Mit Katz und Witz zum ultrakurzen Blitz
HZB-Trickfilme als Wissenschaftsvermittler
Spätestens seit Erwin Schrödinger sind Katzen untrennbar mit der Welt der Physik verbunden. Nicht immer allerdings müssen sie – wie in Schrödingers Gedankenexperiment zur Natur der Quantenmechanik – in einer Blackbox versteckt und zugleich in totem wie lebendigem Zustand sein, um für Physiker interessant zu sein. Äußerst vital kommt die Katze im Zweiminutenfilm „BESSY VSR – The Art of Squeezing Electrons“ daher, in dem sie – als orangefarbene Trickfigur – die Hauptrolle spielt. Sie hilft dabei, den Zuschauern den geplanten Umbau des Speicherrings BESSY II am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) in Adlershof zu erklären.
Weltneuheit: Kurze Pulse
Das Elektronensynchrotron produziert zurzeit fast ausschließlich lange Lichtpulse. Um noch schnellere Ereignisse im Inneren von Atomen „filmen“ zu können, sollen gleichzeitig auch kurze Pulse zur Verfügung gestellt werden. „Das ist eine weltweite Neuheit und eine große technologische Herausforderung, aber wir können das“, fasst HZB-Sprecherin Ina Helms die Botschaften zusammen, die das Video rüberbringen soll.
Dafür legt sich die Katze mächtig ins Zeug: Drahtig springt sie durch die Szenerie und lässt sich selbst dabei mit Schnappschüssen beobachten, quetscht die Elektronen für die kurzen Pulse zusammen, macht sich mit Schraubenschlüssel an großen Rohren zu schaffen, schleppt Eiswürfel zum Kühlen heran, putzt wie eine Weltmeisterin, um alles supersauber zu halten, und wird schließlich beinahe dahingerafft von den starken elektromagnetischen Feldern, die die neuen supraleitenden Ringelemente umgeben. Am Ende allerdings bleibt auch Zeit, das getane Werk bei einem Gläschen Sekt zu genießen.
Katzen-Humor kommt gut an
Bis auch am aufgerüsteten BESSY in Adlershof die Sektgläser klingen, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern. Wissenschaftliche Vorarbeiten sind gemacht. Nun soll der Film helfen, das Projekt zu vermarkten, Gelder dafür einzusammeln, Wissenschaftler für die neuen Möglichkeiten zu begeistern. Zielgruppe sind in erster Linie die wissenschaftliche Community, Studierende und die schlipstragende Fraktion: von der Wissenschaftspolitik über den Aufsichtsrat bis zum wissenschaftlichen Beirat. Und bei denen kommt der Katzen-Humor sehr gut an: „Alle, denen wir den Film gezeigt haben, waren total begeistert“, berichtet Ina Helms, zusammen mit den Filmemacherinnen Kerstin Hoppenhaus und Sibylle Grunze verantwortlich für den witzigen Ton in der Wissenschaftskommunikation.
„Humor ist generell wichtig bei unserer Arbeit“, betont Helms. „Wir sind ein lockeres Team und haben Spaß an dem, was wir tun. Vor allem darf man nicht alles so ernst nehmen, auch nicht sich selbst.“
Inspiriert von Schrödingers Katze
Zu Beginn setzt sich die Presseabteilung mit den Filmemacherinnen zusammen und lässt sich regelrecht löchern. Dann werden die vielen Informationen auf zwei bis drei Kernbotschaften reduziert, die der Zielgruppe entsprechen. Und dann entwickeln Hoppenhaus und Grunze ihre kreativen Ideen. In diesem physikalischen Umfeld waren sie tatsächlich inspiriert von Schrödingers Katze. „Außerdem landen Katzen immer auf den Füßen. Zu diesen Bewegungsabläufen gibt es viele Visualisierungen im Netz. Das ist doch eine positive Symbolik“, findet Hoppenhaus.
Das Storybuch, in dem Text- und Bildideen notiert sind, wurde noch mal eng mit Ina Helms und Professor Andreas Jankowiak, dem wissenschaftlichen Leiter des Projektes, abgestimmt. Anders als bei anderen Filmen wird erst getextet und eingesprochen, danach entstehen die Animationen und der Film, passgenau zur gesprochenen Botschaft. Das hat durchaus seinen Preis. „Filme an sich sind schon recht kostspielig und die Animationen sind dann nochmal teurer“, sagt Helms.
Neutron-Man
Der Katzen-Film ist nicht das erste Projekt, in dem das HZB Wissenschaft mit einem Augenzwinkern vermittelt. Begonnen habe das eigentlich nach Fukushima, so Helms, als man die Bevölkerung verstärkt über den Forschungsreaktor in Wannsee informieren musste und die Unterschiede zu einem Kernkraftwerk. Der komplexen Materie rückte man damals mit dem – ebenfalls animierten – Neutron-Man zu Leibe. „Auch dieser Film kam sehr gut an. Wir nutzen ihn immer noch gerne bei Besucherführungen und zum Tag der offenen Tür“, berichtet Helms.
Kataströphchen im Labor
In ihrem neuesten Projekt setzen die HZB-Kommunikatorinnen übrigens ganz gezielt auch auf den Humor der Wissenschaftler selbst: Im gerade mit dem Deutschen Preis für Online-Kommunikation ausgezeichneten Zukunftslogbuch HZBzlog können sie von ihrer Arbeit berichten, in leicht eingängigen, manchmal auch witzigen Bildern, das eine oder andere Kataströphchen im Labor eingeschlossen, und so einen Eindruck davon vermitteln, dass es auch im Alltag von Forschern nicht immer so bierernst zugeht.
Von Uta Deffke für Adlershof Journal