Kürzer treten wenn es läuft? Der Chef der Feinwerk- und Messtechnik Firma FMB hat seine Pläne geändert
Drei bis vier Jahre ackern wollte Uwe Schneck, dann würde alles laufen und er etwas kürzer treten: 1990 – die wohl größte Fehleinschätzung seiner Unternehmer-Laufbahn. Schneck ist Maschinenbauingenieur und einer der Geschäftsführer der FMB Feinwerk- und Messtechnik GmbH, die Vakuumsysteme für Elektronenspeicherringe herstellt. Heute zählt das Unternehmen zu den Weltmarktführern bei der Konstruktion von Vakuumsystemen und Beamlines für Infrarot- und weiche Röntgenstrahlung. Für die Expansion in die harte Röntgenstrahlung kaufte FMB 2007 die Oxford Danfysik, ursprünglich ein Teil des Branchenriesen Oxford Instruments.
„Eine Firma kann man kaufen“, sagt Uwe Schneck, „aber wenn die Leute dann weglaufen, kann man zumachen.“ Es ging um Know-how und die Frage, dieses Wissen selbst zu entwickeln oder es durch einen Firmenkauf zu erwerben. Sechs Jahre zuvor hatte Oxford Instruments seine Beamline-Sparte an Danfysik verkauft. Die Entwicklung dort lief trotz Umstrukturierung nicht wie vom Unternehmen gewünscht.„Wir haben allerdings erste positive Signale gesehen, das Potenzial erkannt und uns zum Kauf entschlossen.
Es war eine schwierige Entscheidung“, erinnert sich Schneck. Auch bei den Mitarbeitern in England gab es Bedenken: „Aber“, sagt Schneck, „wir haben von Beginn an klar gemacht: Wir wollen auch von Oxford lernen.“ Die Bedenken legen sich schnell, in England merkt man: Die Neuen verstehen was wir hier machen. Schon vier Wochen nach der Übernahme wird das erste gemeinsame Projekt mit FMB Oxford umgesetzt – für einen Speicherring in Karlsruhe.
FMB beschäftigt heute an beiden Standorten etwa 100 Mitarbeiter. Für weltweit viele Elektronenspeicherringe, die mit Edelstahl-Vakuumsystemen arbeiten, hat das Unternehmen Beamlines, sogenannte Front-Ends oder Vakuumsysteme konstruiert, gebaut und installiert. Angefangen hat alles in den „Wirrnissen“ der Nachwendezeit. Als „blauäugig genug“ bezeichnet Schneck sich und seine zwölf Kollegen, die im September 1990 die Evaluation ihres Forschungsinstitutes, dem Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau, nicht abwarten wollen und den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Es ging „auf und ab“, selbst Schnecks Frau ist der Meinung „das wird doch nichts“ und empfiehlt die Job-Suche in West-Berlin.
Das Fachwissen und die hohe Qualifikation der Mitarbeiter zeigen jedoch bald Erfolge, der Durchbruch gelingt durch Kooperationen mit den Beschleunigungsforschungszentren DESY, BESSY und dem Hahn-Meitner- Institut. Sie bringen Know-how und Aufträge. 1996 erhält FMB den Auftrag für den Bau der Vakuumkammern für den Elektronenspeicherring BESSY II, wichtige Referenz und die Eintrittskarte ins globale Geschäft – nach Melbourne, Singapur, Kanada, Zürich oder Barcelona.
Die drei, vier Jahre sind lange vorbei. „Aber das Ackern“, sagt Uwe Schneck, „das hört nie auf.“
von Rico Bigelmann