Physikerin mit eigener Forschungsgruppe im Bereich solare Brennstoffe
Kathrin Aziz-Lange im Gespräch
Eigentlich wollte sie Dokumentarfilmerin werden. Das war der Jugendtraum von Kathrin Maria Aziz-Lange. Doch dann studierte und promovierte sie in Physik. Weil das so unendlich viele Möglichkeiten eröffnet, sagt sie. Jetzt führt sie Regie beim Aufbau einer eigenen Helmholtz-Nachwuchsgruppe im Bereich solare Brennstoffe am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB). Ohne Kamera. Die holt sie momentan nur raus, um festzuhalten, wie ihre einjährige Tochter die Welt entdeckt. Musik, Kunst, Sport – die 31-Jährige begeistert sich für vieles. Derzeit sprudelt sie über vor neuer Ideen in der Forschung, die sie umsetzen möchte.
Woran forschen Sie momentan?
Wir untersuchen Materialsysteme, die mit Sonnenlicht Wasser spalten und so die flüchtige Solarenergie chemisch im Brennstoff Wasserstoff speichern können. Speziell geht es um die in In-operando-Charakterisierung für Defekte, wir wollen deren Fingerabdruck in der elektronischen Struktur von Materialien für die Wasserspaltung, also den dafür entwickelten Katalysatoren und Halbleitern finden. Dazu nutzen wir eine neue Zelle, in der man mit weicher Röntgenspektroskopie diese Materialien währen ihrer Funktion untersuchen kann, das heißt bei angelegter Spannung und in Kontakt mit Flüssigkeiten.
Büro oder Labor – wo verbringen Sie die meiste Zeit?
Nach der Geburt meiner Tochter bis zum Ende letzten Jahres habe ich Telearbeit gemacht. Büroarbeit überwiegt auch künftig.
Seit wann arbeiten Sie in Adlershof?
Mit Unterbrechungen seit 2009. Ich habe schon während meiner Diplomarbeit erste Messungen am Elektronenspeicherring des HZB gemacht, bin dann für meine Promotion komplett ans HZB gekommen. Nach einem Postdoc am Max-Born-Institut bin ich mit dem Helmholtz-Postdoktorandenprogramm an die École polytechnique fédérale de Lausanne in der Schweiz gegangen.
Wie kommen Sie Zur Arbeit?
Ich pendle zwischen Adlershof und Wannsee und in Zukunft wird auch noch eine Lehrtätigkeit an der Universität Bielefeld dazukommen. Zu meinen Berliner Arbeitsplätzen fahre ich mit dem Auto, nach Bielefeld dann mit dem Zug.
Ihr Lieblingsort in Adlershof ist …
… der Ernst-Ruska-Uferstreifen am Teltowkanal.
Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?
Begeisterungsfähigkeit und Motivation. Damit versetzt man Berge.
Wofür begeistern Sie sich außerhalb der Physik?
Für ganz vieles. Ich mache gern Musik, habe mehrere Jahre Geigenunterricht genommen, kann auf der Gitarre und dem Klavier begleiten, und ich singe auch. Mit meinem Bruder und ein paar Freunden bilden wir zusammen eine kleine Band und spielen auf Familienfesten. Kunst finde ich auch spannend. Deshalb war es besonders schön, dass ich während meiner Diplomarbeit zur Spektroskopie auch Kunst- und Kulturgüter im Louvre in Paris untersuchen konnte. Ich male auch selbst, vor allem florale Muster, aber auch gerne mal Portraits.
Sport finde ich auch super. Ich hab geturnt, Hockey und Volleyball gespielt, tauche gern und besitze sogar einen Rettungstauchschein. Nur an der Zeit zum Sport treiben mangelt es mir momentan.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues ausprobiert?
Mit Kind ist man täglich in einer Situation, wo man etwas Neues probiert. Meine Tochter spricht schon wie ein kleiner Wasserfall, aber beim Laufen ist sie sehr vorsichtig. So animiere ich sie immer wieder mit einer anderen Idee, Schritt für Schritt zu wagen.
Was können Sie überhaupt nicht?
Ordnung im Haushalt ist nicht mein Steckenpferd, da bin ich ein chaotischer Typ.
Was hat Sie zuletzt wirklich bewegt?
Die Terroranschläge in Paris letzten Herbst.
Wohin würden Sie auswandern, sollte das irgendwann einmal ein Thema werden?
Ich bin ein sehr reisebegeisterter Mensch. Doch je mehr ich von der Welt gesehen habe, umso mehr schätze ich Berlin und das Umland. Zum einen gibt es kulturell viel zu erleben, aber man ist auch schnell im Grünen.
Wo holen Sie sich Inspiration?
Aus meinem interdisziplinären Arbeitsumfeld. Wenn ich mich mit Kollegen aus anderen Bereichen unterhalte, überlege ich, ob und wie meine Forschungen bei der Lösung ihrer wissenschaftlichen Probleme helfen können, und komme auf neue Ideen.
Das Gespräch führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal