich 78,8 Millionen Euro.
"Wissen ist der entscheidende Rohstoff für neue Produktentwicklungen", sagt Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf. "Science Parks – A Model To Create Knowledge Based Growth" (Wissenschaftsparks – Ein Modell für wissensbasiertes Wachstum) heißt denn auch das Motto des ersten Konferenztags von BaSIC. Das dürfte gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise für reichlich Gesprächsstoff sorgen – auch wenn möglicherweise die russischen Vertreter nicht verstehen werden, warum wieder einmal so viel diskutiert wird.
Autor: Christian Hunziker
Link: www.adlershof.de