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Games-Branche im Aufwind
Über 300 Unternehmen befassen sich in Deutschland mit Entwicklung und Vertrieb von Spielen für PC, Smartphone und Spielkonsole. Darunter die Start-ups Brightside Games und it Matters Games. Die Letztgenannten bereiten gerade ihren Umzug nach Adlershof vor, während Brightside Games ein Urgestein im Gründerzentrum CHIC Charlottenburg ist.
Kleine, flexible Entwicklungseinheiten. In Hochphasen ihrer Projekte ziehen sie Freiberufler aus der ganzen Stadt zusammen. In Konzeptionsphasen steckt nur die Stammbelegschaft die Köpfe zusammen.
Räumliche Flexibilität
Wer arbeitet wie die Berliner Start-ups Brightside Games UG und it Matters Games UG, braucht auch räumliche Flexibilität. „Wir waren Anfang 2011 die allerersten Mieter im CHIC, noch vor der offiziellen Eröffnung und ehe dort Internet verfügbar war“, berichtet Brightside-Gründer Thomas Bedenk. Längst haben sich die Flure des Charlottenburger Innovations-Centrums gefüllt, das die WISTA-Tochter IZBM managt. Bedenk und Mitgründer Johannes Giering haben aber immer noch die Option, bei Bedarf zusätzliche Räume zu mieten und diese nach der heißen Projektphase auch wieder abzugeben.
Kennengelernt haben sich Bedenk und Giering in einem Studienprojekt an der Technischen Universität (TU) Berlin. Darin entwickelten sie das Konzept ihres Spiels „Zeit2“, das es dann bis ins Finale des Independent Games Festival schaffte. Top 10 in einem Feld 145 internationaler Teams: In der Gamer-Szene kommt das einem Ritterschlag gleich. Das Duo hat den Schwung genutzt, Rat beim Gründerservice der TU Berlin gesucht, ein EXIST-Gründerstipendium erhalten und 2009 gleich noch den Gründerwettbewerb Multimedia gewonnen.
Die Games-Branche wandelt sich ständig
An diesen Erfolg konnten sie anknüpfen. „Wir haben bisher eine sehr gute Mischung aus Eigen- und Auftragsentwicklung hinbekommen“, sagt Bedenk. Die Gewinne aus Aufträgen haben sie in eigene Game-Ideen investiert. So sind sie bislang ohne Investor ausgekommen – und haben mit ihrem neuesten Spiel „Team Indie“ wieder Nominierungen beim Deutschen Entwicklerpreis und beim Deutschen Kindersoftwarepreis erreicht. Trotz der Erfolge bleibt das Team geerdet: „Es ist nicht unser vorrangiges Ziel, schnell zu wachsen und möglichst viel Geld aus unseren Kunden zu ziehen“, sagt Bedenk. Ihm schwebt vor, weiterhin als flexible, schnell anpassungsfähige Einheit zu agieren. Die Games-Branche sei kompliziert und wandele sich ständig. Vertriebsmodelle verändern sich. Mobile Geräte mischen den Markt auf. Nur wer am Ball bleibt und Veränderungen antizipiert, hat Aussicht auf Erfolg.
Option zum Weiterwachsen
Die Gründer von it Matters Games haben einen anderen Weg eingeschlagen, der sie nun ins neue Adlershofer Zentrum für IT und Medien (ZIM 3) führt. Seit dem Start vor 2,5 Jahren ist das Team von drei auf zwölf Mitarbeiter und damit über die bisherigen Räume in Oberschöneweide hinausgewachsen. Zumal auch hier in heißen Entwicklungsphasen Freelancer hinzustoßen. Geschäftsführer Jens Kortboyer hat sich deshalb in ganz Berlin nach Räumen umgeschaut. „Ich habe nichts gefunden, was für den Preis nur annähernd den Standard und die Infrastruktur bietet, wie das ZIM“, sagt er. Und auch die Option, im ZIM weiterzuwachsen, habe ihn überzeugt.
Kortboyer hat it Matters Games in Kooperation mit Hendrik Lesser klar auf Wachstum ausgerichtet. Lesser war einst sein Dozent, ist international bestens vernetzt und setzt sich auf allen Ebenen für die junge Games-Branche ein. Der Macher steht an der Spitze der Münchener remote control productions (rcp). Deren Mitarbeiter schwärmen ständig auf Messen und Kongresse in aller Welt aus und bringen in Erfahrung, wer wann wo Aufträge ausschreibt. Für diese Aufträge reichen Kooperationspartner wie it Matters Games und auch das Team von Brightside Games Konzepte ein. Immer wieder konnten sie dabei zuletzt mit ihren Ideen und ihrem Know-how überzeugen. So kommt es, dass sie als Start-ups bereits auf Referenzkunden wie Disney, Tivola oder die Automobilkonzerne VW und Porsche verweisen können. Letztere geben unter anderem zur Einführung neuer Modelle Games in Auftrag, mit denen Spieler diese Fahrzeuge virtuell erfahren können.
Solche Aufträge treiben das Wachstum der Neuadlershofer an. Bisher haben sie keinen Investor gebraucht. „Wir finanzieren uns aus eigener Kraft“, erklärt Kortboyer. Mit seinen Spielen wird das Start-up künftig am Technologie- und Wissenschaftsstandort mitspielen.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal